veröffentlichende Fachgesellschaft: The Royal College of Emergency Medicine
Klassifikation gemäß AWMF:
Datum der Veröffentlichung: 26.09.2022
Ablaufdatum:
Quelle/Quelllink: https://rcem.ac.uk/clinical-guidelines/
Symptome
- Unruhe
- ständige körperliche Aktivität
- bizarres Verhalten (einschließlich Paranoia, Hypervigilanz)
- Furcht, Panik
- ungewöhnliche oder unerwartete Stärke/Kraft
- anhaltendes Ungehorsam ggü. Polizei oder Rettungsdienstpersonal
- erhöhte Schmerztoleranz
- Hyperthermie, Schwitzen
- Tachypnoe
- Tachykardie
Anamnese
- beobachtete Verhaltensweisen, die zur Diagnostik akuter Verhaltensstörung beitragen/beigetragen haben
- Deeskalationsversuche/-möglichkeiten
- Beurteilung der geistigen Fähigkeiten/des psychischen Zustands
- angewendete Zwangsmaßnahmen, Dauer und Indikation
- Notwendigkeit der Zuhilfenahme der Polizei, einschließlich Anwendung von Zwang und ggf. Fixierung
- Beruhigungsmittelstrategie und etwaige unerwünschte Ereignisse
Ursachen
- Drogenintoxikation
- psychische Erkrankungen
- Substanzsentzug
- Serotonin-Syndrom
- Hypoxie
- Hypoglykämie
- Elektrolytstörung
- Sepsis
- Kopfverletzung
- anticholinergisches Syndrom
- malignes neuroleptisches Syndrom
- thyreotoxische Krise
- Hitzschlag
- Krampfanfälle
Merkmale einer guten Umgebung für Deeskalation
- günstig gelegene Ausgänge, damit das Personal den Raum verlassen kann, ohne vom Patienten eingeklemmt zu werden
- Türen, die sich nach außen öffnen lassen
- ruhig, reizarm
- nicht zu warm
- keine Geräten/Möbeln und beweglichen Gegenständen vorhanden, die potenzielle Waffe darstellen oder zur Verbarrikadierung verwendet werden könnten
- Abwesenheit von potenziellen Möglichkeiten zur Strangulation/zum Erhängen
- komplett und dauerhaft einsehbar
Therapie
- Ketamin oder Droperidol als Mittel der ersten Wahl
- Ketamin als Mittel der ersten Wahl zur schnellen Beruhigung/Sedierung
- Midazolam
- hohes Nebenwirkungspotential
- Haloperidol und Lorazepam mit späterem Wirkeintritt als Midazolam
- kombinierte Anwendung (Haloperidol 5 mg IM + Lorazepam 2 mg IM) sorgt für bessere Sedierung als Haloperidol oder Lorazepam allein
- Dosierungen
- Ketamin 4mg/kg i.m. (oder i.v. langsam titriert)
- Droperidol 5 – 10mg i.m.
- für i.v.-Applikation ggf. höhere Konzentrationen erforderlich
- falls Ketamin oder Droperidol nicht vorhanden, Midazolam (5 – 10mg i.m.), Lorazepam (4 mg i.m.) oder Haloperidol (5 mg i.m. +/- 2 mg Lorazepam i.m.) in Betracht ziehen
- ggf. i.v.-Dosen reduzieren, wenn vorher i.m.-Gaben erfolgt sind
- ggf. Narkoseeinleitung und Intubation in Betracht ziehen; anschließend Transport auf ITS; Indikationen:
- Notwendigkeit der Atemwegssicherung
- unzureichende Spontanventilation zur Aufrechterhaltung der Oxygenierung und zur Vermeidung von Hyperkapnie
- schwere Erregung trotz maximaler Sedativa-Gabe
- anhaltende Stoffwechselentgleisung
- Notwendigkeit, Hyperthermie zu behandeln
- Notwendigkeit, andere Eingriffe oder Untersuchungen zu ermöglich
- weitere anästhesiologische Überlegungen
- Ketamineinleitung, um die hämodynamische Instabilität bei der Einleitung zu minimieren
- Suxamethonium vermeiden – Gefahr einer Hyperkaliämie
- Opioide vermeiden – Morphin kann durch Freisetzung von Histamin Hypotonie verschlimmern; Fentanyl problematisch, wenn mögliches Serotonin-Syndrom vorliegt, was Serotonin-Ausstrom aus den Zellen bewirkt
- Beatmung während der Rapid Sequence Induction zur Aufrechterhaltung des respiratorischen Ausgleichs bei schwerer metabolischer Azidose
- Optionen für Aufrechterhaltung der Sedierung im:
- Diazepam 0,3 mg/kg, titrierte Dosis, i.v. (oder oral), bei Bedarf wiederholen
- Lorazepam 0,03 mg/kg, titrierte Dosis i.v. (oder oral), bei Bedarf wiederholen
- Haloperidol 2,5 mg i.m. (älteren Menschen: 1,25 mg) oder 2 mg oral (bei älteren Menschen: 1 mg), bei Bedarf wiederholen
- Olanzapin 5 – 10mg i.m. oder oral (bei älteren Menschen: 2,5 – 5mg), bis zu zweimal innerhalb von 24 Stunden wiederholen
- Benzodiazepine wirksam bei Entzug von Alkohol oder Betäubungsmitteln
- Baclofen bei GHB/GBL-Entzug einsetzen
- Benzodiazepine können Delirium verschlimmern und verlängerte und übermäßige Sedierung bei älteren Patienten verursachen
- Haloperidol und Olanzapin können eine QT-Verlängerung oder Herzrhythmusstörungen verursachen
- weitere Maßnahmen
- Sedierungskontrolle inkl. etCO2
- Rehydrierung
- Korrektur von Elektrolyt-/Glukose-/Azid-Basen-Anomalien
- Korrektur der Hyperthermie, falls erforderlich
- Vorbeugung oder Behandlung möglicher Folgeerkrankungen (z. B. Rhabdomyolyse, disseminierte intravasale Gerinnung)
- so früh wie möglich versuchen Anamnese zu erheben, sofern möglich
- BZ-Messung
- EKG- sowie weiteres Monitoring
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