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Leitlinie „Acute Mechanical Circulatory Support“ der HFSA

veröffentlichende Fachgesellschaft: Heart Failure Society of America (HFSA)
Klassifikation gemäß AWMF:
Datum der Veröffentlichung: 06.02.2023
Ablaufdatum:
Quelle/Quelllink: https://doi.org/10.1016/j.healun.2022.10.028

Grundsätzliches

  • Definition kardiogener Schock
    • Mortalität: 30 – 60 %
    • definiert durch Gewebehypoperfusion und Endorganschädigung/-dysfunktion aufgrund einer primären Herz-Kreislauf-Erkrankung
  • Definition akutes Lungenversagen
    • kurzfristige (Stunden bis Tage) Unfähigkeit des Atmungssystems, entweder PaO2 von min. 60 mmHg oder pCO2 zw. 35 – 45 mmHg aufrechtzuerhalten (Werte sind allg. Richtwert, der im Zusammenhang mit anderen Testergebnissen, Krankengeschichte und körperlicher Untersuchung betrachtet werden muss)
    • Unterscheidung zwischen primärer pulmonaler und extrapulmonaler Dysfunktion durch gründliche Untersuchung, insbesondere in späteren Stadien des Krankheitsverlaufs
    • Ursachen sind erhöhter hydrostatischen Druck in Alveolarkapillaren (bei LV-Insuffizienz oder Hypervolämie), pulmonale Blutungen, entzündliche Exsudate (bei Lungenentzündung oder Lungenkrebs) oder pulmonale und systemische Beeinträchtigung der Alveolarkapillarmembran mit erhöhter alveolärer Kapillardurchlässigkeit und Entwicklung eines interstitiellen und alveolären Ödems
  • Definition akutes hypoxämisches Versagen
    • schwere arterielle Hypoxämie, die auf zusätzlichen Sauerstoff nicht anspricht (verursacht durch intrapulmonalen Shunt)

Epidemiologie

  • 80 % aller kardiogener Schocks ist auf akuter Myokardinfarkt zurückzuführen
    • in ca. 5 – 10 % eines STEMI tritt kardiogener Schock als Komplikation auf
    • Risikogruppen mit höherer Inzidenz für kardiogenen Schock als STEMI-Komplikation: Frauen, ethnische Minderheiten und Patienten > 75 Jahre
  • 20 % aller kardiogener Schocks ist nicht auf einen akuter Myokardinfarkt zurückzuführen
    • akute Dekompensation der chronischen Herzinsuffizienz in 11 % aller Fälle
    • akute Herzklappeninsuffizienz in 6 % aller Fälle
    • Stresskardiomyopathie in 2 % aller Fälle
    • Myokarditis in 2 % aller Fälle
    • Risikogruppen mit höherer Inzidenz für kardiogenen Schock: jüngere Personen, häufiger Frauen, größere Ventrikel, höheres Maß an Mitralregurgitation und höhere NT-pro-BNP-Werte (Typ B)
    • Krankenhausmortalität bei Takotsubo- oder Stresskardiomyopathie: 15 – 23,5 %

Pathophysiologie

  • Pathophysiologie kardiogener Schock
    • primäres kardiales Ereignis (akuter Myokardinfarkt, akut-chronische Herzinsuffizienz, fulminante Myokarditis, massive Lungenembolie) führt zu abruptem Beginn einer akuten oder akut-chronischen ventrikulären Dysfunktion
    • nachfolgend Kaskade pathologischer und kompensatorischer Reaktionen (systemische Vasokonstriktion, systemische Entzündung, Flüssigkeitsretention und gestörte Gewebe-Mikrozirkulation
    • später fortschreitende Gewebehypoperfusion, koronare/myokardiale Hypoperfusion und erhöhte Nachlast
    • schlussendlich schlechter kardialer Output und Tod
  • Pathophysiologie hyperkapnisches Atemversagen
    • reduzierte Alveolarventilation führt zu respiratorischen Azidose und aufgrund desunzureichenden Gasaustauschs aufgrund von CO2-Retention zu pCO2-Wert > 50 mmHg
    • Hyperkapnie kann durch Fieber, Krampfanfälle, erhöhten Totraum (z.B. Asthma, COPD, Lungenfibrose), Hypoventilation mit vermindertem zentralen Atemantrieb (z.B. Opiat-Intox), neuromuskuläre Übertragungsstörungen, mechanische Defekte des Brustkorbs (z.B. Trauma oder Kyphoskoliose) oder Ermüdung der Atemmuskulatur ausgelöst sein

Schock-Klassifikation nach Schweregrad (SCAI)

  • Grad I – Risikopatient*in
  • Grad II – Patient*in mit beginnendem kardiogenen Schock
  • Grad III – Patient*in mit klassischem kardiogenen Schock
  • Grad IV – sich verschlechternde*r Patient*in mit kardiogenen Schock
  • Grad V – Patient*in im kardiogenen Schock in akuter, hochgradiger Lebensgefahr

Therapie

  • frühzeitige Revaskularisierung stellt Eckpfeiler der Therapie des kardiogenen Schocks nach akutem Myokardinfarkt dar
  • Therapie bei kardiogenen oder obstruktiven Schock (z.B LAE oder Herzbeuteltamponade) besteht aus rechtzeitige Diagnostik sowie gezieltem Management mit Drainage, Antikoagulation, systemische/gezielte Thrombolytika-Gabe, manuelle Thrombektomie oder Operation
  • Inotropika und Vasopressoren sind Therapie der ersten Wahl bei hämodynamischer Instabilität und kardiogenem Schock

akute mechanische Kreislauf-Unterstützung

  • frühzeitige Einleitung einer akuten mechanischen Kreislauf-Unterstützung kann die Folgen der systemischen Hypoperfusion, der sich verschlimmernden Ischämie und der nachlassenden Herzfunktion abmildern, indem die ischämische Belastung gemindert, die CO-Werte erhöht und Medikamente mit hohem kardialen Sauerstoffbedarf minimiert werden können
  • Indikationen variieren aufgrund Heterogenität sowohl Ätiologie als auch des Schweregrads bei kardiogenem Schock
  • wichtigste Indikationen für VV-ECMO bei akutem Lungenversagen unter akuter Lungenerkrankung und reeler Möglichkeit der Genesung
    • hypoxämische respiratorische Insuffizienz
    • hyperkapnische respiratorische Insuffizienz
    • Atmungsversagen während der Wartezeit auf Lungentransplantation
    • pulmonale Luftlecks und komplexes Atemwegsmanagement
  • Kontraindikationen für VV-ECMO bei hypoxämischer oder hyperkapnischer
    respiratorischer Insuffizienz
    • mechanische Beatmung mit hohen Einstellungen (FiO2 > 0,9, Plateaudruck > 30) für 7 d
    • schwere pharmakologische Immunsuppression (absolute Neutrophilenzahl < 400/mm3)
    • aktuelle oder sich ausweitende Blutungen im ZNS
    • nicht heilbare Komorbiditäten wie schwere ZNS-Schädigung oder maligne Erkrankungen
    • Alter (keine spez. Alter, aber Berücksichtigung des steigenden Risikos mit zunehmendem Alter)
  • Zeitpunkt für akute mechanische Kreislauf-Unterstützung ist aufgrund der zahlreichen Ursachen, der unterschiedlichen Patient*innen-Kollektive sowie Therapieverfahren der Grundproblematik nach wie vor nicht klar definiert
  • VA-ECMO bei Patienten mit Herzstillstand und kardiopulmonaler Reanimation in Betracht ziehen
  • Anlage ECMO als eCPR-Unterstützung erfolgt während der Thoraxkompression als VA-ECMO (Daten deuten auf Gesamtüberlebensrate von 30 % hin)
Published inLeitlinien kompakt

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