veröffentlichende Fachgesellschaft: New Zealand’s National Children’s Hospital (Starship)
Klassifikation gemäß AWMF:
Datum der Veröffentlichung: 09.04.2024
Ablaufdatum:
Quelle/Quelllink: https://starship.org.nz/guidelines/acute-stroke-in-children
Grundsätzliches
- 1 – 8/100 000 Kinder pro Jahr betroffen
- 1/2500 – 4000 Neugeborene bei den Lebendgeburten betroffen
- Sterblichkeitsrate von 5 – 10 % (Teil der zehn häufigsten Todesursachen)
- Grundregel “Time is brain” verringert Mortalität und Morbidität
Symptomatik
- Facialisparese oder Schwäche in den Gliedmaßen
- Sehstörungen und/oder Schwindel
- Ataxie bzw. Inkoordination der Gliedmaßen oder Unruhe
- Sprachstörungen
- unerklärliche, anhaltende Veränderung des Bewusstseins
- Kopfschmerzen (schlagartiges Auftreten in Sekunden bis Minuten)
- Zeichen für erhöhten Hirndruck
- Krampfanfälle mit anhaltendem neurologischem Defizit
Risikofaktoren
- Herz- und/oder Gefäßerkrankungen
- Infektionen
- Sichelzellenanämie
- Schädel-Hirn- bzw. Hals-/HWS-Trauma
- hämatologische Erkrankungen
pädiatrische Stroke Mimics (Differentialdiagnosen)
- ischämischer Schlaganfall
- plötzliches Auftreten
- alle neurologischen Symptome, v.a. fokale Schwäche, Sprachstörungen, sensorische Probleme, Ataxie
- cerebrale sino-venöse Thrombose
- plötzliches oder allmähliches Auftreten
- Kopfschmerzen, Lethargie, Übelkeit, Erbrechen oder Anzeichen erhöhter Hirndruck
- hämorrhagischer Schlaganfall
- plötzlicher Beginn
- alle neurologischen Symptome, v.a. Kopfschmerzen, Erbrechen, verändertes Bewusstsein
- Migräne
- allmählicher Beginn
- Seh- oder Empfindungsstörung, i.d.R. innerhalb von 30 min abklingend, gefolgt von Kopfschmerzen
- Krampfanfälle/Todd’sche Parese
- plötzlicher Beginn
- Krampfanfälle mit fokal-motorischen Anfällen
- Bell’sche Lähmung
- plötzlicher oder allmählicher Beginn
- isolierte Schwäche im oberen und unteren Gesichtsbereich
- dissoziative Konversionsstörungen
- plötzlicher oder allmählicher Beginn
- neurologische Symptome, die nicht neuroanatomisch begründbar und inkonsistent sind oder bei Untersuchungen variieren
- Synkope
- plötzliches Auftreten
- Bewusstseinsverlust mit erkennbarem Auslöser; vorausgehende allmähliche Sehverschlechterung, Kribbeln oder Schwitzen
- postinfektiöse Kleinhirnentzündung
- allmähliches Auftreten
- isolierte Kleinhirnsymptome
- akute disseminierte Enzephalomyelitis (ADEM)
- allmähliches Auftreten
- Enzephalopathie, Krampfanfälle und multifokale neurologische Defizite
- Tumore
- allmähliches Auftreten
- alle neurologischen Anzeichen, Bewusstseinsstörungen und Anzeichen erhöhter Hirndruck
Anamnese
- Zeitpunkt des Auftretens (z.B. allmählich/plötzlich; letztes Mal in gesundem Zustand gesehen)
- angeborene Herzerkrankungen
- Komorbiditäten mit hohem Risiko für Herzerkrankung
- kürzliche Kopf-/Halsverletzungen
- Familiengeschichte bzgl. Blutgerinnungsstörungen/früherer Schlaganfall
- Infektion/postinfektiöse Symptome
- Vaskulitis-Symptome
Diagnostik
- vollständige neurologische Untersuchung
- Monitoring, v.a. Blutdruck und EKG
- Herzgeräusche
- Auskultation der Karotiden
- Anzeichen einer Infektion/Meningitis
- Anzeichen einer systemischen Vaskulitis
- Anzeichen eines erhöhten Hirndrucks
- BZ-Messung
Therapie
- O2-Gabe, wenn SpO2 < 92 % (CAVE: Kinder mit Sichelzellenanämie)
- Anlage i.v.-Zugang sowie Blutentnahme für Labor
- Gabe von isotonen Flüssigkeiten mit Normovolämie als Ziel
- RR-Kontrolle mit Ziel-RR zw. 50. – 90. Perzentil des jeweiligen Alters (medikamentöse RR-Kontrolle nur in Rücksprache mit Kinderneurologie)
- BZ-Management mit Normoglykämie (BZ < 180 mg/dL)
- Temperaturkontrolle (< 37,5 °C, sonst fiebersenkende Therapie erwägen)
- Krampfanfall-Management (Levetiracetam, Phenytoin oder anderen Antikonvulsiva erwägen; sonst Vorgehen gemäß PALS)
- Prüfung der Eignung für eine Reperfusionstherapie; Voranmeldung/Rücksprache mit Neurologie
- Thrombolyse-Fenster: 0 – 4,5 h nach Symptombeginn
- Zeitfenster für Thrombektomie: 0 – 6 h (6 – 24 h bei ausgewählten Patienten)
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