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Leitlinie „Alcohol Withdrawal Management“ der ASAM

veröffentlichende Fachgesellschaft: American Society of Addiction Medicine
Klassifikation gemäß AWMF:
Datum der Veröffentlichung: 01.09.2020
Ablaufdatum:
Quelle/Quelllink: https://doi.org/10.1097/adm.0000000000000668

Diagnostik & Anamnese

  • Ausschließen anderer schwerer Krankheiten, die die Anzeichen und Symptome des Alkoholentzugs nachahmen können
  • Feststellen, ob der Patient Medikamente einnimmt, die die Anzeichen und Symptome des Alkoholentzugs maskieren können.
  • gleichzeitig auftretende Krankheiten, psychische Störungen, Substanzkonsumstörungen oder gleichzeitigen Entzug anderer Substanzen nicht ausschließen, selbst wenn ein Alkoholentzug vorliegt
  • neurologische Untersuchung bei Patienten, mit Krampfanfall vorstellen, um die Ätiologie zu bestimmen
    • Krampfanfall sollte nur dann auf einen Alkoholentzug zurückgeführt werden, wenn der Alkoholkonsum vor kurzem eingestellt (oder reduziert) wurde
  • Durchführen einer eingehenden neurologischen und medizinischen Untersuchung mit geeigneten Tests bei Patienten, die sich mit einem Delirium vorstellen, um andere häufige Ursachen für ein Delirium unabhängig von der offensichtlichen Ätiologie auszuschließen
    • Versuch der Unterscheidung zwischen Halluzinationen im Zusammenhang mit Alkoholentzugsdelirium und Alkoholhalluzinationen/alkoholinduzierter psychotischer Störung
  • Informationen darüber eingeholen, wie viel Zeit seit der Beendigung (oder Reduzierung) des Alkoholkonsums des Patienten verstrichen ist; zeitlicher Verlauf des Auftretens und der Schwere der Symptome hilft bei der Bestimmung des Risikofensters für die Entwicklung eines schweren oder komplizierten Entzugs
  • zusätzliche Informationen über Risikofaktoren bei Familienangehörigen, Freunden und Betreuungspersonen über die Vorgeschichte des Patienten in Bezug auf Alkoholentzug, Krampfanfälle und Delirium gewonnen werden erfragen
  • Überwachung auf Anzeichen von Übersedierung und Atemdepression

Therapie

  • Benzodiazepine sind aufgrund guter Wirksamkeit bei der Verringerung der Entzugserscheinungen und -symptome, einschließlich des Auftretens von Krampfanfällen und Delirien, die Behandlung der ersten Wahl
    • kein bestimmter Benzodiazepin-Wirkstoff empfohlen, länger wirkende Benzodiazepine sind aufgrund klinischer Vorteile zu bevorzugen
    • ggf. symptomgesteuerte Dosierung angemessen
    • Diazepam und Chlordiazepoxid sind die bevorzugten Wirkstoffe
  • Patienten, die dauerhaft mit Opioiden behandelt werden (Opioid-Agonisten zur Behandlung von Opioidkonsumstörungen oder Schmerzen), sollten wegen des erhöhten Risikos einer Atemdepression engmaschig überwacht werden, wenn Benzodiazepine verabreicht werden
    • in ähnlicher Weise zeigen Patienten, die sedativ-hypnotische Medikamente einnehmen, Toleranz ggü. Benzodiazepinen und sollten engmaschig hinsichtlich der angemessenen Dosis überwacht werden
  • vor der Verabreichung von Medikamenten an schwangere Patientinnen sicherzustellen, dass die Patientinnen die Risiken und den Nutzen des Medikaments sowohl für die Patientin als auch für den sich entwickelnden Fötus verstehen
    • Benzodiazepine und Barbiturate sind die Medikamente der Wahl bei der Behandlung von schwangeren Patientinnen mit Alkoholentzug; Risiko im ersten Trimesters, jedoch in Abwägung vernachlässigbar
    • Valproinsäure für schwangere Patientinnen nicht empfohlen
    • bei Patientinnen, bei denen ein Risiko für eine Frühgeburt besteht oder die sich im späten dritten Trimester befinden, Anwendung eines kurz wirksamen Benzodiazepins empfohlen
Published inIm Notfall PsychiatrieLeitlinien kompakt

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