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Leitlinie „Atmung, Atemunterstützung und Beatmung bei akuter und chronischer Querschnittlähmung“ der DMGP

veröffentlichende Fachgesellschaft: Deutschsprachige Medizinische Gesellschaft für Paraplegiologie e.V.
Klassifikation gemäß AWMF: S2k
Datum der Veröffentlichung: 02.08.2022
Ablaufdatum: 01.08.2027
Quelle/Quelllink: https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/179-011

Grundsätzliches

  • Querschnittlähmung führt nicht selten zu verminderter Atemfunktion und konsekutiv zu einem höheren Risiko für Pneumonien
  • ursächlich hierfür sind
    • motorische, lähmungsbedingte verminderte Kraft der in- und exspiratorischen Atemmuskulatur (inkl. Atemhilfsmuskulatur)
      • Verminderung Atemzugvolumen (AZV)
      • Verminderung inspiratorische Kapazität
      • Aufrechterhaltung Atemminutenvolumen (AMV) durch Erhöhung der AF
      • paradoxe Einwärtsbewegung bei Inspiration durch fehlende Stabilisierung des Rippenthorax
      • Verminderung exspiratorisches Reservevolumen (ERV)
      • Erhöhung Residualvolumen (RV)
    • veränderte Compliance von Lungen- und Thoraxwand
    • zentral gesteuerte Atemkontrolle
      • verminderter Atemantrieb als Antwort auf Hyperkapnie
    • Verminderung Durchmesser und Reagibilität der Atemwege
      • durch Querschnittlähmung oberhalb Th6 unterbrochene sympathische Nervenversorgung der Luftwege
      • verengte Bronchien, vermehrte Sekretproduktion und bronchiale Hyperreagibilität
    • Interaktion zwischen Thorax und Abdomen

Therapie

  • Husten- und Sekretmanagement
    • effizientes Abhusten von Sekret
    • Vermeiden von Sekretverhalt und von Atelektasen
    • Verbesserung der Ventilation
    • Reduktion von Bronchopneumonien

akute respiratorische Insuffizienz

  • zu berücksichtigende Beatmungsziele bei der Wahl des Beatmungsmodi:
    • ausreichende Oxygenierung und CO2-Eliminierung bei subjektivem Wohlbefinden
    • Verhinderung von Atelektasen
    • Möglichkeit der Phonation unter Beatmung
  • keine Empfehlung bzgl. der Wahl von volumenkontrollierter oder druckkontrollierter Beatmung
  • Zielvolumen von 6 – 8mL/kg Idealkörpergewicht
    • in seltenen Fällen in der Akutphase 10 – 15 mL/kg, v.a. bei Langzeitbeatmung über Jahrzehnte
    • Empfehlung der deutschsprachigen Querschnittgelähmtenzentren: 8 – max. 10mL/kg Idealkörpergewicht
  • PEEP von 5 – 6 cmH2O
  • ausreichende Oxygenierung (paO2 ≥ 60 mmHG)
  • Normokapnie anstreben; ggf. Hypokapnie tolerieren, wenn Luftnot unter Normokapnie auftritt

nicht-invasive Beatmung (NIV)

  • kann Intubation und Tracheotomie vermeiden; egal ob in Langzeittherapie oder in der Akutbehandlung
  • NIV in akuter Situation der Erschöpfung bei über viele Jahre ausreichender Spontanatmung einsetzen, um akute Situation zu überbrücken und zur Spontanatmung zurückzukehren
Published inLeitlinien kompakt

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