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Leitlinie „Cardiopulmonary Resuscitation and Emergency Cardiovascular Care – Part 5 – Neonatal Resuscitation“ der AHA

veröffentlichende Fachgesellschaft: American Heart Association
Klassifikation gemäß AWMF:
Datum der Veröffentlichung: 21.10.2021
Ablaufdatum: 20.10.2025
Quelle/Quelllink: https://doi.org/10.1161/CIR.0000000000000902

vor der Geburt

  • bei jeder Geburt sollte mindestens eine Person anwesend sein, die die ersten Schritte der Wiederbelebung des Neugeborenen durchführen und die Überdruckbeatmung einleiten kann und deren einzige Aufgabe die Betreuung des Neugeborenen ist
  • vor jeder Geburt sollte eine standardisierte Ausrüstungs-Checkliste verwendet werden, um das Vorhandensein und die Funktionsfähigkeit der für eine vollständige Reanimation erforderlichen Materialien und Geräte sicherzustellen
  • wenn eine Hochrisikogeburt erwartet wird, sollte ein Briefing des Reanimationsteams durchgeführt werden, um potenzielle Behandlungsmaßnahmen zu identifizieren und Rollen und Verantwortlichkeiten zuzuweisen

Management der Nabelschnur

  • Abnabelung erst nach mehr als 30 Sekunden bei vitalen Neugeborenen
  • keine ausreichende Evidenz frühe Abnabelung gegenüber verzögerter Abnabelung bei zu reanimierenden Neugeborenen
  • keine initiale Abnabelung bei Neugeborenen, die vor der 28. SSW geboren wurden

initiales Temperaturmanagement

  • initiale Temperatur routinemäßig dokumentieren
  • Zieltemperatur von 36,5°C bis 37,5°C halten
  • Unterkühlung (< 36 °C) vermeiden (erhöhtes Risikos für schlechteres Outcome)
  • Hyperthermie (> 38°C) vermeiden (erhöhtes Risikos für schlechteres Outcome)
  • Ablegen von gesunden Neugeborenen auf Haut der Mutter kann die Stillfähigkeit, die Temperaturkontrolle und die Blutzuckerstabilität verbessern
  • alle Wiederbelebungsmaßnahmen, einschließlich endotrachealer Intubation, Herzdruckmassage und Anlegen intravenöser Zugänge bei gleichzeitigem Temperaturmanagement
  • Verwendung von Wärmestrahlern, Plastikbeuteln und -wickeln (mit einer Kappe), erhöhte Raumtemperatur und erwärmte, befeuchtete Atemgasen kann Hypothermie bei Frühgeborenen wirksam verhindern
  • wärmeabgebende Matratzen zur Vorbeugung von Unterkühlung bei Frühgeborenen
  • verschiedene Kombinationen von Wärmestrategien nutzen, um eine Unterkühlung bei frühgeborenen Kindern zu verhindern
  • in ressourcenbeschränkter Umgebungen Neugeborene in eine saubere pädiatrische Rettungsdecke bis zum Nacken zu wickeln, um eine Unterkühlung zu verhindern

Atemwegsmanagement & Beatmung

  • kein routinemäßiges orales, nasales, oropharyngeales oder endotracheales Absaugen bei Neugeborenen
    • Absaugen indiziert, wenn eine Überdruckbeatmung nötig ist und die Atemwege eine Obstruktion vorweisen
  • taktile Stimulation bei Neugeborenen mit ineffektiver Atmung
  • ggf. Intubation und Trachealabsaugung bei nicht vitalen Neugeborenen, die mit inspiriertem Mekoniumgefärbtem Fruchtwasser entbunden wurden und bei denen während der Überdruckbeatmung eine Atemwegsobstruktion festgestellt wurde
    • keine routinemäßige Laryngoskopie mit oder ohne Trachealabsaugung bei nicht vitalen Neugeborenen (mit Apnoe oder ineffektive Atemanstrengung), die mit inspiriertem Mekonium-gefärbtem entbunden wurden
  • bei Neugeborenen, die innerhalb von 60 Sekunden nach der Geburt keuchen oder apnoisch sind oder die trotz geeigneter Erstmaßnahmen (einschließlich taktiler Stimulation) anhaltend bradykard sind (Herzfrequenz < 100/min) unverzüglic) Überdruckbeatmung durchführen
  • bei Neugeborenen, die eine Überdruckbeatmung benötigen, Spitzendrücke verwenden, um die Lunge aufzublasen und einen Anstieg der Herzfrequenz zu erreichen (Spitzeninflationsdruck von 20 bis 25 cm H2O, gelegentlich sind höhere Spitzeninflationsdrücke erforderlich)
    • Überdruckbeatmung mitpositiven endexpiratorischen Druck (PEEP) nutzen
    • überhöhte Spitzendrücke sind potenziell schädlich und sollten vermieden werden
  • Beatmung mit einer Frequenz von 40 bis 60 Atemhüben pro Minute durchführen
    • Inspirationszeit von einer Sekunde oder weniger
    • keine routinemäßige Anwendung anhaltender Beatmungen (potenziell schädlich)
  • CPAP-Therapie anstelle einer Intubation bei spontan atmenden Frühgeborenen, die unmittelbar nach der Geburt eine Atemunterstützung benötigen
  • bei Termingeburten und späten Frühgeborenen (35. SSW oder mehr), die bei der Geburt eine Atemunterstützung erhalten, anfängliche Verwendung von 21 % O2
    • bei Frühgeborenen (< 35. SSW), die beatmet werden, 21 % bis 30 % Sauerstoff nutzen und den Sauerstoffgehalt anschließend anhand SpO2 titrieren
    • keinen 100 %igen Sauerstoff verwenen
    • ggf. während der Herzdruckmassage höhere O2-Konz. verwenden

Kreislaufmanagement

  • EKG zur schnellen und genauen Messung der HF des Neugeborenen
  • während Herzdruckmassage EKG zur schnellen und genauen Bestimmung der HF verwenden
  • Nabelvene als Zugangsort empfohlen, falls Zugang benötigt
  • wenn intravenöser Zugang nicht möglich, intraossären Zugang etablieren

Reanimation

  • wenn die Herzfrequenz nach der Geburt trotz adäquater Beatmung für min. 30 Sekunden unter 60/min bleibt, Herzdruckmassage einleiten
  • drei Kompressionen gefolgt von einer Beatmung (Verhältnis 3:1)
  • Technik mit zwei Daumen und den Brustkorb umfassenden Händen der Technik mit zwei Fingern vorziehen, da dies für Verbesserung des Blutdrucks und mit geringerer Ermüdung des Personals verbunden ist

Medikamente

  • Gabe von Epinephrin i.v. (0,01 bis 0,03 mg/kg), wenn die Herzfrequenz nach Optimierung von Beatmung und Herzdruckmassage nicht auf > 60/min gestiegen ist
  • während ein i.v.-Zugang gelegt wird, kann es sinnvoll sein, endotracheales Epinephrin in einer höheren Dosis (0,05 bis 0,1 mg/kg) zu verabreichen
  • wenn endotracheales Epinephrin verabreicht wird, bevor ein Gefäßzugang verfügbar ist und die Reaktion darauf unzureichend ist, sollte sobald der Zugang gelegt ist Epinephrin verabreicht werden, unabhängig vom Intervall
  • alle 3 bis 5 Minuten weitere Dosen Epinephrin zu verabreichen, vorzugsweise i.v., wenn die Herzfrequenz unter 60/min bleibt
  • Neugeborenen mit Verdacht auf eine Hypovolämie Volumen verabreichen, wenn sie trotz Beatmung, Herzdruckmassage und Epinephrin bradykard bleiben (Herzfrequenz < 60/min)
  • Volumengabe mit normaler Kochsalzlösung (0,9 % Natriumchlorid) oder Blut mit 10 bis 20 ml/kg durchführen

ROSC-Management

  • Neugeborenen, die mit einem geschätzten Gestationsalter von 36 Wochen oder mehr geboren werden und bei denen sich eine mittelschwere bis schwere hypoxisch-ischämische Enzephalopathie entwickelt, sollte eine therapeutische Hypothermie nach klar definierten Protokollen durchgeführt werden
  • Neugeborene, die eine längere Überdruckbeatmung oder eine erweiterte Reanimation (Intubation, Herzdruckmassage oder Epinephrin) erhalten, sollten in einer Umgebung verbleiben oder in eine Umgebung verlegt werden, in der eine engmaschige Überwachung möglich ist
  • BZ so bald wie möglich nach der Wiederbelebung überwachen, wobei ggf. eine entsprechende Behandlung angezeigt ist
  • bei Neugeborenen, die nach der Wiederbelebung unbeabsichtigt unterkühlt sind (Temperatur < 36 °C), kann es sinnvoll sein, sie entweder schnell (0,5 °C/h) oder langsam (weniger als 0,5 °C/h) wieder aufzuwärmen

Beendigung oder Nicht-Einleiten der Reanimationsmaßnahmen

  • Verzicht auf Wiederbelebungsmaßnahmen und Abbruch lebenserhaltender Maßnahmen während oder nach der Wiederbelebung sollten als ethisch gleichwertig betrachtet werden
  • bei Neugeborenen, bei denen alle Wiederbelebungsschritte durchgeführt wurden, sollte die Einstellung der Wiederbelebungsmaßnahmen mit dem Team und der Familie besprochen werden
    • angemessener Zeitrahmen für die Änderung der Zielvorstellungen ist etwa 20 Minuten nach der Geburt
  • befindet sich ein Neugeborenes an der unteren Grenze der Lebensfähigkeit oder liegt ein Zustand vor, der wahrscheinlich zum frühen Tod oder zu schwerer Morbidität führt, ist es sinnvoll, die neonatale Reanimation nicht einzuleiten oder einzuschränken, nachdem Experten konsultiert und die Eltern in die Entscheidungsfindung einbezogen wurden
  • für Helfer von Wiederbelebungsmaßnahmen bei Neugeborenen kann es sinnvoll sein Nachbesprechung (Debriefing) durchzuführen
Published inLeitlinien kompakt

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