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Leitlinie „Crush Syndrome“ des JTS

veröffentlichende Fachgesellschaft: Joint Trauma System – Department of Defense Center of Excellence for Trauma
Klassifikation gemäß AWMF:
Datum der Veröffentlichung: 28.09.2016
Ablaufdatum:
Quelle/Quelllink: https://jts.health.mil/index.cfm/PI_CPGs/cpgs

Grundsätzliches

  • lebensbedrohlicher Zustand, der durch Einklemmen der Extremitäten bei gleichzeitiger umfassender Schädigung großer Muskelmassen auftreten kann
  • Risiko von Nierenschäden, Herzrhythmusstörungen und Tod
  • Reperfusion führt zur Freisetzung von Muskelzellbestandteilen, darunter Myoglobin und Kalium, die tödlich sein können
  • Freisetzung von Myoglobin führt zu einer Rhabdomyolyse mit dem Risiko einer Nierenschädigung
  • Nierenschäden führen zu Hyperkaliämie und schließlich zu Herzrhythmusstörungen
  • Kalzium wird von verletzten Muskelzellen aufgenommen und führt zu einer Hypokalzämie und damit zu Herzrhythmusstörungen

Volumentherapie

  • Ziel: Korrektur der Hypovolämie, um Myoglobinschädigung der Nieren zu verhindern und toxische Kaliumkonzentrationen zu mindern, um das Risiko von Nierenschäden und tödlichen Arrhythmien zu verringern
  • kristalloide Lösungen i.v./i.o.
    • Initialbolus: 2 L
    • Initialrate: 1 L/h
  • ggf. alternativ orale Gabe
  • Ultima ratio: rektale Infusion von bis zu 500 mL/h kann durch orale Flüssigkeitszufuhr ergänzt werden

Hyperkaliämie & Herzrhythmusstörungen

  • engmaschige Überwachung der Vitalparameter und Untersuchung des Kreislaufs alle 15 Minuten während der ersten 1-2 Stunden
    • Überwachung hinsichtlich verminderte periphere Pulsstärke und Hypotonie
  • 12-Kanal-Elektrokardiogramm (EKG)
    • Überwachung hinsichtlich ventrikulärer Störungen (z.B. ventrikuläre Tachykardien), Bradykardie und spezifischer EKG-Zeichen wie Sinusbradykardie, spitze T-Wellen, Verlängerung des PR-Intervalls (frühe Zeichen), verlängertes QRS-Intervall und AV-Block

Tourniquet zur Therapie des Crush-Syndrom

  • Tourniquets können lebensbedrohliche Komplikationen einer Reperfusionsverletzung hinauszögern
  • Anlage von Tourniquets bei Quetschverletzungen vor Befreiung in Betracht ziehen, wenn die Dauer der Einklemmung mehr als 2 Stunden beträgt
    • Anlegen von zwei Tourniquets nebeneinander und proximal der Verletzung unmittelbar vor der Bergung

Fasziotomie

  • bei Quetschungen und Reperfusionsverletzungen mit Kompartmentsyndrom der Extremitäten rechnen
  • Fasziotomie durchführen bei klinischen Anzeichen eines Kompartmentsyndroms wie Schwellung der Gliedmaßen mit starken, trotz Analgesie anhaltenden Schmerzen mit oder ohne passive Bewegung sowie Parästhesie, Blässe, Lähmung, Poikilothermie und Pulslosigkei
  • alternativ Kühlung der Gliedmaßen zur Ödemreduktion (nur Verdunstungs- oder Umgebungskühlung; Gliedmaße nicht in Eis oder Schnee packen, um weitere Gewebeschäden zu vermeiden)
Published inLeitlinien kompakt

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