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Leitlinie „Burn Wound Management“ des JTS

veröffentlichende Fachgesellschaft: Joint Trauma System – Department of Defense Center of Excellence for Trauma
Klassifikation gemäß AWMF:
Datum der Veröffentlichung: 13.01.2017
Ablaufdatum:
Quelle/Quelllink: https://jts.health.mil/index.cfm/PI_CPGs/cpgs

Grundsätzliches

  • Verbrennungen von mehr als 20 % der gesamten Körperoberfläche oder solche, welche mit Rauchinhalation (und Atemwegs- oder Atemproblemen) einhergehen, sind lebensbedrohlich
  • Risiko einer Unterkühlung ist bei Verbrennungspatienten hoch; aggressives Wiederaufwärmen, wenn die Temperatur < 36 °C

Airway Management

  • bei Patient*innen mit schwerwiegender symptomatische Rauchgasinhalation sofortige und definitive Atemwegssicherung aufgrund der Gefahr einer Atemwegsverlegung
  • alle Patienten mit Verbrennungen > 40 % VKOF intubieren
  • bei Patienten mit Verbrennungen im Gesichtsbereich um den Mund herum kann Intubation erforderlich sein
  • wenn möglich sofortige RSI durch geübte Anwender*in mit nachfolgender Sedierung, Sauerstoffgabe, maschinelle Beatmung etc.
  • ggf. Krikothyreotomie bei anschließender Sedierung und maschineller Beatmung
  • mindestens Krikothyreotomie, Ketamin-Gabe sowie Beatmung über Beutel mit PEEP-Ventil
  • Patienten mit leichten Symptomen einer Rauchgasinhalation (z. B. etwas Husten, keine Atemnot) initial beobachten
  • Der Endotrachealtubus muss mit Baumwollbändern o. ä. um den Hals herum befestigt werden. Klebeband haftet bei Verbrennungspatienten nicht gut genug auf dem Gesicht.
  • bei allen intubierten Patienten Einlage nasogastrische (oder orogastrische) Sonde zur Dekompression des Magens
  • Überwachung der Beatmung über endtidales CO2
  • Verwendung des PEEPs bei allen intubierten Patienten
  • Durchführung einer chirurgischen Escharotomie des Thorax bei zirkulären, vollflächigen Verbrennungen, die die Atmung beeinträchtigen (ggf. Analgesie)

Schätzung des Ausmaß der Verbrennung

  • idealerweise Reinigung der Wunde und nachfolgend Berechnung mittels Lund-Browder-Tabelle
  • alternativ bei kleinen Verbrennungen Abschätzung anhand der Hand (einschließlich der Finger) des/der Patient*in, welche 1 % der VKOF ausmacht, oder bei größeren Verbrennungen Ausmaß mittels der Neuner-Regel abschätzen

Flüssigkeitstherapie

  • idealerweise isotonische kristalloide Lösungen
    • sofortige i.v.-/i.o.Applikation; ggf. Anlage i.v.-/i.o.-Zugang auch durch verbrannte Haut
    • keine Bolusgaben, außer bei Hypotonie (Bolusgabe bis peripherer Puls wieder palpabel ist)
    • initial 500 mL/h
      • anschließend Erwachsene % VKOF x 10 = mL/h (z.B. 30 % VKOF: 30 × 10 = 300 mL/h)
      • bei Patient*innen > 80 kg zusätzlich bei jeden weiteren 10 kg 100 mL/h hinzu addieren (100 kg schwerer Patient mit 30 % VKOF: 300 mL/h + 200 mL/h = 500 mL/h)
      • bei Kindern: 3 x VKOF x kg/KG = Volumen für erste 24 h; Hälfte davon in den ersten 8 h
  • alternativ enterale (orale oder gastrische) Gabe von Flüssigkeit
    • ausreichender Volumenersatz erfordert „angeleitetes“ Trinken gemäß bestimmtem Zeitplan mit ungefähr der gleichen Flüssigkeitsmenge wie i.v./i.o.
    • orale Volumentherapie bis zu ca. 30 % VKOF möglich
    • wenn nasogastrale Sonde möglich, diese vorziehen (z.B. 300 – 500 mL/h VEL; CAVE: Übelkeit und/oder Erbrechen)
  • Ultima ratio: rektale Applikation der VEL; rektale Infusion von bis zu 500 mL/h kann durch orale Flüssigkeitszufuhr ergänzt werden

Monitoring

  • idealweise kontinuierliche Überwachung der Vitalparameter; Kapnographie, falls intubiert

Verbrennungen der Extremitäten

  • Ziel: Vorbeugung und Behandlung von Schwellungen (Ödemen) der verbrannten Extremitäten
  • verbrannte Extremitäten über das Herzniveau anheben
  • Patienten ermuntern, die verbrannten Extremitäten zu bewegen, um Ödeme zu verringern
  • regelmäßige Überwachung der peripheren Pulse
    • wenn die peripheren Pulse vermindert sind, Durchführung Escharotomie
  • ggf. nach Bedarf mit Combat Gaze oder Tourniquet Blutungen stillen

Analgesie

  • Verbrennungen können schmerzhaft sein und Hypovolämie verursachen
  • häufige, kleinere Dosen Opiate oder Ketamin (z.B. 0,1-0,2 mg/kg) i.v.; ggf. Wiederholung nach 5 – 10 Minuten
  • bei längerer Versorgung von Verbrennungspatienten Ketamininfusion in Betracht ziehen
Published inLeitlinien kompakt

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