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Leitlinie „Diagnose und Behandlung von Vorhofflimmern“ der DGK/ESC

veröffentlichende Fachgesellschaft: Deutschen Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung und European Society of Cardiology
Klassifikation gemäß AWMF:
Datum der Veröffentlichung: 29.08.2020
Ablaufdatum: 29.08.2025
Quelle/Quelllink: https://doi.org/10.1093/eurheartj/ehaa612

Definitionen

  • AF
    • supraventrikuläre Tachyarrhythmie mit unkoordinierter elektrischer Aktivierung des Vorhofs und folglich ineffektiver Vorhofkontraktion
    • unregelmäßige R-R-Intervalle (wenn die atrioventrikuläre Erregungsleitung nicht beeinträchtigt ist)
    • Fehlen deutlicher sich wiederholender P-Wellen
    • unregelmäßige Aktivierungen des Vorhofs
  • klinische AF
    • symptomatisches oder asymptomatisches Vorhofflimmern, das durch ein Oberflächen-EKG dokumentiert ist
    • Mindestdauer einer EKG-Untersuchung des Vorhofflimmerns, die zur Stellung der Diagnose eines klinischen Vorhofflimmerns erforderlich ist, beträgt min. 30 Sekunden oder ein vollständiges 12-Kanal-EKG

Symptomatik

  • ggf. asymptomatisch bzw. stumm
  • symptomatisch
    • Palpitationen
    • Atemnot
    • Müdigkeit
    • Brustschmerz/-Engegefühl
    • geringe Belastungstoleranz
    • Schwindel, Synkope
    • Schlafstörungen
  • hämodynamisch instabil
    • Synkope
    • symptomatische Hypotonie
    • akute HF, Lungenödem
    • fortbestehende Myokardischämie
    • kardiogener Schock

EHRA-Klassifikation der Vorhofflimmer-Symptomatik (EHRA-Score)

  • 1 – keine AF – verursacht keinerlei Beschwerden
  • 2a – leicht – normale Alltagstätigkeit ist durch AF-bezogene Symptome nicht beeinträchtigt
  • 2b – mittelschwer – normale Alltagstätigkeit ist durch AF-bezogene Symptome nicht beeinträchtigt, aber Patienten sind durch die Symptome beunruhigt
  • 3 – schwer – normale Alltagstätigkeit ist durch AF-bezogene Symptome beeinträchtigt
  • 4 – behindernd – normale Alltagstätigkeit ist nicht mehr möglich

Diagnostik

  • standardmäßiges 12-Kanal-EKG-Aufzeichnung oder 1-Kanal-EKG-Ableitung von ≥ 30 Sekunden, die einen Herzrhythmus ohne erkennbare sich wiederholende P-Wellen und unregelmäßige RR-Intervalle (wenn die atrioventrikuläre Erregungsleitung nicht beeinträchtigt ist) zeigt

Therapie

  • Betablocker, Diltiazem oder Verapamil Medikamente der ersten Wahl zur Regulierung der Herzfrequenz
  • Ruhe-Herzfrequenz <  110 bpm (d.h. moderate Frequenz-Regulierung) initiale Ziel-Herzfrequenz für die frequenzregulierende Therapie
  • bei Patienten mit hämodynamischer Instabilität oder stark erniedrigter LVEF Amiodaron i.v. zur akuten Regulierung der Herzfrequenz erwägen
  • ggf. Kardioversion
    • medikamentöse Kardioversion mit Amiodaron
    • Erstdosis zur Kardioversion: 5 – 7 mg/kg über 1 – 2 h
  • notfallmäßige elektrische Kardioversion bei AF-Patienten mit akuter oder sich verschlechternder hämodynamischer Instabilität
    • Amiodaron für akute Regulierung der Herzfrequenz erwägen
  • bei Patienten mit akutem ischämischen Schlaganfall oder TIA und ohne vorher bekanntes Vorhofflimmern, Screening auf Vorhofflimmern empfohlen
    • umfasst Kurzzeit-EKG-Aufzeichnung für min. erster 24 Stunden, wenn möglich gefolgt von kontinuierlicher EKG-Überwachung für min. 72 Stunden
  • bei AF-Patienten mit akutem ischämischen Schlaganfall wird sehr frühe Antikoagulation (< 48 Stunden) mit UFH, LMWH oder VKA nicht empfohlen
  • bei AF-Patienten mit schwerer aktiver Blutung
    • OAK unterbrechen bis die Ursache der Blutung identifiziert und die aktive Blutung behoben ist
    • umgehend spezifische Diagnose- und Behandlungsmaßnahmen durchführen, um die Ursache(n) und Quelle(n) der Blutung(en) zu identifizieren und zu behandeln
  • Vorhofflimmern während der Schwangerschaft
    • sofortige elektrische Kardioversion im Falle einer hämodynamischen Instabilität oder eines präexzitierten AF
Published inLeitlinien kompakt

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