Zum Inhalt springen

Leitlinie „Emergency management of the paediatric patient with convulsive status epilepticus“ der CPS

veröffentlichende Fachgesellschaft: Canadian Paediatric Society
Klassifikation gemäß AWMF:
Datum der Veröffentlichung: 01.02.2021
Ablaufdatum:
Quelle/Quelllink: https://cps.ca/en/documents/position/emergency-management-of-the-paediatric-patient-with-convulsive-status-epilepticus

Ziele der Akutbehandlung

Aufrechterhaltung von Atemwegen, Atmung und Kreislauf (ABC)

  • Sicherung der Atemwege mittels Lagerung des Kindes auf der Seite und Absaugen leicht zugänglicher Sekrete
  • Mund sollte nicht geöffnet werden
  • Patienten nach Absaugen wieder auf Rücken drehen und das Kinn anheben, um Atemwege zu öffnen, falls erforderlich
  • 100 % O2 über Gesichtsmaske verabreichen sowie Überwachung von SpO2 und Atmung
  • assistierte Beatmung in Betracht ziehen, wenn das Kind Anzeichen einer Atemdepression zeigt oder die Sauerstoffsättigung trotz O2-Gabe über Gesichtsmaske niedrig (< 90 %) bleibt.
  • Bradykardie, Hypotonie und schlechte Durchblutung sind unheilvolle Anzeichen
    • deuten auf eine schwere Hypoxie hin und machen sofortige Sicherung der Atemwege und Beatmung des Patienten erforderlich, entweder durch Beatmung mit Maske-Beutel-Beatmung oder durch Intubation
  • schnellstmögliche Anlage i.v.-Zugang (wenn möglich zwei großlumige Zugänge)
  • schnellstmögliche BZ-Messung

Beendigung des Anfalls und Verhinderung eines erneuten Anfalls

  • medikamentöse Intervention bei länger als 5 bis 10 Minuten andauern, erwägen
  • schnellstmögliche Anlage eines i.v.-Zuganges
    • wenn pVK nicht möglich, Alternative wie i.o.-Zugang erwägen
  • kurze Anamnese und eine gezielte körperliche Untersuchung (v.a. Vorgeschichte, andere Symptome (z. B. Fieber), Medikamenteneinnahme und Medikamentenallergien)
  • schnellstmögliche BZ-Messung; wenn BZ < 47 mg/dL, dann Gabe von 0,5 g/kg Dextrose
    • 2 mL/kg 25%ige Dextroselösung über ZVK oder 5 mL/kg 10%ige Dextroselösung über pVK
    • BZ nach 3 – 5 min überprüfen und ggf. weitere Gabe erwägen
  • kontinuierliches Monitoring, v.a. während Medikamentegabe (CAVE: Antikonvulsiva können zum Verlust der Schutzreflexe, zu Atemdepression, Hypotonie und HRS führen)
  • erhöhten intrakraniellen Druck (ICP) oder Sepsis in Betracht ziehen
  • Temperatur überwachen und Normothermie anstreben, ggf. unter Einsatz von fiebersenkenden Mitteln

First-Line-Medikamente

  • Midazolam*
    • intramuskulär (i.m.): 0.2 mg/kg (max. 10 mg)
    • intranasal (i.n.): 0.2 mg/kg (max. 5 mg/Nasenloch)
    • buccal: 0.5 mg/kg (max. 10 mg)
    • intravenös/intraossär (i.v./i.o.): 0.1 mg/kg (max. 5 mg)
  • Lorazepam buccal/i.v./i.v.: 0.1 mg/kg (max. 4 mg; < 2 mg/min; i.v. über 30 – 60 Sekunden)
  • Diazepam
    • rectal: 0.5 mg/kg (max. 20 mg)
    • i.v./i.o.: 0,3 mg/kg (über 2 min)

Second-Line-Medikamente

  • Phenobarbital i.v./i.o.: 20 mg/kg (max. 1000 mg; 1 mg/kg/min über 20 min)
  • Levetiracetam i.v./i.o.: 60 mg/kg (max. 3000 mg; über 5 – 15 min)
  • Valproinsäure i.v./i.o.: 30 mg/kg (max. 3000 mg; über 5 min; ggf. zusätzliche Gabe von 10 mg/kg bei frustranem Verlauf)

Behandlung des refraktären Status epilepticus (RSE)

  • Krampfanfall der nicht anspricht oder länger als eine Stunde dauert gilt als refraktär
  • nach 1 h Wahrscheinlichkeit gering, dass Second-Line-Medikamente noch wirken
  • Gabe einer kontinuierlichen Midazolam-Infusion, Pentobarbital, hochdosiertes Phenobarbital oder Propofol erwägen

Diagnose und Einleitung einer Therapie bei lebensbedrohlichen Ursachen eines Status epilepticus (z. B. Hypoglykämie, Meningitis und raumfordernde Läsionen des Gehirns)

  • umfassende klinische Beurteilung und Suche nach auslösenden Ursachen; Schwerpunkt auf Anzeichen einer Infektion, einer Meningistis, eines Traumas, fokaler neurologischer Defizite und/oder einer Intoxikation
  • bei Meningitis oder Enzephalitis als Ursache schnellstmögliche Gabe von Antibiotika oder Virostatika i.v.
  • wenn Intoxikation nachgewiesen oder stark vermutet wird und der Krampf sistiert, Gabe von Aktivkohle in Betracht ziehen, sobald die Atemwege geschützt sind
Published inLeitlinien kompakt

Sei der Erste der einen Kommentar abgibt

    Schreibe einen Kommentar

    Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert