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Leitlinie „Empfehlungen zur extrakorporalen kardiopulmonalen Reanimation (eCPR)“ der DGIIN

veröffentlichende Fachgesellschaft: Deutsche Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin
Klassifikation gemäß AWMF:
Datum der Veröffentlichung: 09.07.2018
Ablaufdatum:
Quelle/Quelllink: https://link.springer.com/article/10.1007/s00398-018-0262-6

  • Rettungsversuch für hoch selektierte Patienten mit refraktärem Herzkreislaufstillstand und potenziell reversibler Ätiologie
  • ca. 30% höhere Überlebensrate bei eCPR im Vergleich zu CPR
  • mögliche Entscheidungskriterien bezüglich einer eCPR
    • Pro
      • beobachteter Herzkreislaufstillstand
      • vermutete kardiale Genese, insbesondere defibrillierbarer initialer Herzrhythmus
      • No-Flow-Zeit ≤ 5 Minuten
      • geringe Low-Flow Zeit ≤ 60 Minuten
      • durchgehend hochwertige Wiederbelebungsmaßnahmen (effektive Laienreanimation)
      • Vorhandensein einer reversiblen Ursache des Kreislaufstillstandes (4 H` und HITS)
    • Contra
      • Lebensalter > 75 Jahre „und“ Gebrechlichkeit (Frailty)
      • unbeobachteter Herzkreislaufstillstand
      • No-Flow-Zeit ≥ 10 Minuten
      • klinische Zeichen der schweren irreversiblen Hirnschädigung bzw. zu erwartende ungünstige neurologische Prognose
      • inadäquate Wiederbelebungsmaßnahmen (z.B. fehlende, fragliche oder intermittierende Laienreanimation)
      • Komorbiditäten mit stark reduzierter Lebenserwartung (z.B. onkologische Grunderkrankung mit palliativem Ansatz, terminale Herzinsuffizienz oder COPD, fortgeschrittene Demenz)
      • prolongierte CPR von > 20 Minuten bei Asystolie (Ausnahme: akzidentelle Hypothermie, Intoxikationen, Beinahe-Ertrinken (neardrowning) und Verdacht auf Lungenarterienembolie) bzw. von > 120 Minuten bei persistierendem Kammerflimmern/ventrikuläre Tachykardie
      • niedriger pH-Wert (< 6,8) und hohes Laktat (> 20 mmol/L)
      • Ablehnung durch den Patienten (Patientenverfügung, Vorliegen eines Notfallbogens im Sinne eines Advance Care Planning)
      • Kontraindikationen zur Vollantikoagulation (z.B. aktive Blutung, schweres Trauma oder Hämatothorax nach CPR)
  • Entscheidung für oder gegen eine eCPR sollte nicht alleinig auf „einer“ Indikation oder „einer“ Kontraindikation gestellt werden
  • No-Flow-Zeit: Zeit vom Kollapsereignis bis zur Initiierung der CPR
  • Low-Flow-Zeit: Intervall vom Beginn der CPR bis zum Wiederkehren eines Spontankreislaufs
  • organisatorische Voraussetzungen und Empfehlungen zur eCPR
    • lückenlose eCPR-Bereitschaft setzt 24 Stunden/7 Tage/365 Tage-Verfügbarkeit des eCPR-Teams mit entsprechend kurzer Versammlungszeit voraus
    • multiprofessionelles eCPR-Team besteht idealerweise aus einem Arzt/einer Ärztin mit der Zusatzbezeichnung „Notfallmedizin“ oder einem/einer Facharzt/-ärztin mit der Zusatzbezeichnung „Intensivmedizin“ und dem ECLS-Implantationsteam
    • ECLS-Implantationsteam soll Facharztstandards aus wenigstens zwei der drei Fachgebiete Kardiologie, Herzchirurgie und Anästhesiologie repräsentieren sowie eines/einer klinischen Perfusionisten/Perfusionistin Kardiotechnik oder einer speziell in ECLS-geschulten qualifizierten Fachpflegekraft (ausgebildete Gesundheits-und Krankenpfleger bzw. -pflegerin – idealerweise mit der Fachweiterbildung für Intensiv- oder Notfallpflege – und Erfahrungen in der Therapie von Patienten mit ECLS)
    • eCPR-Programm sollte idealerweise an einer Klinik mit einer Intensiveinheit und langjähriger Erfahrung in der Betreuung von ECLS-Patienten sowie der Möglichkeit weiterführender Therapieoptionen (wie Implantation von ventrikulären Unterstützungssystemen bis hin zur Herztransplantation) angebunden sein
    • bei fehlender Verfügbarkeit portabler ECLS/ECMO-Systeme die Aufnahme des Patienten über eine kooperierende Klinik mit 24 Stunden/7 Tage/ 365 Tage Herzkatheter- und ECLS-Bereitschaft
    • telefonische Ankündigung und gemeinsame Checklisten-basierte Indikationsüberprüfung unter Angabe von Alter, möglichen Komorbiditäten, initialem Rhythmus, No-Flow-Zeit und ROSC-Status sollte, wenn möglich, innerhalb von 15 Minuten bei weiterhin fehlendem ROSC (refractory CPR) mit dem/der verantwortlichen Arzt/Ärztin des ECLSImplantationsteams erfolgen
    • Schnittstellenkommunikation mit dem Rettungsdienst muss in gültige Verfahrensanweisungen implementiert werden, die eine strukturierte Übergabe und Interventionsorte zuverlässig definieren
    • nach strukturierter Übergabe (inklusive Team-Time-Out) sollte eine orientierende klinische Untersuchung und eine sofortige fokussierte Sono-/Echokardiographie unter mCPR zum Ausschluss bzw. Nachweis reversibler Ursachen (Pneumothorax, Rechtsherzbelastungszeichen als Hinweis auf eine Lungenarterienembolie, Perikardtamponade, linksventrikuläre Dysfunktion und Hypovolämie) durchgeführt werden
Published inLeitlinien kompakt

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