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Leitlinie „Global Strategy for the Diagnosis, Management and Prevention of COPD“ der GOLD

veröffentlichende Fachgesellschaft: Global Initiative for Chronic Obstructive Lung Disease
Klassifikation gemäß AWMF:
Datum der Veröffentlichung: 25.11.2021
Ablaufdatum:
Quelle/Quelllink: https://goldcopd.org/wp-content/uploads/2021/12/GOLD-REPORT-2022-v1.1-22Nov2021_WMV.pdf

Definition

  • häufige, vermeidbare und behandelbare Krankheit, die sich durch anhaltende Atemwegssymptome und eine Einschränkung des Atmung gekennzeichnet ist
  • Anomalien der Atemwege und/oder der Alveolen als Ursache, die in der Regel durch eine erhebliche Exposition gegenüber schädlichen Partikeln oder Gasen verursacht werden

Pathologie, Pathogenese und Pathophysiologie

Pathologie

  • pathologische Veränderungen der Atemwege, des Lungenparenchym und der Lungengefäße, v.a. durch chronische Entzündungen sowie strukturellen Veränderungen, die aus sich wiederholenden Verletzungen und Reparaturen des Gewebes resultieren
  • entzündliche und strukturelle Veränderungen der Atemwegen nehmen mit dem Schweregrad der Erkrankung zu

Pathogenese

  • Mechanismen für diese verstärkte Entzündung sind noch nicht geklärt, könnten aber zumindest teilweise genetisch bedingt sein
  • oxidativer Stress und ein Übermaß an Proteinasen in der Lunge tragen wahrscheinlich zu weiterer Veränderung der Lungenentzündung bei

Pathophysiologie

  • Entzündung und Verengung peripherer Atemwege führt zu vermindertem forciertem exspiratorischen Volumen
  • Zerstörung des Parenchyms führt zu Einschränkungen des Luftstroms sowie zu einem verminderten Gastransport
  • statische Hyperinflation verringert die Inspirationskapazität und geht häufig mit einer dynamischen Hyperinflation während der Belastung einher, die zu verstärkter Dyspnoe und einer Einschränkung der Belastbarkeit führt
  • periphere Atemwegsverengung führt zu einem zunehmenden Gaseinschluss während der Exspiration und damit zu einer Hyperinflation
  • Beeinträchtigung der intrinsischen kontraktilen Eigenschaften der Atemmuskulatur
  • Störungen des Gasaustauschs führen zu Hypoxämie und Hyperkapnie
  • verringerte Ventilation kann auch auf einen verminderten Ventilationsantrieb oder eine erhöhte Totraumventilation zurückzuführen sein
  • Schleimhypersekretion führt zu einem chronisch produktiven Husten
  • pulmonale Hypertonie kann sich erst spät im Verlauf der COPD entwickeln und ist auf eine hypoxische Vasokonstriktion der kleinen Lungenarterien zurückzuführen

Diagnostik

  • da die Symptome nicht spezifisch für COPD sind, sollten relevante Differentialdiagnosen in Betracht gezogen werden, z.B.
    • Pneumonie, Pneumothorax, Pleuraerguss, LAE, kardiales Lungenödem, Herzrhythmusstörungen wie Vorhofflimmern und Vorhofflattern

Klassifikation der Exazerbation

  • leicht (nur mit kurz wirksamen Bronchodilatatoren behandeln (SABD))
  • mittel (Behandlung mit SABDs plus Antibiotika und/oder oralen Kortikosteroiden)
  • schwer (der Patient muss ins Krankenhaus eingeliefert werden): schwere Exazerbationen können auch mit akutem Atemstillstand einhergehen

Einteilung der klinischen Symptomatik

  • keine respiratorische Insuffizienz
    • Atemfrequenz: 20 – 30/Minute
    • kein Einsatz der Atemhilfsmuskulatur
    • keine Veränderung des Bewusstseinszustandes
    • Hypoxämie verbesserte sich mit zusätzlichem Sauerstoff
    • kein Anstieg des PaCO2
  • akutes respiratorisches Versagen – nicht lebensbedrohlich
    • Atemfrequenz > 30/min
    • Einsatz der Atemhilfsmuskulatur
    • keine Veränderung des Bewusstseinszustandes
    • Verbesserung der Hypoxämie mit zusätzlichem Sauerstoff
    • Hyperkapnie, d.h. PaCO2 im Vergleich zum Ausgangswert oder um 50 – 60 mmHg erhöht
  • akutes respiratorisches Versagen – lebensbedrohlich
    • Atemfrequenz > 30/min
    • Einsatz der Atemhilfsmuskulatur
    • akute Veränderungen des Bewusstseinszustand
    • Hypoxämie, die durch zusätzlichen Sauerstoff nicht besser wird oder einen FiO2 > 40 % erfordert
    • Hyperkapnie, d.h. PaCO2 im Vergleich zum Ausgangswert erhöht oder erhöht > 60 mmHg oder das Vorliegen einer Azidose (pH ≤ 7,25)

Therapie

  • Ziel der Behandlung: negative Auswirkungen der Exazerbation minimieren und Folgeereignisse verhindern
  • kurz wirksame inhalative Beta2-Agonisten zusammen mit oder ohne kurzwirksamen Anticholinergika werden als erste Bronchodilatatoren zur Behandlung einer akuten Exazerbation empfohlen
  • systemische Kortikosteroide können Lungenfunktion (FEV1) & Oxygenierung verbessern; Dosierung: 40 mg/d
  • bei COPD-Patienten mit akutem Atemversagen, die nicht invasiv beatmet werden können/sollten, sollte eine NIVTherapie die erste Wahl sein

Behandlung schwerer, aber nicht lebensbedrohlicher Exazerbation

  • zusätzliche Sauerstofftherapie sowie Pulsoxymetrie
  • Gabe von Bronchodilatatoren
  • ggf. Erhöhung der Dosierung und/oder Häufigkeit von kurzwirksamen Brochodilatatoren
  • Kombination von Beta-2-Agonisten & Anticholinergika
  • Gabe oraler Kortikosteroide in Betracht ziehen
  • NIV in Betracht ziehen
  • Flüssigkeitshaushalt überwachen
  • Erkennung & Behandlung von Begleiterkrankungen (z.B. Herzinsuffizienz, Herzrhythmusst., Lungenembolie usw.)

Indikationen für Krankenhauseinweisung

  • akutes respiratorisches Versagen
  • Versagen der initialen Therapie
  • schwere Symptome wie plötzliche Verschlechterung der Dyspnoe in Ruhe, hohe Atemfrequenz, verringerte Sauerstoffsättigung, Verwirrtheit, Schläfrigkeit
  • Auftreten neuer klinischer Zeichen (z.B. Zyanose, periphere Ödeme)
  • Vorhandensein ernsthafter Komorbiditäten (z.B. Herzinsuffizienz, neu aufgetretene Arrhythmien)

Indikationen für Einweisung auf Intensivstation

  • schwere Dyspnoe, welche nicht auf initiale Therapie anspricht
  • Veränderungen Bewusstseinszustand (Verwirrtheit, Koma)
  • persistierende oder sich verschlechternde Hypoxämie oder schwere bzw. sich verschlechternde respiratorische Azidose (pH < 7,25) trotz Sauerstoffgabe und NIV-Therapie
  • ggf. schon Indikation zur invasiven, maschinellen Beatmung
  • hämodynamische Instabilität (Bedarf an Vasopressoren

Indikationen für NIV-Therapie

  • respiratorische Azidose (pH < 7,35)
  • schwere Dyspnoe mit Symptomen wie Ermüdung der Atemwegsmuskulatur, erhöhte Atemarbeit, Einsatz der Atemhilfsmuskulatur, paradoxe Atmung oder thorakale Einziehungen
  • persistierende Hypoxämie trotz Sauerstoffgabe
Published inLeitlinien kompakt

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