veröffentlichende Fachgesellschaft: Joint Trauma System – Department of Defense Center of Excellence for Trauma
Klassifikation gemäß AWMF:
Datum der Veröffentlichung: 07.06.2023
Ablaufdatum:
Quelle/Quelllink: https://jts.health.mil/index.cfm/PI_CPGs/cpgs
Grundsätzliches
- Hypothermie, Koagulopathie und Azidose bilden „Triade des Todes“ bei Traumapatient*innen
- Begriff „traumabedingten Hypothermie“ bezieht Traumata wie hämorrhagischen Schock, zerebrospinale Verletzungen und Verbrennungen mit ein (CAVE: deutlich erhöhte Mortalität, ca. doppelt so hoch)
- 2/3 der Traumapatient*innen sind bei Einlieferung in Notaufnahme hypotherm (ca. 80 % der eingelieferten, hypothermen Traumapatient*innen mit Temperatur < 34 °C verstarben; 100 % bei Temperatur < 32 °C)
- bei Temperatur < 30 °C stellt der Körper die Wärmeproduktion durch Zittern ein
- Klassifikation
- leichte Hypothermie: 34 – 36 °C
- mäßige Hypothermie: 32 – 34 °C
- schwere Hypothermie: < 32 °C
prähospitale Therapie
- frühzeitige und aggressive Maßnahmen ergreifen, um weiteren Wärmeverlust zu verhindern
- Wiedererwärmung unterkühlter Patient*innen kann passiv (Nutzung der Wärmeerzeugung des Patienten durch Zittern/Stoffwechsel) und aktiv (Anwendung externer Wärmequellen) erfolgen
- wenn möglich, sowohl bei Trauma- als auch bei Schwerbrandverletzten externe Wärme zuführen
- Exposition ggü. kalten Boden sowie Wind- und Lufttemperaturen minimieren (CAVE: falls möglich warm haltende oder Schutzkleidung belassen)
- Patient*innen vor Niederschlag schützen
- nasse Kleidung durch trockene Kleidung, Decken etc. ersetzen (falls nicht möglich, Patient*in in undurchlässige „Schutzhülle“ wickeln bis warme Umgebung erreicht ist)
- aktive Wärmedecke auf Brust und unter die Arme in den Achselhöhlen platzieren (CAVE: keine Wärmequelle direkt auf die Haut legen und keinen Druck oder Zug anwenden)
- aktive Wärmequelle am Rumpf in der folgenden Reihenfolge platzieren: Achselhöhlen, Brust, Rücken
- wenn möglich, erwärmte Infusionslösungen applizieren und/oder Infusions-Wärmegerät nutzen (Flussrate: 150 mL/min; Infusionstemperatur: 38 °C)
- einzige Kontraindikation für Erwärmung ist Hyperthermie
- „Burrito Wrap“ mit 5 Schichten nach Bennet et al (von innen nach außen)
- aktive Wärmedecke oder Wärmequelle
- interne Dampfsperre (reflektierende Folien/Rettungsdecke)
- Isolierung (Schlafsack oder Decke)
- externe Dampfsperre (Plane oder Plastikdecke/Rettungsdecke)
- äußere Isolierung (Schlafunterlage/Isomatte)
Indikationen, Kontraindikationen und andere Überlegungen zur aktiven Erwärmung
Kriterien | relevante Informationen | |
---|---|---|
Indikationen | – mittelschweres bis schweres Trauma – Trauma des zentralen Nervensystems – Verbrennungen 2. oder 3. Grades mit 20 % VKOF – Bewusstseinsstörung bis Bewusstlosigkeit; kalte Umgebung – gestörtes Zittern in kalter Umgebung | Patient*innen mit mittelschweren bis schweren Trauma sollten so schnell wie möglich mit aktiver Heizung in einem Unterkühlungswickel so schnell wie möglich behandelt werden. |
Kontraindikationen | – keine bei traumabedingter Hypothermie – nur wenn bei Anzeichen und Symptome einer Hyperthermie | |
Sicherheit | Verbrennungen 1., 2., 3. Grades | niemals aktive Wärmequelle direkt auf die Haut legen |
Komplikationen | Potenzial für verstärkte Muskelschädigung an einer Extremität distal eines Tourniquets | – erhöhte Temperatur der nicht durchbluteten Extremität distal eines Tourniquets kann zu weiteren Muskelschäden führen – Teil der Extremität vor Temperaturanstieg schützen – Extremität nicht mit einem Tourniquet in Eis oder Schnee lagern/ablegen |
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