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Leitlinie „Interdisziplinäre Versorgung von Kindern nach Fremdkörperaspiration und Fremdkörperingestion“ der DGAI

veröffentlichende Fachgesellschaft: Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie & Intensivmedizin
Klassifikation gemäß AWMF: S2k
Datum der Veröffentlichung: 10.12.2015
Ablaufdatum: 09.12.2020
Quelle/Quelllink: https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/001-031.html

  • vermutete Aspiration bzw. Ingestion von Fremdkörpern gehört zu den relativ häufigen Verdachtsdiagnosen in der pädiatrischen (Akut-)Medizin

Differenzierung

  • Aspiration: Einatmung von Fremdkörpern in Atemwege (Larynx, Trachea oder Bronchien)
  • Ingestion: Verschlucken von Fremdkörpern in Verdauungstrakt (Hypopharynx, Ösophagus, Magen oder Dünndarm)

Epidemiologie und Charakteristik

  • Fremdkörperaspiration meist bei Kleinkindern im Alter zwischen sechs Monaten und vier Jahren
  • Jungen etwa doppelt so häufig wie Mädchen betroffen
  • Fremdkörperaspiration weist eine relevante Morbidität und Mortalität auf
  • aspirierte Objekte: überwiegend Nahrungsmittel (v.a. Nüsse, Weintrauben, Karotten), bei älteren Kleinkindern auch kleine Spielzeugteile und Gebrauchsgegenstände (z.B. Schrauben)
  • rechtsseitiges Bronchialsystem ist etwas häufiger betroffen als linksseitiges
  • ingestierte, im Ösophagus verkeilte oder sekundär kritische Objekte sind u.a. Batterien, Münzen, Magnete oder größere Nahrungsmittel
  • Atemwegsverlegung bei Fremdkörperaspiration entweder inkomplett (meist) oder komplett (selten) bzw. sekundär durch einen Larynx und/oder Trachea komprimierenden proximalen Ösophagusfremdkörper oder durch sich entwickelnde Fremdkörper-bedingte Atemwegsinfektion
  • bei vorbestehender (narbiger) Ösophagusenge, z.B. nach Verätzung oder nach Korrektur einer Ösophagusatresie, kann es zum Bolusstopp mit plötzlicher Symptomatik kommen

Symptomatik

  • typische Situationsanamnese eines mit Nahrungsmitteln oder Kleinteilen spielenden Kindes mit plötzlich einsetzender Symptomatik, wobei das Ereignis selbst häufig nicht aktiv erinnerlich ist bzw. von den Eltern oder Betreuungspersonen nicht als solches wahrgenommen wurde
  • Fremdkörperaspiration
    • plötzlicher Husten, der im Verlauf regelhaft nachlässt bzw. ganz verschwinden kann, ggf. verbunden mit Luftnot, Stridor, pfeifender Atmung und/oder Zyanose.
    • Symptome können initial diskret sein
    • in- oder exspiratorischer Stridor oder ein exspiratorisches Giemen, ggf. auch ein einseitig oder regional abgeschwächtes oder gar fehlendes Atemgeräusch
  • • Fremdkörperingestion
    • Würgen und/oder Erbrechen bzw. Schluckstörungen, Fremdkörpergefühl und (anhaltender) starker Speichelfluss
    • begleitende Larynx- und/oder Trachealkompression kann zu Luftnot führen
    • im Verlauf eher unspezifische Symptome wie Unruhe, Fieber oder Gedeihstörungen, aber auch chronische respiratorische Symptome

Dringlichkeit und Nüchternheit

  • V.a. Fremdkörperaspiration:
    • bei akutem Ereignis (< 24 h) bzw. Fremdkörper in den oberen Atemwegen (Larynx, Trachea) und/oder Kind mit akuter Dyspnoe und/oder Säugling Nüchternheit des Kindes i.d.R. nicht abwarten, da der Fremdkörper dislozieren kann, mit der Gefahr einer vollständigen Atemwegsobstruktion
    • handelt es sich hingegen um subakutes (> 24 h) oder chronisches (> 2 Wochen) Ereignis bzw. Fremdkörper in den unteren Atemwegen ohne Dyspnoe Nüchternheit i.d.R. abwarten
  • V.a. Fremdkörperingestion
    • im Ösophagus steckende Fremdkörper (Speichelfluss, Schluckstörung, retrosternales Fremdkörpergefühl) als dringlich bewerten
    • vesonders beim V.a. Ingestion von Batterien-/Knopfzellen (Stromfluss mit tiefgreifender Verätzung bereits nach ein bis zwei Stunden), Münzen sowie von spitzen und scharfkantigen Gegenständen (Röntgen-Thorax!) soll Nüchternheit nicht abgewartet werden, da das Risiko gravierender Komplikationen bereits nach kurzer Zeit deutlich ansteigt
Published inLeitlinien kompakt

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