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Leitlinie „Non-fatal strangulation – in physical and sexual assault“ der FFLM

veröffentlichende Fachgesellschaft: Faculty of Forensic & Legal Medicine
Klassifikation gemäß AWMF:
Datum der Veröffentlichung: 23.01.2023
Ablaufdatum:
Quelle/Quelllink: https://fflm.ac.uk/resources/publications/non-fatal-strangulation-in-physical-and-sexual-assault/

Definitionen & Grundsätzliches

  • Strangulation = Verschluss von Blutgefäßen und/oder Atemweg durch Druck von außen auf den Hals mit verminderter Sauerstoffzufuhr zum Gehirn
  • Unterscheidung in
    • nicht-tödliche Strangulation
    • tödliche Strangulation
  • Ersticken = mechanische Obstruktion der Luftröhre bzw. von Nase und Mund
    • oft fälschlicherweise im Zusammenhang mit Strangulationen verwendet
  • Methoden der Strangulation
    • manuelle Strangulation = Ausüben von Druck auf den Hals mit den Händen
    • Würgegriff oder Headlock = Druck von außen durch einen Arm um den Hals
    • Ligatur = Druckausübung durch z.B. Schal/Gürtel, welcher um den Hals geschlungen wird
    • Erhängen
    • selten Druck auf Hals durch Fuß oder Knie

Pathophysiologie

  • Hypoxie durch Obstruktion der Arterien
  • erhöhter ICP durch Obstruktion der Venen
  • Hypoxie und Hyperkapnie durch Obstruktion der Luftröhre
  • Schädigung von Wirbelsäule, Rückenmark und Nerven durch ausgeübten Druck
  • selten Herzrhythmusstörungen durch Druckausübung auf Karotiskörper (Chemorezeptorzellen)
  • Thrombenbildung oder Dissektion durch Schädigung der Intima der Blutgefäße

Symptomatik

  • direkt während der Strangulation
    • Sehstörungen
    • akustische Störungen
    • Stuhl- und/oder Urininkontinenz
    • Bewusstseinsverlust
  • nach der Strangulation
    • Stridor, Dyspnoe, Husten, Unfähigkeit zu sprechen oder heisere Stimme
    • Schmerzen beim Schlucken oder Schluckbeschwerden, Sabbern/Speicheln, Ödeme/Schwellungen, Erbrechen
    • Krampfanfälle, Schwindel, Kopfschmerzen, motorische Beeinträchtigung/Schwäche, sensorische Beeinträchtigung/Symptome (z.B. visuell, akustisch, veränderte Empfindungen), Gedächtnisverlust

Hinweise auf Strangulation

  • Schwellungen, Blutungen, Rötungen, Hämatome an Gesicht, Hals, Mund, Augen, Schleimhäuten und/oder hinter den Ohren
    • Muster der Verletzungen kann aufgrund der Dynamik einer Strangulation ggf. schwer zu interpretieren sein
  • Schmerzen beim Schlucken
  • Heiserkeit
  • Stridor
  • Nacken-, Kopf- oder Rückenschmerzen
  • petechiale und/oder subkonjunktivale Einblutungen
  • Schäden an Mund- und Zungenschleimhaut durch direkten Druck auf Zähne
  • Schäden am Kehlkopf und/oder Schildknorpel und/oder Zungenbein einschließlich Frakturen

CAVE: 50 % der Patient*innen haben keine sichtbaren äußeren Verletzungen an Kopf/Hals

Diagnostik & strukturierte Anamnese

  • Messung von Puls, RR, SpO2, AF
  • Erheben des Bewusstseinszustandes (GCS) hinsichtlich Verwirrtheit, Unruhe etc.
  • Prüfung auf motorische und/oder sensorische Beeinträchtigungen
  • Auskultation (auch der Halsschlagadern)
  • detaillierte Untersuchung der betroffenen Körperregionen (Kopf, Gesicht, Augen, Ohren, Nase, Hals)

Dokumentation

  • sorgfältige Dokumentation positiver und negativer Anzeichen
    • wenn möglich auch mit Körperdiagramm/-karte
  • Berücksichtigung von Faserproben und anderen exponierten Stellen für Abstriche oder Probenentnahmen wie Fingernägel etc.
  • Beschreibung des ggf. eingesetzten Strangulationswerkzeugs
  • ab-/angebrochene Fingernägel asservieren, um diese ggf. mit dem Täter zu vergleichen
  • Fotodokumentation erwägen
Published inLeitlinien kompakt

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