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Leitlinie „Pankreatitis“ der DGVS

veröffentlichende Fachgesellschaft: Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten
Datum der Veröffentlichung: 10.09.2021
Ablaufdatum: 30.04.2026
Quelle/Quelllink: https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/021-003.html

Definition

  • akute Pankreatitis: primär sterile Entzündung der Bauchspeicheldrüse, gekennzeichnet durch eine unphysiologische Enzymaktivierung, die zu einer Entzündungsreaktion mit Ödem, Gefäßschädigung und Zelluntergang führt.
  • rezidivierende akute Pankreatitis: zwei oder mehr Attacken einer akuten Pankreatitis unabhängig von ihrer Ätiologie, mit symptomfreien Intervallen ohne Hinweis für das Vorliegen einer chronischen Pankreatitis

Ursachen und Risikofaktoren der akuten Pankreatitis

  • Gallensteinleiden und Alkoholmissbrauch sind die häufigsten gesicherten Risikofaktoren für eine akute Pankreatitis
  • Diabetes mellitus Typ II ist mit Risikoerhöhung für akute Pankreatitis vergesellschaftet

Diagnostik

  • Diagnose einer akuten Pankreatitis kann gestellt werden, wenn mindestens zwei der folgenden drei Kriterien vorliegen:
    • typische Abdominalschmerzen (akut beginnende, anhaltende Oberbauchschmerzen, oft mit gürtelförmiger Ausstrahlung in den Rücken)
    • Erhöhung der Serum-Lipase auf mindestens das dreifache der oberen Norm
    • charakteristische bildmorphologische Befunde
  • Bildgebung bei akuter Pankreatitis
    • Ziel besteht in Erfassung diagnostischer Kriterien für die akute Pankreatitis neben Symptomen und laborchemischen Kriterien, wenn diese nicht eindeutig sind
    • zusätzlich Komplikationen und Ausmaß/Schweregrad der Erkrankung erörtern und Planung der Therapie unterstützen. Die
    • Ausschluss von Differenzialdiagnosen
    • bei klinischem Verdacht auf Komplikationen der akuten Pankreatitis soll eine transabdominelle Sonographie erfolgen; bei nicht eindeutigem Befund soll weitere Diagnostik mittels kontrastmittelverstärkter CT erfolgen

Volumen- und Schmerztherapie, intensivmedizinische Therapie bei akuter Pankreatitis

  • Durchführung kontrollierter Volumentherapie mit Ringer-Lactat-Lösung unmittelbar nach Diagnosesicherung
  • solange keine zielgerichtete Volumentherapie durchgeführt werden kann initial Flüssigkeitstherapie mit 200 – 250 mL/h (Unter Annahme eines bereits bestehenden Flüssigkeitsdefizites kann eine initiale Bolus-Gabe sinnvoll sein, z. B. 7 mL/kg Körpergewicht über 30 min!; Bolus-Gabe sollte bei kumulativer Infusionsrate berücksichtigt werden)
  • Schmerztherapie sollte bei starken Schmerzen mit Opioiden (vorzugsweise mit Buprenorphin und Pethidin) durchgeführt werden
    • CAVE: Atemdepression und Darmparalyse
  • zur Schmerztherapie können Kombinationen verschiedener Analgetika angewandt werden
    • aktuell keine Empfehlung möglich bzgl. bestimmter Kombinationen von Analgetika bei der akuten Pankreatitis
    • im Einzelfall kann Kombination mit NSAR sinnvoll sein

akute biliäre Pankreatitis und Therapie biliärer Komplikationen

  • klinische Diagnose der akuten Cholangitis kann häufig nicht ausreichend sicher allein durch das Vorliegen der Charcot Trias aus rechtsseitigem Oberbauchschmerz, Bilirubinerhöhung und Fieber > 38,4 °C gestellt werden
  • Erhöhung systemischer Entzündungsparameter, Oberbauchschmerzen und Bilirubinerhöhung können jedoch durchaus auch ohne Cholangitis im Rahmen einer akuten biliären Pankreatitis auftreten und erschweren die Abgrenzung einer akuten Cholangitis erheblich

Definition, Epidemiologie und Ätiologie der chronischen Pankreatitis

  • Erkrankung der Bauchspeicheldrüse, bei der durch rezidivierende Entzündungsschübe das Pankreasparenchym durch fibrotisches Bindegewebe ersetzt wird
  • Folge des bindegewebigen Umbaus der Bauchspeicheldrüse ist ein fortschreitender Verlust der exokrinen und endokrinen Pankreasfunktion
    • zusätzlich charakteristische Komplikationen wie z.B. Pseudozysten, Pankreasgangstenosen, Duodenalstenosen, Gefäßkomplikationen, Kompression der Gallenwege, Mangelernährung sowie Schmerzsyndrom
  • Schmerzen stellen das Hauptsymptom von Patienten mit chronischer Pankreatitis dar
  • Alkoholkonsum ist die häufigste gesicherte Ursache einer chronischen Pankreatitis
    • weitere Ursachen sind Nikotinkonsum, Autoimmunerkrankungen, Malignome, genetische Veränderungen und der primäre Hyperparathyreoidismus
    • in einigen Fällen kann die Ätiologie der Erkrankung nicht identifiziert werden

medikamentöse Therapie des akuten Schubs der chronischen Pankreatitis

  • gleich der Therapie der akuten Pankreatitis
  • Schmerztherapie bei chronischer Pankreatitis kann nach dem WHO-Stufenschema erfolgen

Diagnostik und Therapie der chronischen Pankreatitis im Kinderalter

  • bei Kindern und Jugendlichen sollten diffuse, anhaltende Oberbauchschmerzen, die schlecht auf übliche Analgetikatherapie ansprechen differentialdiagnostisch an das Vorliegen einer Pankreatitis denken lassen
  • Komplikationen einer akuten oder chronischen Pankreatitis bei Kindern und Jugendlichen unterscheiden sich nicht von denen bei Erwachsenen
    • Entwicklung einer exokrinen oder endokrinen Pankreasinsuffizienz vor dem Eintritt in das Erwachsenenalter ist selten
  • supportive Therapiemaßnahmen bei Kindern und Jugendlichen im akuten Schub einer Pankreatitis
    • i. v. -Flüssigkeitszufuhr und Analgesie
    • Therapie der Komplikationen der akuten Pankreatitis soll nach den gleichen Kriterien wie bei Erwachsenen erfolgen
Published inLeitlinien kompakt

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