veröffentlichende Fachgesellschaft: National Association of EMS Physicians (NAEMSP), American College of Obstetricians and Gynecologists (ACOG) & National Association of Emergency Medical Technicians (NAEMT)
Klassifikation gemäß AWMF:
Datum der Veröffentlichung: 16.04.2025
Ablaufdatum:
Quelle/Quelllink: https://naemsp.org/wp-content/uploads/2025/04/Hemorrhage-Model-EMS-Guideline_with-logos_Secured-1.pdf
Grundsätzliches
- erhöhter Blutdruck in der Schwangerschaft kann ein Hinweis auf schwere Erkrankung sein und sowohl bei der Mutter als auch beim Fötus für erhöhte Morbidität und Mortalität verantwortlich sein
- CAVE bei Hypertonie nach der 20. SSW und bis zu 6 Wochen nach der Geburt
- zeitkritischer Notfall bei dem die Therapie innerhalb von 30 – 60 min erfolgen sollte
- Red Flags bei schwangeren oder postpartalen Patientinnen
- RRsys 140 – 159 oder RRdia 90 – 109 mmHg –> abnormal, Präeklampsie möglich
- RRsys 140 – 159 oder RRdia 90 – 109 mmHg sowie IRGENDEINES der folgenden Symptome: starke Kopfschmerzen, verschwommenes Sehen oder Schmerzen im rechten oberen Quadranten oder im epigastrischen Bauchbereich –> abnormal, Präeklampsie mit schweren Symptomen –> Gabe von Magnesiumsulfat notwendig
- RRsys ≥ 160 oder RRdia ≥ 110 mmHg –> abnormal, schwere Präeklampsie, auch ohne andere Symptome –> Gabe von Antihypertensiva und Magnesiumsulfat notwendig
- in klinischen Situationen, in denen Antihypertensiva und Magnesiumsulfat indiziert sind, haben blutdrucksenkende Medikamente höchste Priorität
- CAVE: asymptomatische Hypertonie kann einziger auffälliger Vitalparameter sein –> asymptomatische Hypertonie nicht ignorieren
- keine Evidenz für die Gabe von Nitroglyzerin zur Senkung des Blutdrucks bei schwangeren oder postpartalen Patientinnen
Empfehlungen („all EMS Clinicians“)
- initiale Beurteilung gemäß ABCDE-Schema
- ggf. O2-Gabe mit Ziel-SpO2 von > 94 %, Atemwegssicherung und/oder Beatmung
- pvK-Anlage für medikamentöse Therapie
- Überwachung der Vitalparameter (RR-Messung mind. alle 15 min)
- bei Krampfanfall Vorgehen gemäß Leitlinie „Eclampsia“ der NAEMSP & ACOG
erweiterte Maßnahmen („Advanced EMS Clinicians“)
- bei RRsys ≥ 160 oder RRdia ≥ 110 mmHg, der über 15 Minuten anhält, Gabe eines der folgenden Antihypertensiva
- Labetalol (CAVE: nicht bei vorbekanntem Asthma oder bei Bradykardie)
- initial 20 mg Labetalol i.v. über 2 min, dann nach mind. 10 min RR-Messung
- wenn weiterhin Hypertonie besteht (RRsys ≥ 160 oder RRdia ≥ 110 mmHg), 40 mg Labetalol i.v. über 2 min, dann nach mind. 10 min RR-Messung
- wenn weiterhin Hypertonie besteht (RRsys ≥ 160 oder RRdia ≥ 110 mmHg), 80 mg Labetalol i.v. über 2 min alle 10 min bis max. kumulative Dosis von 300 mg ODER kontinuierliche Labetalol-Infusion mit 1 – 2 mg/min
- Hydralazin
- initial 5 mg Hydralazin i.v. über 2 min oder i.m., dann mind. 20 min warten bis Wirkeintritt
- wenn weiterhin Hypertonie besteht (RRsys ≥ 160 oder RRdia ≥ 110 mmHg), 10 mg Hydralazin i.v. über 2 min alle 20 min bis max. kumulative Dosis von 20 mg ODER kontinuierliche Hydralazin-Infusion mit 0,5 – 10 mg/h
- Nifedipin (wenn initial kein i.v.-Zugang möglich)
- initial 10 mg Nifedipin oral (nicht sublingual), dann mind. 20 min warten bis Wirkeintritt
- wenn weiterhin Hypertonie besteht (RRsys ≥ 160 oder RRdia ≥ 110 mmHg), 20 mg Nifedipin oral alle 20 min bis max. Tagesdosis von 180
- Ziel-RR bei allen Medikamenten: RRsys 130 – 150 mmHg UND RRdia 80 – 100 mmHg –> sobald Ziel-RR erreicht, RR-Überwachung bis zur Ankunft am Zielort (CAVE: wenn RRsys ≥ 160 oder RRdia ≥ 110 mmHg erneute medikamentöse RR-Senkung mit dem Medikament, mit welchem vorher der RR erfolgreich gesenkt wurde)
- Labetalol (CAVE: nicht bei vorbekanntem Asthma oder bei Bradykardie)
- Gabe von Magnesiumsulfat bei RRsys ≥ 160 oder RRdia ≥ 110 mmHg mit IRGENDEINEM der folgenden Symptome: starke Kopfschmerzen, verschwommenes Sehen oder Schmerzen im rechten oberen Quadranten oder im Epigastrium
- initial 4 g Magnesiumsulfat als Loading-Dosis über 20 min
- falls i.v. nicht möglich, 10 g Magnesiumsulfat i.m. als Loading-Dosis (5 g in jede Gesäßbacke), ggf. Verdünnung mit 1 mL Lidocain 2 %ig zur Verringerung von Beschwerden
- später Magnesiumsulfat über Infusionspumpe mit Laufrate von 2 g/h als Erhaltungsdosis
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