veröffentlichende Fachgesellschaft: Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie
Klassifikation gemäß AWMF: S2e
Datum der Veröffentlichung: 25.10.2021
Ablaufdatum: 24.10.2026
Quelle/Quelllink: https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/012-024.html
Ätiologie
- z.B. direktes adäquates Trauma durch Sturz auf das Knie oder seitliches Anpralltrauma
- durch inadäquates Trauma oder Gelegenheitsursache bei vorbestehenden prädispositionellen Faktoren
präklinisches Management
Analyse des Unfallhergangs
- Luxationsereignis (Sportart, Unfallart, Bagatelle)
- einwirkende Kräfte (Ausmaß und Richtung der Krafteinwirkung)
Notfallmaßnahmen und Transport
- Unterstützung einer möglichst schmerzfreien
- Schonhaltung Bein, Versuch Streckung Kniegelenk
- Analgesie
- Repositionsversuch bei persistierender Luxation in Abhängigkeit von der individuellen Situation:
- Dauer und Umstände des Transportes
- Erfahrung des Helfers
- Schmerzsituation
- lokaler Befund (Weichteilschaden, lokale Durchblutungsstörungen)
- Schienung
Dokumentation
- Unfallzeit
- Begleitumstände
- Untersuchungsbefund
- Erstmaßnahmen
Anamnese
- Verletzungsmechanismus
- direktes – Indirektes Trauma
- Richtung und Ausmaß der einwirkenden Kräfte
- bei Männern häufiger Kontaktsport- oder high-risk pivoting Sportarten, bei Frauen häufiger low-risk pivoting Sportarten oder Gelegenheitsursachen
- • Flexionsbewegungen 84%, Extensionsbewegungen 8%
- gesetzliche Unfallversicherung
- in Deutschland muss der Patient bei allen Arbeitsunfällen, bei Unfällen auf dem Weg von und zur Arbeit, bei Unfällen in Zusammenhang mit Studium, Schule und Kindergarten sowie allen anderen gesetzlich versicherten Tätigkeiten einem zum Durchgangsarztverfahren zugelassenen Arzt vorgestellt werden
- Unfallmeldung durch Arbeitgeber, wenn Unfall Arbeitsunfähigkeit von > 3 Kalendertagen oder den Tod zur Folge hat
Vorerkrankungen und Verletzungen
- Erst- oder Rezidivluxation, Häufigkeit der Luxation
- Instabilitätsbeschwerden/Subluxationsereignisse/Blockierungsereignisse vor dem Ereignis
- patellofemorale Schmerzsymptomatik
- Luxation/Subluxationsereignisse der Gegenseite
- positive Familienanamnese
- Bandhyperlaxizität
- neurogene Erkrankungen
- entzündliche Gelenkerkrankungen
- bisherige Therapie/Art und Anzahl der Voroperationen
- Abklärung der sozialen Situation vor dem Unfall
wichtige Begleitumstände
- Spontanreposition/Fremdreposition
- Reposition mit oder ohne Narkose
- vorübergehende neurologische Symptome
- vorübergehende Durchblutungsstörung
Symptome
- schmerzhafte Bewegungseinschränkung
- evtl. fixierte Flexionsstellung bei persistierender Luxation
- Kniegelenkserguß (kann bei Rezidivluxationen oder bei ausgeprägter Prädisposition gering ausgeprägt sein)
- Druckschmerz im Verlauf des medialen patellofemoralen Ligaments
- Druckschmerz am lateralen Femurkondylus
- positiver Patella-Apprehension-Test
- evtl. palpable Defekte des MPFL oder des M. vastus medialis obliquus
- evtl. Gelenkblockierung bei osteochondraler Fraktur
- dynamische Lateralisierung bei Quadricepskontraktion (pathologischer QWinkel, Patella alta, Trochleadysplasie
Diagnostik
- klinische Untersuchung
- Inspektion: Schwellung, Hämarthros, Fehlstellung, Beinachse, Fußdeformität, Muskeltrophik, Position der Patella
- tastbare Lücke am medialen Retinaculum
- Verschieblichkeit und Höhe der Patella im Seitenvergleich
- Beweglichkeit, Bandstablilität, Hyperlaxität
- Untersuchung femorotibiales Gelenk, angrenzende Gelenke und periphere Durchblutung, Motorik, Sensibilität
- Patella-Apprehension-Test (in der Akutsituation oft nicht möglich)
- Untersuchungsbefund der Gegenseite, Rotationsumfänge an den Hüftgelenken in Bauchlage und der Unterschenkeltorsion
- bei akuter Luxation der Patella erfolgt die Röntgendiagnostik erst nach der Reposition.
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