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Leitlinie „Patellafraktur“ der DGOU

veröffentlichende Fachgesellschaft: Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie
Klassifikation gemäß AWMF: S2e
Datum der Veröffentlichung: 04.08.2020
Ablaufdatum: 03.08.2025
Quelle/Quelllink: https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/012-017.html

Unfallmechanismus

  • Verkehrsunfälle (78,3%)
  • Arbeitsunfälle jeglicher Art (13,7%)
  • Unfälle im häuslichen Umfeld (11,4%)
  • Sportunfälle selten ursächlich
  • Patellaluxationen bis zu 5% mit einer osteochondralen Fraktur
  • bei endoprothetischen Eingriffen (Inzidenz von 0,68% – 21%, besonders bei Patellarückflächenersatz oder Revisionen)
  • nach vorderer Kreuzband-Ersatzplastik mittels autologer Patellarsehne weniger als 1%

präklinisches Management

Analyse des Unfallhergangs

  • Art, Richtung und Intensität der Gewalteinwirkung
  • Abklärung der Unfall- / Sturzursache
  • Wahrscheinlichkeit von lokalen und anderen Begleitverletzungen

Notfallmaßnahmen und Transport

  • Schmerzbehandlung (Analgesie)
  • Schienenruhigstellung
  • sterile Wundabdeckung bei offenen Verletzungen

Dokumentation

  • periphere Durchblutung, Motorik und Sensibilität (pDMS)
  • Unfallmechanismus
  • Allgemeinzustand
  • relevante Vorerkrankungen
  • Lokalbefund: Weichteilschäden, Wunden, Schürfungen
  • Zusatz- / Begleitverletzungen
  • Art der Erstbehandlung
  • übertragbare Infektionskrankheiten (Hepatitis B/C, HIV)
  • potentielle Keimträger (z.B. multiresistente Erreger)
  • Unfall im Rahmen der Gesetzlichen Unfallversicherung

Anamnese

  • Verletzungsmechanismus
    • direktes Trauma, indirektes Trauma, Abschätzung der Gewalteinwirkung, inadäquates Trauma
  • gesetzliche Unfallversicherung
    • in Deutschland muss der Patient bei allen Arbeitsunfällen, bei Unfällen auf dem Weg von und zur Arbeit, bei Unfällen in Zusammenhang mit Studium, Schule und Kindergarten sowie allen anderen gesetzlich versicherten Tätigkeiten einem zum Durchgangsarztverfahren zugelassenen Arzt vorgestellt werden
    • Unfallmeldung durch Arbeitgeber, wenn Unfall Arbeitsunfähigkeit von > 3 Kalendertagen oder den Tod zur Folge hat

Vorerkrankungen und Verletzungen

  • Verletzungen des Kniegelenkes
  • Kniegelenksbeschwerden, speziell im retropatellaren Gleitlager
  • Kniegelenkarthrose
  • dysplastische Gelenkanatomie (Patella und patellares Gleitlager)
  • frühere Patellaluxation
  • Bewegungseinschränkungen Hüft- und Kniegelenk
  • Arthroskopien oder Operationen am Knie
  • lokale Erkrankungen, speziell Hauterkrankungen
  • Hüftgelenkserkrankungen
  • internistische Begleiterkrankungen
  • neurologische Begleiterkrankungen
  • Allergien, insbesondere Metallallergien
  • rheumatische Erkrankungen
  • Thrombose/Embolie
  • Osteoporose
  • Gerinnungsstörungen/Einnahme von Antikoagulanzien

wichtige Begleitumstände

  • Zusatz- / Begleitverletzung ipsilateral
  • berufliche Tätigkeit (z.B. kniender Beruf wie Maurer, Installateur etc.)
  • bisherige Therapie der Verletzung
  • Mobilität des Verletzten vor der Verletzung
  • Medikamenteneinnahme
    • gerinnungshemmende Medikamente, orale Antidiabetika und Insulin, Steroide, Zytostatika, Knochenstoffwechsel beeinflussende Hormone
  • Alkohil-, Nikotin- und Drogenabusus

Symptome

  • Schmerzen (besonders bei Extension / Flexion)
  • Schwellung
  • Gelenkerguss
  • Instabilitätsgefühl
  • Funktionsstörung / -verlust
  • Unfähigkeit zur aktiven Streckung/Streckhebung des Kniegelenkes (bei dislozierten Frakturen oder Ruptur des Reservestreckapparates)
  • Krepitation (Knochenreiben sollte nicht geprüft werden)
  • Gefühlsstörungen

Diagnostik

  • Inspektion und klinische Untersuchung im Vergleich zum unverletzten Knie
    • Hautverletzung und -beschaffenheit
    • Kontusionsmarken
    • vorbestehende Narben
    • typische, ventrale ballonartige Schwellung (Weichteilschwellung)
    • intraartikulärer Erguss (Hämarthros)
    • Palpation der Patella (bei Dislokation „Delle“ tastbar)
    • Palpation der Kniebandansätze
    • Muskelstatus (Vergleich rechts/links als Hinweis auf Vorschaden)
    • aktive und passive Bewegungsprüfung (soweit schmerzbedingt möglich)
    • Untersuchung der Kniebandstabilität (soweit schmerzbedingt möglich, evtl. erst intraoperativ prüfbar)
    • Gefäßstatus arteriell und venös
    • neurologischer Status peripher der Verletzung
    • Patellahochstand/-tiefstand
Published inLeitlinien kompakt

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