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Leitlinie „Proximale Femurfrakturen des Kindes“ der DGOU

veröffentlichende Fachgesellschaft: Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie
Klassifikation gemäß AWMF: S2e
Datum der Veröffentlichung: 25.10.2021
Ablaufdatum: 24.10.2026
Quelle/Quelllink: https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/012-020.html

Ätiologie

  • Hochrasanztrauma mit Stauchung und Scherung des Oberschenkelhalses
  • Verkehrsunfälle mit seitlichem Aufprall (PKW, Fahrrad, Anfahrmechanismus)
  • Sturz aus großer Höhe (Balkon, Fenstersturz, Reitsport)
  • pathologische Frakturen (Cysten, Malignome, endokrinologische Störungen)
  • Stressfrakturen (extrem selten)
  • an Kindesmisshandlung denken

präklinisches Management

Analyse des Unfallhergangs

  • ohne adäquates Trauma
    • spontane Epiphyseolysis capitis femoris
    • juvenile Knochenzyste
    • Malignom oder Metastase
    • Osteogenesis imperfekta
    • renale Osteopathie
    • Hypothyreoidismus
    • septische Arthritis

Notfallmaßnahmen und Transport

  • adäquate Schmerzbehandlung
  • Rettung: schonend unter leichtem Längszug am verletzten Bein
  • schmerzarme Lagerung auf Vakuummatratze, Schaumstoffschiene oder Kissen
  • Lagerung des verletzten Beines mit leicht gebeugtem Hüftgelenk
  • zügiger Transport zum geeigneten Krankenhaus
  • Information und Betreuung der Angehörigen
  • proximale Femurfrakturen des Kindes treten häufig im Rahmen von Mehrfachverletzungen auf, daher sollte auf entsprechende Begleitverletzungen/Polytrauma geachtet werden

Dokumentation

  • schriftliches Übergabeprotokoll (ggf. analog DIVI-Bogen)
  • durch Rettungspersonal sinnvoll
  • Erreichbarkeit der Eltern/Erziehungsberechtigten
  • Mitteilung über:
    • alle relevanten Angaben zum Unfallhergang
    • Schulunfall (D-Arztverfahren)
    • soziales Umfeld (Kindesmisshandlung)
    • frühere Unfälle
    • bekannte Vorerkrankungen
    • insbesondere Leistenschmerzen in der jüngeren Vergangenheit
    • Medikamente
    • Drogen
    • Infektionen (Hepatitis B, C, HIV)

Anamnese

  • Abklärung der funktionellen und sozialen Situation vor dem Unfall
  • Analyse des Verletzungsmechanismus
    • ungeklärte Ursache
    • Sportart
    • Rasanztrauma
      • als Beteiligter bei Verkehrsunfall (Sitzposition, Rückhaltesystem, Airbag)
      • Sturz aus großer Höhe
      • ohne adäquates Trauma
  • gesetzliche Unfallversicherung
    • in Deutschland muss der Patient bei allen Arbeitsunfällen, bei Unfällen auf dem Weg von und zur Arbeit, bei Unfällen in Zusammenhang mit Studium, Schule und Kindergarten sowie allen anderen gesetzlich versicherten Tätigkeiten einem zum Durchgangsarztverfahren zugelassenen Arzt vorgestellt werden
    • Unfallmeldung durch Arbeitgeber, wenn Unfall Arbeitsunfähigkeit von > 3 Kalendertagen oder den Tod zur Folge hat

Vorerkrankungen und Verletzungen

lokal

  • vorbestehende Hüftgelenkserkrankung und Bewegungseinschränkung (z.B. Mb. Perthes)
  • Kniebeschwerden und Bewegungseinschränkungen
  • Voroperationen
  • auch nicht betroffene Seite (z.B. Epiphysiolyse)
  • relevante Weichteilveränderungen
  • vorbestehende Schmerzen, insbesondere in der ipsilateralen Leiste
  • Hauterkrankungen

Allgemein

  • Erkrankungen des Knochens und Knochenstoffwechsels
  • neurologische Erkrankungen
  • Diabetes mellitus
  • Allergien
  • Infektionen, Hepatitis, HIV

Sozial

  • soziales Umfeld
  • Familiensituation

wichtige Begleitumstände

  • Zeitpunkt und –intervall zwischen Unfall und stationärer Aufnahme
  • Medikamente

Symptome

  • Schmerzen in der Hüfte und/oder Leiste
  • Schonhaltung in Beugung
  • Beinverkürzung und Außenrotation bei Dislokation
  • Unfähigkeit, das verletzte Bein gestreckt zu heben
  • Unfähigkeit zu gehen oder zu stehen
  • Ausstrahlung der Schmerzen in die Knieregion

Diagnostik

  • Diagnostik sollte sofort und unter Vermeidung von schmerzhaften Untersuchungen erfolgen (Analgesie!)
  • lokal
    • Prellmarke und Hämatome am Trochanter major
    • Wunden im Frakturbereich (offene Fraktur)
    • Druckschmerz über dem Trochanter major
    • Schmerzen bei aktiver und passiver Bewegung (Erfragen! Nicht prüfen!)
    • aktives Anheben des gestreckten Beines nicht möglich
    • Verkürzung und Außenrotation des Beines bei
    • dislozierten Frakturen
    • Gefäß- und neurologischer Status
    • Begleitverletzungen – auch kontralateral
      • Becken
      • Oberschenkel
      • Knie
      • Sprunggelenk
      • Handgelenk
      • Schulter
      • Wirbelsäule
      • Mehrfachverletzungen
      • Höhlenverletzungen
  • allgemein
    • Grunderkrankungen
    • Herz
    • Lunge
    • Kreislauf
    • ZNS
Published inLeitlinien kompakt

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