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Leitlinie „Hyperkalaemia – Emergency management in children“ des CHQ

veröffentlichende Fachgesellschaft: Queensland Hospital and Health Service
Klassifikation gemäß AWMF:
Datum der Veröffentlichung: 15.03.2024
Ablaufdatum: 06.03.2028
Quelle/Quelllink: https://www.childrens.health.qld.gov.au/__data/assets/pdf_file/0017/180206/af2e5e382600d8b7ef80587e718f4e2d3d5d4b1d.pdf

Grundsätzliches

  • Hyperkaliämie = Serumkaliumwert > 5,5 mmol/L beim Kind oder > 6,0 mmol/L beim Neugeborenen
  • Einteilung
    • leichte Hyperkaliämie = Serumkaliumwert 5,5 – 6,0 mmol/L
    • moderate Hyperkaliämie = Serumkaliumwert 6,1 – 7,0 mmol/L
    • schwere Hyperkaliämie = Serumkaliumwert > 7 mmol/L ODER > 6,5 mmol/L mit EKG-Veränderungen
  • CAVE: auch leichte und mäßige Hyperkaliämie kann zu potenziell lebensbedrohlichen EKG-Veränderungen führen, jedoch seltener als bei einer schweren Hyperkaliämie

Ursachen

  • Pseudohyperkaliämie durch Hämolyse, signifikante Thrombozytose (Thrombozyten > 1.000 x 109/L) oder signifikante Leukozytose (>70 x 109/L)
  • beeinträchtigte Kaliumausscheidung durch akutes Nierenversagen, chronische Nierenerkrankung, Hypoaldosteronismus (primäre Nebenniereninsuffizienz), Tubuli-Unempfindlichkeit ggü. Aldosteron, obstruktive Nephropathie, Sichelzellkrankheit, kaliumsparende Diuretika, ACE-Hemmer, Angiotensin-II-Rezeptorblocker, Trimethoprim, Calcineurin-Hemmer (Tacrolimus & Cyclosporin) oder Medikamente, die die Na+/K+-Austausch beeinträchtigen
  • Umverteilung von Kalium aus Intrazellulär- in Extrazellulärraum durch Azidose, hypoKPP/FHPP, Hypertonus, Hyperglykämie sowie durch Medikamente wie Mannitol, Succinylcholin, Betablocker & Digoxin
  • Aufnahme von Kalium in den Extrazellulärraum durch Kaliumpräparate oder kaliumhaltige Infusionslösungen o.Ä., Rhabdomyolyse, Crush Injury, Tumor-Lyse-Syndrom oder Hämolyse

Symptomatik

CAVE: Hyperkaliämie ist i.d.R. asymptomatisch; sofern Symptome vorhanden, eher überwiegend kardiale und neurologische Auffälligkeiten

  • Übelkeit und Erbrechen
  • Müdigkeit
  • Parästhesie, Muskelschwäche, Lähmung (verminderte tiefe Sehnenreflexe)
  • Atembeschwerden & -versagen (v.a. Hypoventilation)
  • Palpitationen, Synkope, hämodynamische Instabilität, Herzstillstand
  • Herzrhythmusstörungen

Anamnese & Diagnostik

  • Medikamentenanamnese (siehe Ursachen)
  • vollständige Anamnese, v.a. Vorerkrankungen (inkl. kürzlich erfolgter Medikamenten-Applikationen i.v. oder Infusionstherapien)
  • körperliche Untersuchung verfolgt das Ziel, die zugrundeliegende Ätiologie zu ermitteln und Komplikationen einer schweren Hyperkaliämie zu erkennen
  • EKG-Diagnostik zur Detektion von Leitungs- und/oder Herzrhythmusstörungen
    • typische EKG-Veränderungen sind hohe/spitz zulaufende T-Wellen (in allen Ableitungen), verlängertes PR-Intervall, Verlust von P-Wellen, QRS-Verbreiterung (oft als „breit und bizarr“ beschrieben)
    • EKG-Veränderungen können sich zu Sinuswellen, ventrikulären Arrhythmien und Asystolie entwickeln
    • andere Elektrolyt- oder biochemische Anomalien wie Hypokalzämie, Azidose und Hyponatriämie können Kardiotoxizität verstärken und Arrhythmien bei niedrigeren Kaliumspiegeln auslösen
    • Patient*innen mit chronischer Hyperkaliämie haben ggf. trotz hohem Serumkaliumspiegel keine EKG-Veränderungen
    • CAVE: keine eindeutige Korrelation zwischen Serumkaliumspiegel und EKG-Veränderungen oder Risiko von Arrhythmien
  • venöse Blutgasanalyse/iSTAT zur Bestätigung des Kaliumspiegels (CAVE: BGA sollte Einleitung der Therapie nicht verzögern, v.a. bei schwerer Hyperkaliämie)
  • Monitoring der renalen Funktion (CAVE: bei Nierenfunktionsstörungen soll Sie bis zum Beweis des Gegenteils davon ausgegangen werden , dass Kaliumspiegel korrekt ist)

Therapie

  • Patient*innen mit Hyperkaliämie und Azidose haben Kaliumdefizit im gesamten Körper durch Verlagerung von Kalium aus Intrazellulär- in Extrazellulärraum
  • bei Crush Injury oder Tumorlyse-Syndrom steigt Kaliumspiegel aufgrund fortschreitenden Zellabbaus, sodass die Behandlungsschwelle hier niedriger ist
  • bei Tumorlyse-Syndrom Vorgehen gemäß gängiger Leitlinien

Herzstillstand

  • Hyperkaliämie ist sehr selten Hauptursache für Herzstillstand bei Kindern (Hyperkaliämie bei Herzstillstand ist eher auf eine Funktionsstörung mehrerer Organe und den Zelltod zurückzuführen)
  • grundsätzliches Vorgehen gemäß pALS-Algorithmus
  • Anlage großlumiger Zugang oder alternativ i.o.-Zugang
  • bei V.a. Nebenniereninsuffizienz Gabe von 2 mg/kg Hydrocortison
  • Gabe von Calciumglukonat 10 %ig (0,11 mmol/kg; max. 4,4 mmol) über 3 – 5 min; ggf. Wdh. nach 15 min, wenn EKG weiterhin auffällig (CAVE: keine gleichzeitige Gabe mit NaHCO3 und keine Gabe bei Digoxin-Intoxikation oder Hyperkalzämie)
  • Senkung des Serum-Kaliumspiegels durch
    • Gabe von 5 mL/kg Glukose 10 % langsam als Bolus, gefolgt von 0,1 Einheiten/kg Insulin-Bolus (CAVE: BGA alle 15 min)
    • 1 mmol/kg NaHCO3 über 5 min (Monitoring bzgl. Alkalose; CAVE: nicht zusammen mit anderen Medikamenten)
  • Förderung der Ausscheidung von Kalium aus dem Körper mittels ECLS/Dialyse, v.a. bei lebensbedrohlicher Hyperkaliämie

schwere Hyperkaliämie

  • vollständiges kardiologisches Monitoring
  • Absetzen aller Medikamente, die Serumkalium erhöhen o. Kaliumausscheidung verringern
  • wenn mgl. ZVK-Anlage, sonst pVK-Anlage
  • bei V.a. Nebenniereninsuffizienz Gabe von 2 mg/kg Hydrocortison
  • Gabe von Calciumglukonat 10 %ig (0,11 mmol/kg; max. 4,4 mmol) über 3 – 5 min; ggf. Wdh. nach 15 min, wenn EKG weiterhin auffällig (CAVE: keine gleichzeitige Gabe mit NaHCO3 und keine Gabe bei Digoxin-Intoxikation oder Hyperkalzämie)
  • Senkung des Serum-Kaliumspiegels durch
    • Salbutamol vernebelt, ggf. Wdh. nach 1 – 2 h (2,5 mg bei < 6 Jahre; 5 mg bei > 6 Jahre)
    • Gabe von 5 mL/kg Glukose 10 % mit Laufrate von 5 mL/kg/h sowie 0,1 Einheiten/kg Insulin-Bolus (CAVE: BGA alle 15 min)
    • 1 mmol/kg NaHCO3 über 5 min (Monitoring bzgl. Alkalose; CAVE: nicht zusammen mit anderen Medikamenten)
    • 1 mg/kg Furosemid i.v. über 10 min
  • Förderung der Ausscheidung von Kalium aus dem Körper mittels Dialyse, v.a. bei lebensbedrohlicher Hyperkaliämie, sowie 0,25 g/kg Natriumpolystyrolsulfonat oral/rektal (ggf. Wdh. bis zu 4-Mal am Tag)

moderate Hyperkaliämie

  • vollständiges kardiologisches Monitoring
  • Absetzen aller Medikamente o.Ä., die Serumkalium erhöhen o. Kaliumausscheidung verringern
  • pVK-Anlage
  • Senkung des Serum-Kaliumspiegels durch
    • Salbutamol vernebelt, ggf. Wdh. nach 1 – 2 h (2,5 mg bei < 6 Jahre; 5 mg bei > 6 Jahre)
    • Gabe von 5 mL/kg Glukose 10 % mit Laufrate von 5 mL/kg/h sowie 0,1 Einheiten/kg Insulin-Bolus (CAVE: BGA alle 15 min)
    • 1 mmol/kg NaHCO3 über 5 min (Monitoring bzgl. Alkalose; CAVE: nicht zusammen mit anderen Medikamenten)
    • 1 mg/kg Furosemid i.v. über 10 min
  • Förderung der Ausscheidung von Kalium aus dem Körper mittels Gabe von 0,25 g/kg Natriumpolystyrolsulfonat oral/rektal (ggf. Wdh. bis zu 4-Mal am Tag)

leichte Hyperkaliämie

  • Absetzen aller Medikamente o.Ä., die Serumkalium erhöhen o. Kaliumausscheidung verringern
  • ggf. Salbutamol vernebelt, ggf. Wdh. nach 1 – 2 h (2,5 mg bei < 6 Jahre; 5 mg bei > 6 Jahre)
  • ggf. Gabe von 0,25 g/kg Natriumpolystyrolsulfonat oral/rektal (ggf. Wdh. bis zu 4-Mal am Tag)
  • ggf. 1 mmol/kg NaHCO3 über 5 min (Monitoring bzgl. Alkalose; CAVE: nicht zusammen mit anderen Medikamenten)
  • CAVE: bei ausgeprägtem Gewebezerfall (Rhabdomyolyse, Crush Injury, Tumorlyse-Syndrom) kann trotz nur leichter Hyperkaliämie aggressive Therapie zur Kaliumelimination erforderlich sein

Algorithmus

Quelle: https://www.childrens.health.qld.gov.au/__data/assets/pdf_file/0017/180206/af2e5e382600d8b7ef80587e718f4e2d3d5d4b1d.pdf
Published inLeitlinien kompakt

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