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Leitlinie „Prevention, Diagnosis, and Treatment of Acute Altitude Illness“ der WMS (Update 2024)

veröffentlichende Fachgesellschaft: Wilderness Medical Society
Klassifikation gemäß AWMF:
Datum der Veröffentlichung: 27.12.2023
Ablaufdatum:
Quelle/Quelllink: https://doi.org/10.1016/j.wem.2023.05.013

Grundsätzliches

  • Risiko einer Höhenkrankheit besteht v.a. für nicht-akklimatisierte Personen in Höhen > 2000 – 2500 m (Höhenhirnödem meist in noch größeren Höhen)
  • Definition spezifischer Grenzwerte bzgl. der Höhe schwierig aufgrund der unspez. Symptome
  • Unterscheidung in…
    • AMS (acute mountain sickness): akute Höhenkrankheit bzw. Bergkrankheit als Überbegriff für Syndrome HAPE und HACE
    • HAPE (high-altitude pulmonary edema): Höhenlungenödem
    • HACE (high-altitude cerebral edema): Höhenhirnödem
  • CAVE: Diagnosen AMS, HAPE oder HACE nicht allein aufgrund der Tatsache ausschließen, dass sich Patient*innen in einer Höhe von < 2500 m aufhalten
  • HACE stellt im Gegensatz zu HAPE extrem schwere Form der AMS dar

AMS & HACE

Klassifikation der Höhenkrankheit

milde AMSmoderate bis
schwere AMS
Höhenhirnödem (HACE)
Symptome– Kopfschmerzen + ein/mehrere andere Symptome (Übelkeit/Erbrechen, Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Schwindel)
– alle Symptome von leichter Intensität
– Kopfschmerzen + ein/mehrere andere Symptome (Übelkeit/Erbrechen, Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Schwindel)
– alle Symptome von moderater bis schwerer Intensität

Verschlechterung der Symptome der mittelschweren bis schweren Höhenkrankheit
weitere AnzeichenkeinekeineAtaxie, starke Abgeschlagenheit, veränderter Geisteszustand, Enzephalopathie
Lake Louise AMS Score3 – 56 – 12nicht anwendbar

Diagnostik

Risikokategorien

geringes Risikomoderates Risikohohes Risiko
Vorgeschichte bzgl. akuter Höhenkrankheitnie oder milde AMSmoderate bis schwere AMSHAPE oder HACE
Schlafhöhe am 1. Tag (Meter)< 2800 m2800 – 3500 m> 3500 m
Aufstiegsgeschwindigkeit (m/d)≤ 500 m/d über 3000 m mit zusätzlichen Tagen zur Akklimatisierung alle 1000 m≥ 500 m/d über 3000 m mit zusätzlichen Tagen zur Akklimatisierung alle 1000 m≥ 500 m/d über 3000 m mit zusätzlichen Tagen zur Akklimatisierung alle 1000 m

Lake Louise Acute Mountain Sickness Score

SymptomSymptomausprägung
Kopfschmerzen0 – keine Kopfschmerzen
1 – geringe Kopfschmerzen
2 – moderate Kopfschmerzen
3 – starke Kopfschmerzen (handlungsunfähig)
gastrointestinale Symptome0 – normaler Appetit
1 – geringer Appetit oder Übelkeit
2 – moderate Übelkeit oder Erbrechen
3 – starke Übelkeit oder Erbrechen (handlungsunfähig)
Müdigkeit/Erschöpfung0 – keine Müdigkeit/Schwäche
1 – geringe Müdigkeit/Schwäche
2 – moderate Müdigkeit/Schwäche
3 – starke Müdigkeit/Schwäche (handlungsunfähig)
Schwindel/Benommenheit0 – kein Schwindel/Benommenheit
1 – geringer Schwindel/Benommenheit
2 – moderater Schwindel/Benommenheit
3 – starker Schwindel/Benommenheit (handlungsunfähig)
optional gesamte Funktionsbeeinträchtigung0 – keine Beeinträchtigung
1 – Symptome vorhanden, aber keine Anpassung der Aktivität/Tagesplanung notwendig
2 – Symptome zwingen zum Abbruch des Abstiegs oder aus eigener Kraft abzusteigen
3 – Evakuierung in niedrigere Höhen notwendig
Auswertung: milde AMS: 3 – 5 Punkte; moderate AMS: 6 – 9 Punkte; schwere AMS: 10 – 12 Punkte

Empfehlungen

  • Acetazolamid zur Prävention bei Erwachsenen & Kindern mit mäßigem oder hohem AMS-Risiko erwägen (alternativ auch Dexamethason bei Erwachsenen)
  • bei Kontraindikationen für Acetazolamid oder Dexamethason alternativ Ibuprofen erwägen
  • kein Budesonid inhalativ, Ginkgo biloba oder Paracetamol zur AMS-Prophylaxe
  • Abstieg ist bei jedem Grad von AMS/HACE wirksame Therapie und bei schwerem AMS/HACE klar indizierte Therapie
  • sofern verfügbar, kontinuierliche O2-Gabe mit Ziel-SpO2 > 90 % oder Symptomlinderung, v.a. wenn Abstieg nicht oder nur verzögert möglich ist
  • sofern verfügbar, Nutzung tragbarer Überdruckkammern bei schwerem AMS/HACE, v.a. wenn Abstieg nicht möglich oder nur verzögert möglich ist und kein O2 verfügbar
  • keine Empfehlung zur Verwendung von CPAP zur AMS-Therapie
  • medikamentöse AMS-/HACE-Therapie
    • 250 mg Acetazolamid oral alle 12 h beim AMS (Kinder: 2,5 mg/kg alle 12 h, max. 250 mg pro Gabe)
    • Dexametason oral, i.v., i.m.
      • AMS: 4 mg alle 6 h
      • HACE: initial 8 mg, dann 4 mg alle 6 h (Kinder: 0,15 mg/kg/Gabe alle 6 h, max. 4 mg/Gabe)
    • 600 mg Ibuprofen alle 8 h bei HAH (high altitude headache; Höhenkopfschmerz)
    • Paracetamol bei HAH (high altitude headache; Höhenkopfschmerz)

HAPE

  • Einleitung des Abstiegs bei Patient*innen mit HAPE
  • sofern verfügbar, kontinuierliche O2-Gabe mit Ziel-SpO2 > 90 % oder Symptomlinderung, v.a. wenn Abstieg nicht möglich oder nur verzögert möglich ist
  • sofern verfügbar, Nutzung tragbarer Überdruckkammern bei schwerem AMS/HACE, v.a. wenn Abstieg nicht möglich oder nur verzögert möglich ist und kein O2 verfügbar
  • Nifedipin-Gabe, wenn Abstieg nicht oder nur verzögert möglich ist und kein O2 oder tragbare Überdruckkammer verfügbar (30 mg Nifedipin retardiert alle 12 h oder 20 mg Nifedipin retardiert alle 8 h)
  • Gabe von 10 mg Tadalafil alle 12 h oder 50 mg Sildenafil alle 8 h zur HAPE-Therapie, wenn Abstieg nicht oder nur verzögert möglich ist und kein O2 oder tragbare Überdruckkammer sowie Nifedipin verfügbar
  • keine Empfehlung bzgl. Gabe von β-Agonisten zur HAPE-Therapie
  • keine Acetazolamid- oder Diuretika-Gabe bei HAPE
  • keine Empfehlung bzgl. Gabe von Dexamethason zur HAPE-Therapie
Published inLeitlinien kompakt

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