veröffentlichende Fachgesellschaft: National Clinical Effectiveness Committee
Klassifikation gemäß AWMF:
Datum der Veröffentlichung: 08.09.2021
Ablaufdatum:
Quelle/Quelllink: https://www.gov.ie/en/collection/c9fa9a-national-clinical-guidelines/
- Sepsis und septischer Schock sind medizinische Notfälle bei denen sofort mit der Behandlung und Wiederbelebung zu beginnen ist
- Flüssigkeitstherapie zur Bekämpfung der Sepsis-verursachten Hypoperfusion innerhalb der ersten 3 Stunden min 30 ml/kg kristalloide Flüssigkeit i.v.
- 3-Stunden- und 6-Stunden-Bundle wurden zu einem einzigen „1-Hour-Bundle“ zusammengefasst, mit dem ausdrücklichen Ziel, bei Patienten mit Sepsis und septischem Schock sofort mit der Wiederbelebung und Behandlung zu beginnen
- nach anfänglicher Flüssigkeitstherapie zusätzliche Flüssigkeitszufuhr nach häufiger Neubewertung des hämodynamischen Status
- bei Patienten mit septischem Schock, die Vasopressoren benötigen, anfänglichen mittleren arteriellen Druck (MAP) von 65 mmHg als Ziel
- Anwendung einer „Fluid Challenge“-Technik bei der die Flüssigkeitszufuhr so lange fortgesetzt wird, wie sich die hämodynamischen Faktoren verbessern
- balancierte kristalloide Flüssigkeiten als Mittel der Wahl; Alternative: Kochsalzlösung
- zusätzlich zu kristalloiden Flüssigkeiten Albumin für die initiale Flüssigkeitstherapie, falls erhebliche Mengen an kristalloiden Flüssigkeiten nicht ausreichen
- keine Hydroxyethylstärken (HES) für Volumenersatz
- kristalloide Lösungen statt Gelatine
- Antibiotika
- vor Beginn der antimikrobiellen Therapie geeignete mikrobiologische Routinekulturen (einschließlich Blut), wenn dies nicht zur wesentlichen Verzögerung des Beginns der antimikrobiellen Therapie führt
- Verabreichung von Antibiotika so bald wie möglich (innerhalb einer Stunde) nach Erkennung sowohl bei Sepsis als auch bei septischem Schock
- sofortige Identifizierung und Behandlung der Infektionsquelle
- unverzügliche Entfernung von intravaskulären Zugängen, die eine mögliche Quelle für Sepsis oder septischen Schock darstellen, nachdem anderer Gefäßzugang gelegt wurde
- Vasopressoren
- Norepinephrin als Vasopressor der ersten Wahl.
- entweder Vasopressin (bis zu 0,03 µg/min) oder Epinephrin zusätzlich zu Norepinephrin, um den MAP auf Zielwert zu erhöhen, oder Vasopressin (bis zu 0,03 µg/min) hinzuzufügen, um die Norepinephrin-Dosis zu verringern
- Gabe von Dopamin als Alternative zu Noradrenalin als Vasopressor nur bei sehr ausgewählten Patienten (z. B. Patienten mit geringem Risiko für Tachyarrhythmien und absoluter oder relativer Bradykardie)
- kein niedrig dosiertes Dopamin nicht zum Schutz der Nieren
- Einsatz von Dobutamin bei Patienten, die trotz adäquater Flüssigkeitszufuhr und vasopressorischer Maßnahmen Anzeichen einer anhaltenden Hypoperfusion aufweisen
- bei allen Patienten, die Vasopressoren benötigen, so bald wie möglich einen arterieller Katheter etablieren, sofern die entsprechenden Ressourcen zur Verfügung stehen
- kein intravenöses Hydrocortison, wenn adäquate Flüssigkeits- und Vasopressoren-Therapie die hämodynamische Stabilität bewirken können; falls nicht möglich, Gabe von 200 mg/Tag Hydrocortison
- Beatmung
- Zieltidalvolumen von 6 mL/kgKG; 12 mL/kg bei erwachsenen Patienten mit Sepsis-induziertem akutem ARDS
- oberen Grenzwert für den Plateaudruck von 22 mmHg (30 cm H2O) bei erwachsenen Patienten mit Sepsis-induziertem schweren ARDS
- bei mittelschwerem bis schwerem ARDS einen höhere PEEP-Werte bevorzugen
- keine hochfrequente oszillierende Beatmung (HFOV)
- keine Empfehlung für Einsatz der nicht-invasiven Beatmung (NIV) bei Patienten mit Sepsis-induziertem ARDS
- keine Verwendung von β-2-Agonisten zur Behandlung von Patienten mit Sepsis-induziertem ARDS ohne Bronchospasmus
- bei mechanisch beatmeten Sepsis-Patienten Kopfteil zwischen 30 und 45 Grad erhöhen, um das Aspirationsrisiko zu begrenzen
- kontinuierliche oder intermittierende Sedierung bei mechanisch beatmeten Sepsis-Patienten auf ein Minimum zu reduzieren
- Glucose-Management
- oberer Zielblutzuckerspiegel ≤ 10mmol/L (≤ 180mg/dL)
- unteren Zielblutzuckerspiegel > 6,1mmol/L (> 110mg/dL)
- Blutzuckerwerte alle 1 bis 2 Stunden überwachen bis die Glukosewerte stabil sind
- Glukosewerte, die mit Point-of-Care-Tests aus Kapillarblut ermittelt werden, mit Vorsicht interpretieren, da solche Messungen möglicherweise keine genaue Schätzung der arteriellen Blut- oder Plasmaglukosewerte liefern
- keine Natriumbicarbonat-Therapie zur Verbesserung der Hämodynamik oder zur Verringerung des Bedarfs an Vasopressoren bei Patienten mit hypoperfusionsbedingter Laktatanämie mit einem pH-Wert ≥ 7,15
- pharmakologische Prophylaxe mit unfraktioniertes Heparin [UFH] oder niedermolekulares Heparin [LMWH] gegen venöse Thromboembolien (VTE), sofern keine Kontraindikationen für den Einsatz dieser Mittel bestehen
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