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Leitlinie „Sepsis – Prävention, Diagnose, Therapie und Nachsorge“ der DSG

veröffentlichende Fachgesellschaft: Deutsche Sepsis-Gesellschaft
Datum der Veröffentlichung: 07.02.2020
Ablaufdatum: 06.02.2025
Quelle/Quelllink: https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/079-001.html

Grundsätzliches

  • Sepsis: akut lebensbedrohliche Organdysfunktion, hervorgerufen durch eine inadäquate Wirtsantwort auf eine Infektion
  • septischer Schock: trotz adäquater Volumentherapie persistierende arterielle Hypotension mit der Notwendigkeit einer Therapie mit Vasopressoren, um einen mittleren arteriellen Blutdruck von ≥ 65 mmHg zu erreichen
  • medizinische Notfälle, bei denen unverzüglich mit der Behandlung und der hämodynamischen Stabilisierung begonnen werden soll

Diagnostik

  • Ermittlung der Körperkerntemperatur oder, falls nicht verfügbar, mittels Infrarotthermometer in Ohr oder Mund, da Hyper-/Hypothermie Kardinalsymptome für das Vorliegen einer Infektion sind

Therapie

initiale hämodynamische Stabilisierung/Flüssigkeitstherapie

  • bei Patienten außerhalb von ITS mit Verdacht auf eine Infektion (qSOFA)-Score regelmäßig bestimmen, um Risikopatienten mit vitaler Bedrohung frühzeitig zu erkennen
  • min. 30 ml/kgKG balancierte kristalloide i.v.-Lösung innerhalb der ersten 3 h bei Patienten mit Sepsis-induzierter Hypoperfusion
    • keine 0,9%ige Kochsalzlösung!
    • anschließend intravaskuläre Volumenersatztherapie
  • zusätzliche Flüssigkeitsgaben nach initialem Bolus begleitet durch häufig wiederholte Kontrollen des hämodynamischen Status nur bei weiter bestehenden Zeichen einer Hypoperfusion (Flüssigkeitstherapie gemäß dem „FluidChallenge“-Prinzip)
  • keine Gelantine-Gabe, außer die hämodynamische Stabilität kann nicht adäquat mit kristalloider Flüssigkeitstherapie erreicht werden
  • keine Hydroxyethylstärke (HES)!

antimikrobielle Therapie

  • so schnell wie möglich Verabreichung von intravenösen Antiinfektiva, idealerweise innerhalb einer Stunde nach der Diagnose einer Sepsis oder eines septischen Schocks

vasoaktive Medikation

  • mittleren arteriellen Druck (MAD) mit anfänglichem Zielwert 65 mmHg anvisieren, wenn Vasopressoren benötigt werden
  • Noradrenalin als Vasopressor erster Wahl.
  • Epinephrin ergänzend zu Norepinephrin, wenn mit Noradrenalin alleine kein ausreichender Blutdruck erzielt werden kann
  • grundsätzlicher Verzicht von Dopamin; Verwendung nur bei Patienten, bei denen Nachweise für eine persistierende Hypoperfusion trotz angemessener Flüssigkeitszufuhr und dem Einsatz von Vasopressoren vorliegen
  • ß1-selektive Betablocker zur Behandlung von tachykarden Rhythmusstörungen können erwogen werden
    • routinemäßiger Einsatz von ß-Blockern zur hämodynamischen Stabiliserung bei septischen Patienten wird NICHT empfohlen

Kortikosteroide

  • keine Korticosteroide, sofern eine adäquate Flüssigkeitstherapie und hoch dosierte Vasopressor-Therapie in der Lage sind, die hämodynamische Stabilität wiederherzustellen

Antikoagulanzien

  • keine Empfehlung hinsichtlich der Verwendung von Heparin

invasive Beatmung

  • Patient*innen mit ARDS
    • VT von ≤ 6 mL/kg Standard-KG
    • endinspiratorischen Atemwegsdruck (PEI) ≤ 30 cm H2O halten
    • mit höherem PEEP beatmen (> 5 cm H2O)
  • Patient*innen ohne ARDS
    • VT von 6 – 8 mL/kg Standard-KG
    • endinspiratorischen Atemwegsdruck (PEI) ≤ 30 cm H2O halten
    • PEEP NICHT unter 5 cm H2O
  • keine Empfehlung hinsichtlich der Verwendung einer nichtinvasiven Beatmung bei Patienten mit Sepsis-induziertem ARDS
Published inLeitlinien kompakt

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