veröffentlichende Fachgesellschaft: National Association of EMS Physicians (NAEMSP)
Klassifikation gemäß AWMF:
Datum der Veröffentlichung: 24.10.2024
Ablaufdatum:
Quelle/Quelllink: https://doi.org/10.1080/10903127.2024.2413876
Grundsätzliches
- Einklemmungen sind häufige Ereignisse
- eingeklemmte Traumapatient*innen haben ein höheres Risiko für schwere Verletzungen und eine höhere Mortalität
- bis zu 20 % der Todesfälle nach Einklemmung treten kurz nach der Befreiung auf, wobei sich hier der Zustand rasch verschlechtert („Bergungstod“)
- durchschnittliche Zeit für die Bergung beträgt 30 min
Empfehlungen
- dynamische Rettungsplanung und rechtzeitige & gründliche Erstbeurteilung & Reevaluation müssen gleichzeitig erfolgen
- frühzeitige, klare und kontinuierliche Kommunikation mit allen Rettungskräften aufbauen, um koordinierten, patient*innenzentrierten und medizinisch sinnvoll ausgerichteten Ansatz für die Befreiung sicherzustellen
- Kommunikation mit den Patient*innen sollte dauerhaft erfolgen sowie deutlich und beruhigend sein
- sofortiges Temperaturmanagement, um Hypothermie wirksam zu verhindern/behandeln
- erweitertes Atemwegsmanagement stellt bei eingeklemmten Patient*innen besondere Herausforderung dar und sollte vom erfahrensten Teammitglied durchgeführt werden (CAVE: multimodaler Ansatz sowie Backup-Pläne)
- bei (V.a. bzw. Gefahr für) Crush-Syndrom so früh wie möglich vor der Befreiung Einleitung von Flüssigkeitstherapie mit kristalloider, vorzugsweise normaler Kochsalzlösung (1 – 1,5 L/h bei Erwachsenen: 20 mL/kg/h bei pädiatrischen Patient*innen in den ersten 3 – 4 h)
- vor Befreiung eingeklemmter Patient*innen Gabe von Medikamenten zur Verringerung des Risikos einer Hyperkaliämie, einer Infektion und eines Nierenversagens
- Tourniquet-Anlage an der gequetschten Extremität als mögliche Ergänzung zur medizinischen Optimierung vor der Befreiung erwägen
empfohlene Medikamente zur Behandlung von Crush-Injury und Crush-Syndrom
- Applikation bei allen Patient*innen
- Natriumbicarbonat 8,4 %, 50mEq langsam i.v.
- 10 mL Kalziumglukonat 10 % oder 5 mL Kalziumchlorid 10 % langsam i.v.
- 10 mg Albuterolsulfat 2,5 mg/3 mL oder 16 Züge Albuterolsulfat 90 μg inhalativ
- Gabe, falls verfügbar
- 10 Einheiten Insulin UND 50 mL Glucose 50 % oder 250 mL Glucose 10 % i.v.
- keine routinemäßige Gabe (erwägen bei längerer Versorgung vor Ort und nur, wenn ausreichende Urinausscheidung festgestellt und überwacht wird)
- 1 – 2 g/kg Mannitol 20 % i.v. alle 4 h
- keine routinemäßige Gabe (erwägen bei längerer Versorgung vor Ort)
- 25 – 50 g Polystyrolsulfonat p.o./rektal
- 1 g Ertapenem i.v. ODER 1 g Cefazolin + 1,5 mg/kg Gentamycin i.v.
Sei der Erste der einen Kommentar abgibt