Kriterien zur Aufnahme in den Schockraum eines TraumaZentrums DGU
Störung der Vitalparameter
systolischer Blutdruck unter 90 mmHg nach Trauma
GCS unter 9 nach Trauma
Atemstörungen/Intubationspflicht nach Trauma
festgestellte Verletzungen
penetrierende Verletzungen der Rumpf-/Hals-Region
Schussverletzungen der Rumpf-/Hals-Region
Frakturen von mehr als zwei proximalen Knochen
instabiler Thorax
instabile Beckenfraktur
Amputationsverletzung proximal der Hände/Füße
Verletzungen mit neurologischer Querschnittsymptomatik
offene Schädelverletzung
Verbrennung > 20 % von Grad ≥ 2 b
Unfallmechanismus bzw. -konstellation
Sturz aus über drei Metern Höhe
Verkehrsunfall mit:
Frontalaufprall und Intrusion von mehr als 50 – 75cm
Geschwindigkeitsveränderung von Delta > 30km/h
Fußgänger-/Zweirad-Kollision
Tod eines Insassen
Ejektion eines Insassen
Falls kein Kriterium aus der ersten und zweiten Gruppe vorliegt, sind die Kriterien des Unfallmechanismus der dritten Gruppe zielführend für die Indikationsstellung einer Schockraumversorgung (Aktivierungskriterien am Unfallort häufig nicht eindeutig abzuleiten; andere, nicht genannte Umstände und Zustände können eine Versorgung im Schockraum sinnvoll erscheinen lassen; bei Zweifeln höhere Verletzungsschwere annehmen)
Berücksichtigung von Kombination wie Grunderkrankung und Trauma, wie bei Sturz nach Apoplex oder MI)
Übergabe des Verletzten und Dokumentation der präklinischen Versorgung
Übergabe des Schwerverletzten erfolgt durch behandelnden Rettungsdienst/Notarzt an verantwortlichen Traumaleader im Beisein des Schockraumteams
Aufmerksamkeit des Schockraumteams bzgl. Ausführungen des RD/NA wichtig, um die Ausgangssituation zu erfassen und um einen Zeitverlust durch fehlende Informationen zu vermeiden
zur Dokumentation der Befunde und Maßnahmen in der präklinischen Behandlungsphase sollte DIVI-Protokoll verwendet werden
Versorgung schwerverletzter Kinder
Verlegungs- oder Kontaktkriterien zu kindertraumatologische Referenzzentrum
GCS ≤ 12 (mittleres und schweres SHT), Impressionsfraktur, neurologische Symptomatik
Thoraxtrauma mit Lungenkontusion AIS ≥ 3
Abdominaltrauma mit Organverletzung AIS ≥ 3
Beckenfraktur oder Frakturen von 2 langen Röhrenknochen der unteren Extremitäten
Intensivtherapie > 24 Stunden
ISS ≥ 16
Versorgung Schwerbrandverletzter
Versorgung in einem ÜTZ mit Zentrum für Schwerbrandverletzte
bei schwerverletzten Patienten mit gleichzeitigen Verbrennungen Transport in ÜTZ mit einem Zentrum für Schwerbrandverletzte
falls Transportzeit > 30 min Erstversorgung im nächstgelegenen TZ
jedes TZ muss Erstversorgung gewährleisten können
Zuweisung erfolgt durch direkte Kommunikation innerhalb des regionalen TraumaNetzwerks oder nach Anmeldung durch die zentrale Anlaufstelle für die Vermittlung von Krankenhausbetten für Schwerbrandverletzte der Feuerwehr Hamburg
Indikationen für die Behandlung in einem Zentrum für Schwerbrandverletzte
Verbrennungen Grad 2 von 10 % und mehr Körperoberfläche
Verbrennungen Grad 3
Verbrennungen an Händen, Gesicht oder Genitalien
Verbrennungen durch Elektrizität inklusive Blitzschlag
Verätzungen durch Chemikalien
Inhalationstrauma
Verbrennungspatienten mit Begleiterkrankungen oder
Verletzungen, die die Behandlung erschweren
Verbrennungspatienten, die eine spezielle psychologische, psychiatrische oder physische Betreuung benötigen
Großschadensereignis MANV/Terror-MANV
Definitionen
Großschadensereignis
Ereignis, bei dem die Lage dazu führt, dass sehr große Anzahl von Personen betroffen ist, aber nicht zwangsläufig Patient sein muss
zusätzlich erhebliche materielle Schäden
Katastrophe
Lage, welche von den für die Gefahrenabwehr zuständigen Behörden nicht mit eigenen Kräften und Mitteln angemessen bewältigt werden kann
lebensbedrohliche Einsatzlage
Einsatzlage mit hohem Gefährdungspotenzial für das Leben von Opfern, Unbeteiligten und Einsatzkräften, z.B. durch den Gebrauch von Waffen (z. B. Schusswaffen) und Explosivstoffen (z.B. Bomben)
Massenanfall von Verletzten (MANV)
Folge dieser unterschiedlichen Lagen kann ein Massenanfall von Verletzten (MANV) sein
MANV kann nur unter Mitwirkung aller im näheren Umfeld des Ereignisses tätigen Kliniken und medizinischen Einrichtungen adäquat und zielführend bewältigt werden
Ziel: jedem Patienten das Überleben zu sichern und soweit wie möglich auch eine gute Lebensqualität zu erreichen
bei Terror-MANV Arbeit vor allem unter strategischen und taktischen Gesichtspunkten (z.B. „life before limb“) ausrichten
Massenanfall von Verletzten (MANV) bei Katastrophen und Großschadensereignissen
Versorgung von einzelnen verletzten und polytraumatisierten Patienten im Rahmen normaler Unfälle, Schadensfälle sowie bei Naturkatastrophen, wie z.B. bei Erdbeben, Sturmfluten, oder bei Großschadensereignissen, wie z.B. bei Zugund Flugzeugunglücken
MANV liegt dann vor, wenn die aktuell zur Verfügung stehenden Versorgungsund Behandlungskapazitäten für das durch eine Gefahren- oder Schadenslage verursachte Aufkommen von Verletzten überschritten werden und Ressourcenmangel droht
Primärversorgung, inkl. Herstellung der Transportfähigkeit erfolgt präklinisch unter den Gesichtspunkten der Transportdringlichkeit und Transportnotwendigkeit in die entsprechende Klinik
Ziel: jeden Patienten in geeignete Klinik transportieren, um dort individualmedizinische Versorgung zu erhalten, und gleichzeitig einzelne Klinik in ihren Kapazitäten nicht zu überlasten
Voranmeldung der Patienten mit Anzahl und Verletzungsschwere bei jeweiligen KH
Massenanfall von Verletzten bei lebensbedrohlichen Einsatzlagen (Terror-MANV)
Beispiele wie Attentäter, die 2015 in Paris mit Sprengstoffen und Waffen einen Anschlag verübten
per Definition prinzipiell ebenfalls MANV, welche sich aber grundlegend von „normalem“ MANV unterscheiden, da…
… häufig völlig andere Verletzungsmuster, z. B. Schuss- und Explosionsverletzungen, vorliegen
… dominiert durch perforierende und penetrierende Verletzungen, die meist schwere Hämorrhagie verursachen
… Rahmenbedingungen komplett andere sind, um rasche und adäquate Versorgung zu erreichen
Selbsteinweisung oder Zuführung in KH durch Passanten
Verteilung bzw. Steuerung der Patienten in die richtige und damit optimale Zielklinik häufig nicht möglich
Patienten in der Regel in der ersten Phase eines Terror-MANV präklinisch unversorgt; Patientenströme sind durch die präklinische Rettung nicht zu kontrollieren
Belastung der Klinik beim MANV
Erster Patient trifft nach ca. 60 Minuten ein
Patienten werden angekündigt
Patienten werden gezielt verteilt
Patientenzahl ist bekannt
Patienten sind vorversorgt
Patienten gelangen in die geeignete Klinik
Belastung der Klinik bei Terror-MANV
Erster Patient trifft nach ca. 15 Minuten ein
Patienten kommen zu Fuß bzw. per Laienrettung
Patientenzahl ist nicht bekannt
Patienten erreichen die Klinik unversorgt
Patienten kommen in die nächstgelegene Klinik
Hauptproblem ist die Hämorrhagie
Zusatz zur Belastung der Klinik
aufgrund der o.g. Belastungen muss Sichtungsplatz vor Klinik eingerichtet werden, um ungeregelten Zugang in die Klinik durch Patienten und weitere Personen zu verhindern
Erstellung oder Aktualisierung eines adäquaten Krankenhaus-Alarm- und Einsatzplan, in dem die Kapitel MANV und Terror-MANV abgebildet sein müssen sowie Fort-/Ausbildung der Mitarbeiter (TDSC- oder MRMI-Kurse)
Absprachen und organisatorische Maßnahmen müssen in regionalem TraumaNetzwerk erfolgen und Krankenhaus-Alarm- und Einsatzplan (KAEP) ergänzt werden
Klärung von Verantwortlichkeiten, wer Alarmierung und Aktivierung des KAEP übernimmt und wer bis zur Einrichtung der Krankenhauseinsatzleitung (KEL) als Einsatzleitung die ersten organisatorischen und ggf. medizinischen Maßnahmen einleitet
Planung von Auffnahmekapazitäten bei Großschadensereignissen
Aufnahmekapazitäten innerhalb der ersten Stunde pro Sichtungskategorie (SK)
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