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Leitlinie „Airway management in patients with suspected or confirmed cervical spine injury“ der DAS, AoA, BSOA, ICS, NACCS, FPHC & RCEM

veröffentlichende Fachgesellschaft: Difficult Airway Society (DAS), Association of Anaesthetists (AoA), British Society of Orthopaedic Anaesthetists (BSOA), Intensive Care Society (ICS), Neuro Anaesthesia and Critical Care Society (NACCS), Faculty of Prehospital Care (FPHC) & Royal College of Emergency Medicine (RCEM)
Klassifikation gemäß AWMF:
Datum der Veröffentlichung: 03.05.2024
Ablaufdatum:
Quelle/Quelllink: https://doi.org/10.1111/anae.16290

Grundsätzliches

  • jährlich > 30.000 Menschen mit traumatischer Wirbelsäulen-Verletzung (bei ca. 25 % Verletzung des Rückenmarks mit neurologischem Defizit)
  • bei einem schweren Trauma erleiden < 2 % der Patient*innen eine Rückenmarksverletzung (bei etwa 45 % HWS-Verletzung)
  • postoperative neurologische Komplikationsrate von 0,34 % bei Patient*innen mit HWS-Verletzungen, die operative Fixierung und endotracheale Intubation brauchten
  • Risiko einer sekundären Rückenmarksverletzung (z.B. aufgrund ETI oder Bewegung/Lagerung der Patient*innen) ist unbekannt, jedoch ist bei 2 – 10 % verzögerte neurologische Verschlechterung festzustellen

Empfehlungen

Präoxygenierung & Beutel-Maske-Beatmung

  • Versuch der Bewegungsminimierung der HWS bei Präoxygenierung & Beutel-Maske-Beatmung
  • Esmarch-Handgriff anstatt Kopfüberstrecken mit Anheben des Kiefers, falls einfaches Manöver zur Atemwegssicherung notwendig ist
  • HFNO zur Präoxygenierung bei HWS-Verletzung erwägen und bei vermuteter bzw. bestätigter Schädelbasisfrakturen mit Vorsicht anwenden

supraglottischer Atemweg

  • SGA-Einsatz entsprechend den jeweiligen Erfordernissen des Atemwegsmanagements und nicht als grundsätzliche Atemwegshilfe zur Verringerung von Kopf- & Halsbewegungen bei vermuteter/bestätigter HWS-Verletzung
  • keine klare Empfehlung für Hilfsmittel/Vorgehen, falls endotracheale Intubation über SGA indiziert ist, daher vertrauteste und zur Verfügung stehende Methode wählen
  • SGA der 2. Generation bevorzugen

endotracheale Intubation

  • wenn möglich, Nutzung von Videolaryngoskopie bei ETI (keine Empfehlung für spezifisches Videolaryngoskop sowie bestimmten Spateltyp)
  • regelmäßige Schulung bzgl. Videolaryngoskopie für med. Personal, welches Patient*innen mit vermuteter oder bestätigter HWS-Verletzung intubiert/intubieren muss
  • Nutzung von Führungsstab oder Bougie erwägen bei der Intubation von Patient*innen mit immobilisierter HWS
  • Durchführung Sellick-Handgriff (Krikoiddruck) nur durch entsprechend geschultes Personal
  • sofern es zu Komplikationen beim Krikoiddruck kommt, diesen sofort beenden
  • kein Sellick-Handgriff bei V.a. Kehlkopfverletzung
  • vorsichtige externe Kehlkopfmanipulation (BURP) zur Verbesserung der Sicht auf die Glottis während der ETI
  • Entscheidungsfindung für ETI im Wachzustand oder unter Narkose und/oder für Verwendung eines flexiblen Bronchoskops von Fall zu Fall, wobei Patient*innenfaktoren, Verfügbarkeit von Geräten und Beherrschen der Technik berücksichtigt werden sollten

Notfallkoniotomie (engl. „Emergency front of neck access“)

Ruhigstellung der Halswirbelsäule

  • manuelle In-Line-Stabilisierung (MILS) sorgt für verschlechterte Sicht auf die Glottis und es gibt nur sehr wenige Hinweise darauf, dass sie das Risiko einer sekundären Rückenmarksverletzung verringert
  • bei Entscheidung für MILS niedrige Schwelle für Abbruch selbiger im Falle einer schwierigen ETI
  • bei ETI-Versuch vorherige Entfernung der halbstarren/starren Halskrause (CAVE: am einfachsten möglich, indem nur der vordere Teil der Krause entfernt wird)

besondere Umstände

  • Präklinik: aufgrund begrenzter Datenlage sollte das Atemwegsmanagement den Standardalgorithmen folgen, die für die Präklinik relevant sind
  • Militär: aufgrund begrenzter Datenlage sollte das Atemwegsmanagement den Standardalgorithmen folgen, die für das Militär relevant sind

Human Factors

  • Berücksichtigung der Human Factors bei der inter-/multidisziplinären Planung, Vorbereitung und Optimierung für das Atemwegsmanagement bei Patient*innen mit vermuteter oder bestätigter HWS-Verletzung
Published inLeitlinien kompakt

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