veröffentlichende Fachgesellschaft: Deutsche Gesellschaft für Tropenmedizin, Reisemedizin und Globale Gesundheit
Datum der Veröffentlichung: 28.02.2021
Ablaufdatum: 31.05.2024
Klassifikation: S1
Quelle/Quelllink: https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/042-001.html
Erreger und Klinik
- fünf relevante humanpathogene Plasmodienarten mit unterschiedlichen Erkrankungsbildern
Klinik | Erreger | Inkubationszeit | Parasitämie | Besonderheiten |
---|---|---|---|---|
Malaria tropica | Plasmodium falciparum | 6 – 30 Tage, gelegentlich länger | unbegrenzt | häufig schwere Verläufe, unbehandelt hohe Letalität |
Malaria tertiana | Plasmodium vivax, Plasmodium ovale | 12 Tage bis > 1 Jahr | max. 2 – 3 % | Rezidizprophylaxe in der Regel notwendig, schwere Verläufe selten |
Malaria quartana | Plasmodium malarie | 12 – 30 Tage; in Einzelfällen lange Inkubationszeit möglich | max. 1 – 2 % | langsamer Vermehrungszyklus über 72 Stunden, persistierende Infektion, mitunter Jahre später Rückfälle möglich |
Knowlesi-Malaria | Plasmodium Knowlesi | > 1 Woche | bis > 10 % möglich | rasche Progression, Vorkommen nur in Südostasien, schwere Verläufe möglich |
Wann an Malaria denken?
- bei einer Vielzahl neu auftretender Symptome (Fieber, Kopfschmerz, Diarrhö, Gelenksschmerzen, Muskelschmerzen u.a.) nach Aufenthalt in einem Malaria-Risikogebiet Malaria so rasch wie möglich ausschließen
differenzialdiagnostische Einordnung | Anamnese und Klinik |
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führende Differentialdiagnose | – Fieber nach Aufenthalt in Malariagebiet, insbesondere in ersten 4 Monaten nach Rückkehr – schweres Krankheitsbild nach Aufenthalt in Malariagebiet, auch ohne Fieber, insbesondere wenn passende Laborveränderungen (Hämolyse, Thrombozytopenie, Nierenversagen) vorliegen |
gelegentliche Differentialdiagnose | Gliederschmerzen, Kopfschmerzen und Abgeschlagenheit bei Menschen mit oftmaliger Malariaexposition auch ohne Fieber, auch bei länger zurückliegendem Aufenthalt im Malariagebiet |
in Einzelfällen ursächlich | – septisches Krankheitsbild mit Hämolyse und Thrombozytopenie nach Bluttransfusion, Organtransplantation, intravenösem Drogengebrauch, auch ohne Aufenthalt in Malariagebieten – Fieber unbekannter Ursache, insb. bei rezidivierendem Fieber oder bei passenden Laborveränderungen – Splenomegalie unklarer Ursache, insb. wenn zusätzlich Fieberepisoden bestehen oder bestanden |
geographische Verbreitung
- eine der wichtigsten importierten Erkrankungen und bedeutendste Infektionserkrankung bei Reiserückkehrern
- Verbreitung vorwiegend auf tropische und einige subtropische Gebiete beschränkt
Kriterien für komplizierte Malaria
- klinische Kriterien
- Bewusstseinsstörungen, epileptische Anfälle
- respiratorische Insuffizienz (Surrogatmarker: periphere Sättigung SpO2 < 92%)
- Schock oder Hypotension (RRsys < 90 mmHg oder MAP < 65 mmHg plus Tachykardie (trotz Volumentherapie))
- Spontanblutungen
- Urinausscheidung < 400 mL/24 Stunden; Hämoglobinurie (sog. Schwarzwasserfieber)
- ausgeprägte Schwäche mit Unfähigkeit zu sitzen, zu stehen oder zu laufen (Prostration)
- Laborkriterien
- Hypoglykämie < 40 mg/dL (< 2,22 mmol/L)
Therapie
- stationär vs. ambulant
- generelle stationäre Behandlung, da es auch bei initial niedriger Parasitämie und nur leichter Klinik bei Patienten mit einer Malaria tropica und Knowlesi-Malaria zu einer raschen klinischen Verschlechterung kommen kann
- Intensiv- oder Normalstation
- bei Vorliegen mindestens eines Kriteriums für komplizierte Malaria ist eine Malaria als kompliziert und damit unmittelbar lebensbedrohlich anzusehen; Patient sollte sofort auf Station mit der Möglichkeit eines engmaschigen Monitorings und unmittelbarem Zugang zu intensivmedizinischer Versorgung verlegt werden
- ggf. supportive Therapie sofort einleiten
- Risiko für schwere Verläufe bei Kleinkindern, Schwangeren, im höheren Alter sowie bei Komorbiditäten erhöht
Kinder
- Bestimmung des Schweregrades erfolgt nach selben Kriterien wie für Erwachsenen
- jedoch häufigeres Auftreten von schwerer Anämie bei jungen Kindern (Vorschulalter) und zerebraler Malaria (Schulalter)
- epileptische Anfälle nicht als Fieberkrämpfe fehldeuten
- sehr schwache Patienten (Prostration – Unfähigkeit zu sitzen, zu stehen oder zu laufen) als komplizierte Malaria deuten
- Blutdruck, Puls und Atemfrequenz unter Beachtung altersentsprechender Normalwerte
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