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Leitlinie „Status epilepticus im Erwachsenenalter“ der DGN

veröffentlichende Fachgesellschaft: Deutsche Gesellschaft für Neurologie
Klassifikation gemäß AWMF: S2k
Datum der Veröffentlichung: 30.06.2020
Ablaufdatum: 29.06.2025
Quelle/Quelllink: https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/030-079.html

Definition

  • prolongierter epileptischer Anfall bzw. durch rezidivierende, d.h. mindestens 2 epileptische Anfälle ohne zwischenzeitliche Wiedererlangung des vorbestehenden neurologischen Befundes, der länger als 5 Minuten andauert

Therapie

  • Benzodiazepine als First-Line-Medikamente der antikonvulsive Therapie
    • Medikament der 1. Wahl: Benzodiazepine i.v.
    • Applikation für alle Benzos aber auch krampfbedingt i.m., i.n., bukkal oder rektal möglich sowie in Ausnahmefällen i.o.
    • Midazolam intramuskulär oder intranasal (10 mg für > 40 kg, 5 mg für 13–40 kg, Einzelgabe) oder 0,2 mg/kg i.v., max: 10 mg/Bolusgabe, ggf. nach 5 min 1x wiederholen
    • wenn o.g. Therapie frustran verläuft: Diazepam rektal (0,2–0,5 mg/kg, max: 20 mg/Gabe, Einzelgabe)
    • wenn Benzodiazepin-Therapie über 30 Minuten frustran verläuft: Valproat 20 mg/kg, max. 10 mg/kg/min, ggf. nach 10 Minuten wiederholen, kumulativ max. 3000 mg. Für die Weiterbehandlung sollte ein Valproatspiegel von 100–120 µg/ml angestrebt werden. 
    • wenn alle initialen Therapien über 60 Minuten frustran verlaufen:
      • Midazolam 0,2 mg/kg i.v. als Bolus
      • Propofol 2 mg/kg i.v. als Bolus
      • Thiopental 5 mg/kg als Bolus (ggf. Noradrenalin/Dobutamin erforderlich)
  • Sicherstellung der Vitalparameter (ABCDE-Schema)
  • Kopf vor Verletzung schützen
  • Wenn möglich, Anlage von min. einem stabilen, anfallsungefährdeten (d. h. außerhalb der Ellenbeuge lokalisierten) i.v.-Zugangs, ggf. VEL-Gabe
  • Pulsoxymetrie, Blutdrucküberwachung, EKG
  • Gabe von Glukose 40 % i.v. bei V. a. oder nachgewiesener Hypoglykämie.
  • O2-Insufflation bei O2-Sättigung < 95 % (via Maske, ggf. Intubation und Beatmung) und symptomatische Temperatursenkung bei Körpertemperatur über 37,5 °C
    • Da eine Intubationsbereitschaft immer gesichert sein muss, muss im Zielkrankenhaus eine Intensivüberwachung erfolgen. Zudem besteht die Gefahr einer systemischen Azidose infolge wiederholter motorischer Entäußerungen mit dem Risiko einer Rhabdomyolyse mit sekundärem Nierenversagen. 

Formen des Status epilepticus

  • Status generalisierter tonisch-klonischer Anfälle (SGTKA): ein allein klinisch zu diagnostizierender, lebensbedrohlicher neurologischer Notfall und verlangt ein dementsprechend aggressives Management
  • konvulsiver SGTKA
  • „subtle“ Status als Sonderform des Stadiums 3 des SGTKA: Sonderform des SGTKA mit einer üblicherweise längeren Dauer sowie elektromechanischer Entkopplung
  • fokaler konvulsiver und nonkonvulsiver Status epilepticus (einfach- und komplex-fokaler SE): andauernder fokaler Anfall mit oder ohne Bewusstseinsstörung und mit bzw. ohne fokale motorische Symptome
  • Absence-Status (nonkonvulsiver generalisierter SE): SE mit Bewusstseinsstörung und fakultativ subtilen motorischen Phänomenen
Published inLeitlinien kompakt

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