veröffentlichende Fachgesellschaft: Joint Trauma System – Department of Defense Center of Excellence for Trauma
Klassifikation gemäß AWMF:
Datum der Veröffentlichung: 31.03.2020
Ablaufdatum:
Quelle/Quelllink: https://jts.health.mil/index.cfm/PI_CPGs/cpgs
Grundsätzliches
- ermöglicht distale Blutstillung bei gleichzeitiger Erhöhung der kardialen Nachlast und Aufrechterhaltung des koronaren und cerebralen Perfusionsdrucks
Therapie
- bei schweren Thoraxblutungen oder Perikardtamponade kontraindiziert
- zeitkritischer Eingriff; niemals durchführen, wenn keine rasche Möglichkeit zur definitiven Blutstillung besteht
- Verschlusszeit sollte 30 – 60 min nicht überschreiten
Indikationen
- Indikationen spiegeln die Indikationen für die Emergency Resuscitative Thoracotomy wider
- Ausnahme: Schock oder Atemstillstand infolge eines penetrierenden Thoraxtraumas
- Patient*innen mit penetrierenden Verletzungen im Bauchraum, im Beckenbereich oder stumpfen Traumata des Beckens oder der unteren Extremitäten (mit positivem FAST-Sono oder V.a. Beckenfraktur) kommen grundsätzlich für eine REBOA-Anlage in Frage
- Patient*in würde ohne REBOA innerhalb von 15 – 30 min sterben (z.B. refraktärer hämorrhagischer Schock)
- Arzt mit Erfahrung bzgl. REBOA-Anlage vor Ort
- Wiederbelebung mit Blutprodukten, vorzugsweise Vollblut, ist zwar verfügbar, verläuft aber frustran
- Zeitraum bis zu einer definitiven Blutstillung liegt bei < 15 min, max. 30 min)
initiale Maßnahmen
- Anamnese hinsichtlich Mechanismus und Muster der Verletzung
- Prüfung hinsichtlich des Vorhandenseins eines Pulses
- Abklärung der Dauer des Herzstillstands
- Abklärung des Vorhandenseins oder Fehlens eines organisierten Herzrhythmus oder von Herzaktivität mittels Ultraschall
- Prüfung der verfügbaren Ressourcen
- Klärung der Anzahl von ggf. gleichzeitig Verletzten/Betroffenen
REBOA-Anlage
- Aorta kann auch transabdominal an einer beliebigen Stelle verschlossen werden
- bei adipösen Patienten oder intraabdominellen Verletzungen ggf. transthorakalen Zugang vorziehen
- Schritte der REBOA-Anlage
- arterieller Zugang und Positionierung des Port-Zuganges
- Positionierung des Ballons
- Aufblasen des Ballons
- operative/prozedurale Kontrolle der Blutung
- Deflation des Ballons
- Entfernung des Port-Zuganges
- ggf. intermittierende REBOA-Therapie (iREBOA)
- anfängliche 15-minütige Okklusionszeit
- gefolgt von Deflation und erneuter RR-Messung
- wenn RR sys. > 80 mmHg, sollte der Ballon entleert bleiben
- wenn RR sys. < 80 mmHg, Ballon wieder aufblasen
- wenn RR sys. < 3 min < 80 mmHg, Ballonokklusion bis zu 30 min während der Reanimation
- tritt nach 3 min Dekompensation ein, Ballon erneut aufgeblasen und nach 10 min wieder entleeren, um eine erneute Bewertung vorzunehmen
- Zyklus für Gesamtzeit von bis zu 120 Minuten fortsetzen oder so lange, bis RR stabil > 80 mmHg bleibt
nach REBOA-Anlage
- sorgfältiges Management des Port-Zuganges
Komplikationen
- arterielle Ruptur
- arterielle Dissektion
- Pseudoaneurysmen
- Hämatome
- Thromboembolie
- Extremitätenischämie
- ggf. Verlust von Gliedmaßen
zur Vorbeugung von Komplikationen Lagerung in Rücken- oder in umgekehrter Trendelenburg-Lage
Fehler/Probleme in Zusammenhang mit REBOA-Anlage
- Entscheidung, REBOA durchzuführen, wird zu spät getroffen
- Schwierigkeiten bei der Lokalisierung der Arteria femoralis communis in der Leiste
- Einsetzen des REBOA erfolgt zu tief, unterhalb der Bifurkation der Arteria femoralis (Katheter sollte in die Arteria femoralis communis, knapp unterhalb des Leistenbandes, gelegt werden)
- ggf. Durchtrennung der proximalen Arteria femoralis oder iliaca
- Katheter oder Führungsdraht lassen sich nicht frei bewegen
- Ballon zu stark aufgeblasen (Ballon platzt, Aorta verletzt)
- REBOA-Katheter wird nach dem Aufblasen des Ballons nicht ausreichend gesichert
- zu schnelle Deflation des Ballons vor angemessener Volumentherapie
- Verletzung der arteriellen Zugangsstelle
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