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Leitlinie „On-site treatment of avalanche victims“ der ICAR MEDCOM

veröffentlichende Fachgesellschaft: International Commission for Mountain Emergency Medicine
Datum der Veröffentlichung: 25.01.2023
Ablaufdatum:
Quelle/Quelllink: https://doi.org/10.1016/j.resuscitation.2023.109708

Verschüttungsdauer

  • bei Verschüttung > 60 min ohne Lebenszeichen von Asphyxie ausgehen und unabhängig vom Atemwegsstatus so schnell wie möglich mit Beatmung beginnen
    • Atemwegsüberprüfung bei freiliegendem Gesicht durchführen
    • bei freiem oder so gut wie freiem Atemweg Möglichkeit eines OHCA aufgrund Hypothermie in Betracht ziehen (wenn Messung Körperkerntemperatur nicht möglich ist, Patient*in reanimieren und klinischer ECLS-Wiedererwärmungs-Behandlung zuführen)
  • Faktoren „Schneedichte“ und/oder „Verschüttungstiefe“ geben keine Auskunft über Outcome der Patient*innen, daher keine Änderung des Managements

Messung Körperkerntemperatur (KKT)

  • schnellstmögliche Messung der Körperkerntemperatur ohne Verzögerung lebensrettender Maßnahmen
  • Ösophagus-Temperaturmessung ist 1. Wahl-Diagnostik
  • Körperkerntemperatur anstelle Verschüttungsdauer als Indikator für OHCA aufgrund Hypothermie bei freiem oder so gut wie freiem Atemweg
  • bei offenem Atemweg und KKT < 30 °C Reanimation und klinischer ECLS-Wiedererwärmungs-Behandlung zuführen
  • Reanimation in Betracht ziehen bei Verschüttungsdauer > 60 min mit offenem Atemweg und ohne Lebenszeichen, wenn Möglichkeit einer sehr schnellen Abkühlung (z.B. bei unzureichender Bekleidung, sehr dünnen Patient*innen, sehr kalter Umgebung) oder Verschüttung nach körperlicher Anstrengung besteht

Reanimation

  • Suche nach Lebenszeichen bei Verschüttung > 60 min sollte bis zu einer Minute lang sorgfältig durchgeführt werden
  • bei Verschüttung > 60 min ohne Lebenszeichen EKG-Monitoring so früh wie möglich, sobald der Thorax zugänglich ist und idealerweise bevor das Opfer bewegt wird (idealerweise mit defibrillationsbereiten Pads)
  • bei Verschüttung > 60 min mit VF oder PEA unabhängig von Atemwegsverlegung OHCA aufgrund Hypothermie in Betracht ziehen, wenn KKT nicht gemessen werden kann (Reanimation und klinischer ECLS-Wiedererwärmungs-Behandlung zuführen)
  • keine Reanimation bei Verschüttung > 60 min mit Atemwegsverlegung und Asystolie
  • OHCA aufgrund Hypothermie bei Verschüttung > 60 min wahrscheinlich, wenn Herzstillstand beobachtet wurde (wenn KKT-Messung nicht möglich Reanimation und klinischer ECLS-Wiedererwärmungs-Behandlung zuführen)
  • bei Verschüttung > 60 min oder KKT > 30 °C Trauma als wahrscheinliche Ursache für OHCA in Betracht ziehen
  • HDM kann auch in atypischer Lage vor vollständiger Bergung wirksam durchgeführt werden

Trauma

  • schweres Trauma wahrscheinlich bei Lawinenabgängen in steilem Gelände mit Felsen und Bäumen
  • Bewegungseinschränkung der Wirbelsäule bei Bedarf vor Bergung, Verpacken und Transport von Lawinenopfern
  • bei Patient*innen ohne Lebenszeichen und offenem Atemweg, wenn Verschüttung > 60 min oder KKT < 30 °C, Thoraxdekomperession nur bei klinischem Verdacht auf Thoraxtrauma erwägen

Lungenödem

  • von Lungenödem ausgehen bei Anzeichen/Symptomen von Atemnot und kritischer Verschüttung (Transport in geeignete Klinik!!!)
  • bei kritischer Verschüttung ohne Anzeichen/Symptomen von Atemnot Transport in nächstgelegene Klinik für weitergehende Untersuchung und Beobachtung

Wiedererwärmung im Krankenhaus

  • Vorhersage erfolgreicher Wiedererwärmung sollte Abschätzung der Überlebenswahrscheinlichkeit anhand HOPE-Scores beinhalten
  • wenn HOPE-Score nicht möglich, alternativ Kalium < 7 mmol/L und KKT < 30 °C als Indikator für ECLS-Wiedererwärmung heranziehen

nicht-lawinenspezifische Empfehlungen

  • Behandlung von Begleiterkrankungen (z.B. Hypothermie, OHCA bei Normothermie, Trauma und Abbruch der HLW) nach aktuellen Leitlinien
Published inLeitlinien kompakt

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