veröffentlichende Fachgesellschaft: Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) & Deutsche Gesellschaft für Fachkrankenpflege und Funktionsdienste (DGF)
Klassifikation gemäß AWMF:
Datum der Veröffentlichung: 08.05.2024
Ablaufdatum:
Quelle/Quelllink: https://divi.de/joomlatools-files/docman-files/publikationen/intensiv-und-notfallpflege/Handlungsfelder%20in%20der%20Notaufnahme-Final-2024-05-08.pdf
Empfehlungen
- Zusammenarbeit muss im gegenseitigen Vertrauen auf Kompetenz und Zuverlässigkeit der beteiligten Personen und Berufsgruppen sowie gegenseitiger Wertschätzung gründen
- Grundlage der Handlungsfähigkeit ist die Definition der notwendigen Kompetenz, welche in den jeweiligen Ausbildungen, Studiengängen und Weiterbildungen erworben wird (Abschluss im Rahmen des erlernten Kompetenzniveaus weist jeweilige Befähigung nach, wobei die erforderlichen Handlungskompetenzen in den jeweiligen Curricula bundeseinheitlich abgebildet und erlernbar sein müssen)
- Grundlage der konkreten Zusammenarbeit sind die
- interprofessionelle Erarbeitung von (einrichtungsadaptierten) Handlungskonzepten
- strukturierte Einarbeitung neuer Mitarbeitender gemäß den klinikinternen Standards
- gemeinsame interprofessionelle Besprechungen:
- Besprechung des Tagesplans (Frühbesprechung)
- Besprechung des Diagnostik- & Behandlungsplans aller Patient*innen
- Festlegung der Behandlungsziele bei den Patient*innen der Beobachtungsstation zu mindestens zwei festgelegten Zeitpunkten
- Kompetenzstufen der Pflegefachpersonen eingeteilt in drei Kategorien:
- Pflegefachmann/frau ohne/mit akademischem Grad eines Bachelor of Science/Arts (BSc/BA)
- zusätzlich mit 2-jähriger Fachweiterbildung Notfallpflege
- Advanced Practice Nurse (APN) mit Fachweiterbildung Notfallpflege
- Kompetenz der Pflegefachperson am Ende der Ausbildung/Weiterbildung/Studium soll in den drei Kompetenzstufen jeweils bundesweit einheitlich sein (gewährleistet von Fachgesellschaften, Berufsvertretern und Gesetzgeber im Bund und Ländern)
- vermittelte Kompetenzen werden nach erfolgreichem Abschluss der jeweiligen Kompetenzstufe als erlernt vorausgesetzt (Zusammenführung der theoretischen und praktischen Kenntnisse durch Abgleich mit klinikspezifischem Einarbeitungslernzielkatalog im Rahmen der Einarbeitung in der klinischen Akut- und Notfallmedizin sowie Bescheinigung der eigenständigen, praktischen Anwendungsfähigkeit)
- detaillierte Darstellung der Handlungskompetenzen anhand von zwei Kategorien von Kompetenzstufen in einer Matrix plus Handlungskompetenzen von APNs der dritten Kompetenzstufe
Schlussbemerkung der Empfehlung
Im Zentrum steht die Entwicklung von Kompetenzen und beruflicher Handlungsfähigkeit. Dies benötigt ein kompetenzorientiertes didaktisches Verständnis und entsprechende methodische Herangehensweisen. Das Ziel sind der Erwerb und die Weiterentwicklung von Kenntnissen, Fertigkeiten und Erfahrungen zur eigenverantwortlichen Durchführung im Rahmen der beschriebenen Themenfelder und teamorientierten Mitwirkung, insbesondere bei der intensiv- und notfallmedizinischen Versorgung kritisch erkrankter oder verletzter Patienten. Handlungskompetenz ist in erster Linie Problemlösungskompetenz. Zu einer umfassenden Handlungskompetenz gehören daher neben dem Fachwissen auch soziale Fähigkeiten, wie Empathie und Wertschätzung.
Matrix der Handlungskompetenzen
Handlungsfelder | Pflegefachpersonen / BSc, BA | Spez. FWB Notfallpflege |
---|---|---|
Ersteinschätzung neu eintreffender Patienten und ggf. Verlaufseinschätzung | Durchführung, Evaluierung und Anpassung | |
Lagerung, Dekubitusprophylaxe, Mobilisierung | Indikationb, Durchführung, Evaluierung und Anpassung | Indikationb, Durchführung, Evaluierung und Anpassung |
Lagerung, bei speziellen Krankheitsbildern | Assistenz | Indikationc, Durchführung, Evaluierung und Anpassung |
Neurologische Überwachung (Pupillen, Motorik…) | Durchführung, Evaluierung | Durchführung, Evaluierung |
Screening von Sedierung, Schmerz, Delir, Angst, Schlaf, Stress | Durchführung, Evaluierung unter fachlicher Supervision | Durchführung, Evaluierung und Anpassung |
Nicht-medikamentöse Delirprophylaxe und -therapie | Durchführung, Evaluierung und Anpassung | Indikation, Durchführung, Evaluierung und Anpassung |
konventionelle Sauerstoffgabe | Durchführung, Evaluierung und Anpassung unter fachlicher Supervision | Indikation, Durchführung, Evaluierung und Anpassung |
High-Flow-Sauerstoff-Therapie | Durchführung, Evaluierung und Anpassung unter fachlicher Supervision | Durchführung, Evaluierung und Anpassung |
Nicht-invasive Beatmung | Assistenz | Durchführung, Evaluierung und Anpassung |
Sekretmanagement | Indikation (außer endotracheal), Durchführung, Evaluierung und Anpassung unter fachlicher Supervision | Indikation, Durchführung, Evaluierung und Anpassung |
Etablierung alternativer Atemweg | Vorbereitung der Maßnahme unter fachlicher Supervision | Vorbereitung und Unterstützung der Maßnahme bzw. bei praktischer Kompetenz auch Durchführungd |
Endotracheal | Vorbereitung der Maßnahme unter fachlicher Supervision | Vorbereitung und Unterstützung der Maßnahme |
Anlage einer peripher-venösen Verweilkanüle | Durchführungd, Evaluierung und Anpassung unter fachlicher Supervision | Indikation, Durchführungd, Evaluierung und Anpassung |
Hämodynamisches Moni toring (nicht-invasiv, invasiv) | Durchführung, Evaluierung unter fachlicher Supervision | Durchführung, Evaluierung und Anpassung |
Rhythmus- und Ischämiediagnostik | Durchführung, Erkennung lebensbedrohlicher Herzrhythmus-Störungen | Durchführung, Erkennung und Interpretation bedrohlicher Herzrhythmus -Störungen, Ischämie |
Flüssigkeitsmanagement | Durchführung, Evaluierung unter fachlicher Supervision | Durchführung, Evaluierung und Anpassung |
Katecholamin-, Vasopressoren-, Vasodilatatorentherapie | Durchführung, Evaluierung unter fachlicher Supervision | Durchführung, Evaluierung und Anpassung |
Arterielle Punktion | Assistenz | Durchführungd |
Anlage einer arteriellen Verweilkanüle | Assistenz | Assistenz |
Anlage eines zentral-venösen Katheters (ZVK) | Assistenz | Assistenz |
Punktion eines Portkatheters | Durchführung unter fachlicher Supervision | Durchführung |
Blutgasanalyse, Säurebasen-Haushalt | Durchführung, Evaluierung unter fachlicher Supervision | Durchführung, Evaluierung |
BLS | Indikation, Durchführung, Evaluierung und Anpassung | Indikation, Durchführung, Evaluierung und Anpassung |
ALS, Defibrillation | Indikation, Durchführung, Evaluierung | Indikation, Durchführung, Evaluierung und Anpassung |
ALS, allgemein | Assistenz | Durchführung, Evaluierung und Anpassung zusammen mit Arzt |
Legen einer Magensonde | Durchführungd, Evaluierung und Anpassung | Indikationb, Durchführungd, Evaluierung und Anpassung |
Transurethrale Harnableitung | Durchführungc,d, Evaluierung und Anpassung | Indikationb, Durchführungd, Evaluierung und Anpassung |
Betreuung von Zugehörigen, deren Einbindung am Patientenbett, Regelung von Besuchen | Durchführung, Evaluierung und Anpassung | Indikationb, Durchführung, Evaluierung und Anpassung |
Anamneseerhebung bei Zugehörigen | Durchführung | Durchführung |
Therapiezielfestlegung und andere ethische Entscheidungsfindungen | Mitwirkung im interprofessionellen Team | Mitwirkung im interprofessionellen Team |
Patiententransporte, innerklinisch | Vorbereitung und Durchführung, zusammen mit Arzt | Vorbereitung und Durchführung, zusammen mit Arzt |
Glukosekontrolle | Durchführung, Evaluierung und Anpassung | Indikationc, Durchführung, Evaluierung und Anpassung |
Elektrolytkontrolle | Durchführung, Evaluierung und Anpassung unter fachlicher Supervision | Indikationc, Durchführung, Evaluierung und Anpassung |
Schmerztherapie | Durchführung, Evaluierung und Anpassung unter fachlicher Supervision | Indikationc, Durchführung, Evaluierung und Anpassung |
Analoge und digitale Dokumentation im KIS | Durchführung, Evaluierung | Durchführung, Evaluierung und Anpassung |
c: Nach Abklärung der Indikation und von spezifischen Kontraindikationen mit den zuständigen Ärzt*innen
d: In Absprache mit den zuständigen Ärzt*innen, da solche Fertigkeiten für deren eigene
Weiterbildung benötigt werden können
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