veröffentlichende Fachgesellschaft: Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin
Klassifikation gemäß AWMF:
Datum der Veröffentlichung: 01.11.2016
Ablaufdatum:
Quelle/Quelllink: https://www.dgai.de/aktuelles/344-praehospitale-anwendung-von-tourniquets.html
Indikationen
- kritische Blutung aus einer Extremitätenverletzung, vor allem auch mit zusätzlicher vitalgefährdenden weiteren Verletzungen
- Amputationsverletzung proximal des Handgelenkes oder Fußes
- multiple Blutungen an einer Extremität, die in der Summe einen relevanten Blutverlust bedeuten können
- schwere Blutung der Extremitäten bei gleichzeitigem kritischen A-, B- oder C-Problem
- schwere Blutung einer Extremität bei Unerreichbarkeit der Verletzung (z.B. eingeklemmte Person)
- Unmöglichkeit der Blutstillung durch Druckverbände o.ä.
- Versorgung einer stärkeren Blutung an einer Extremität bei Dunkelheit
- schwere Blutungen an Extremitäten bei MANV
- schwere Blutungen an Extremitäten bei Zeitdruck unter Gefahrensituationen
Komplikationen/Nebenwirkungen
- venöse Stauung mit verstärkter Blutung bei insuffizienter Knebelung
- Schmerzen
- Haut-, Nerven-, Gefäß- und Muskelschädigung
- Kompartmentsyndrom durch postischämische Reperfusion
- systemische Reperfusionssyndrom
- KOMPLIKATIONEN TRETEN IN DEN HINTERGRUND, SOFERN EXTREMITÄTENBLUTUNG NICHT UNMITTELBAR ZU STOPPEN IST
Nebenwirkungen sind abhängig von Anlagedauer, Anlageort, aufgewendete Druck, Tourniquet-Design und/oder fehlerhafter Anwendung (z.B. insuffiziente Knebelung)
Anlage des Tourniquets
- so distal wie möglich – jedoch ausreichend proximal (min. 5 cm / handbreit) der Blutungsquelle
- nicht über Gelenken
- nicht über Wundtaschen, Fremdkörpern und offenen Frakturen
- bei Gefahrensituationen, Dunkelheit, multiplen Blutungen an einer Extremität, MANV, Explosionsverletzungen und offenen Frakturen so proximal wie möglich
- Knebeln des Tourniquets verursacht starke Schmerzen; trotz Schmerzangabe durch keinesfalls Knebel nicht bis zum Sistieren der Blutung „zuzudrehen“
- ausreichende Analgesie
- Stabilisierung Patienten und damit verbundener Blutdruckanstieg kann den initial ausreichenden Verschlussdruck eines Tourniquets überschreiten und Blutung kann wieder einsetzen; stetige Re-Evaluation
- Dokumentation der Anlagezeit in Protokoll und/oder auf dem Tourniquet selbst
- beim Massenanfall von Patienten Zeitpunkt auf jeden Fall dokumentieren und bei Patientenübergabe benennen
Indikationen zur Konversion
- hämodynamisch stabiler Patient
- Blutungsstopp durch weniger invasive Maßnahmen möglich
- Transportzeit > 30 min
- Kontraindikationen zur Konversion
- hämorrhagischer Schock
- Akutes A-, B-, oder C- Problem
- Amputationsverletzungen
- Blutungsstopp mit anderen Mitteln nicht wahrscheinlich
- limitiertes Personal/Material bzw. MANV
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