Zum Inhalt springen

Leitlinie „Cardiopulmonary Resuscitation and Emergency Cardiovascular Care – Part 3 – Adult Basic and Advanced Life Support “ der AHA

veröffentlichende Fachgesellschaft: American Heart Association
Klassifikation gemäß AWMF:
Datum der Veröffentlichung: 21.10.2021
Ablaufdatum: 20.10.2025
Quelle/Quelllink: https://doi.org/10.1161/CIR.0000000000000916

Erkennen eines Herz-Kreislaufstillstandes

  • wenn bewusstlos/reaktionslos und keine/eine abnormale Atmung, nicht länger als 10 Sekunden nach Puls suchen und wenn kein eindeutiger Puls zu spüren ist davon ausgehen, dass das Opfer einen Herzstillstand hat

Beginn der Wiederbelebung

  • Herz-Lungen-Wiederbelebung (HLW) bei vermutetem Herzstillstand einleiten, da Risiko einer Schädigung des Patienten gering ist, auch wenn der Patient keinen Herzstillstand hat
  • bei allen erwachsenen Patienten mit Herzstillstand aus kardialer oder nicht-kardialer Ursache Herzdruckmassage und Beatmung durchführen

Atemwegsmanagement

  • Esmarch-Handgriff anwenden, um die Atemwege eines
    Patienten zu öffnen, wenn keine Verletzung der
    Halswirbelsäule vermutet wird
  • Verwendung eines Atemwegshilfsmittels (z. B.
    oropharyngealer und/oder nasopharyngealer Atemweg)
    kann bei bewusstlosen (nicht ansprechbaren) Patienten ohne Husten- oder Würgereflex sinnvoll sein, um die Beatmung mit Beatmungsbeutel zu erleichtern
  • bei bekannter oder vermuteter Schädelbasisfraktur oder schwerer Koagulopathie ist oraler dem nasopharyngealen Atemweg vorzuziehen
  • routinemäßige Anwendung des Krikoiddrucks bei
    Herzstillstand nicht empfohlen
  • bei Verdacht auf Verletzungen der HWS die Atemwege durch Esmarch-Handgriff ohne Kopfstreckung öffnen
  • bei SHT Esmarch-Handgriff durchführen, wenn der Atemweg sich nicht mit einfachem Anheben des Unterkiefers und Einsetzen eines Atemwegshilfsmittel öffnen lässt
  • bei HLW von Erwachsenen mit Herzstillstand entweder Beutel-Masken-Beatmung oder erweiterte Atemwegssicherung in Betracht ziehen, je nach Situation und Fähigkeiten der Anwesenden
  • SGA kann von Erwachsene mit OHCA in Situationen mit niedrigen Erfolgsraten bei der endotrachealen Intubation oder minimaler Erfahrung für das Etablieren eines endotrachealen Tubus verwendet werden
  • SGA oder eine endotracheale Intubation bei Erwachsenen mit OHCA; bei Anwesenheit von erfahrenen Anwendern der endotrachealen Intubation (ETI) soll eine ETI bevorzugt werden
  • wenn erweitere Atemwegssicherung Herzdruckmassage unterbricht bzw. verhindert, bis die
    Einführung der Atemwegshilfe geglückt ist,
    Atemwegssicherung aufschieben bis der Patient entweder keine Reaktion auf die initialen HLW- und Defibrillationsversuche zeigt oder ein ROSC erreicht wird
  • etCO2-Überwachung wird zusätzlich zur klinischen Beurteilung als die zuverlässigste Methode zur Bestätigung und Überwachung der korrekten Platzierung eines Endotrachealtubus angesehen

Modalitäten der Herzdruckmassage

  • Handballen einer Hand auf die Mitte des Brustkorbs (untere Hälfte des Brustbeins) und den Handballen der anderen Hand auf die untere Hand, so dass die Hände überlappen
  • Wiederbelebung im Allgemeinen dort durchführen, wo das Opfer gefunden wird, solange eine qualitativ hochwertige CPR sicher und effektiv an diesem Ort durchgeführt werden kann
  • HLW vorzugsweise auf fester Unterlage und in Rückenlage
  • wenn Rückenlage nicht möglich, ggf. HLW in Bauchlage durchführen, insbesondere bei Patienten, bei denen ein gesicherter Atemweg vorhanden ist
  • Pausen der Herzdruckmassage vor und nach dem Schock so kurz wie möglich sein
  • Zeit zur Überprüfung des Pulses so kurz wie möglich halten (< 10 Sekunden)
  • bei 2 oder mehr Helfern Wechsel etwa alle 2 Minuten (oder nach etwa 5 Zyklen von HLW und Beatmung bei einem Verhältnis von 30:2) zu wechseln, um eine Verschlechterung der Qualität der Kompressionen zu verhindern
  • Herzdruckmassage unmittelbar nach Schockabgabe fortsetzen
  • bei Patienten ohne gesicherten Atemweg nach Schockabgabe ggf. die Herzdruckmassage unterbrechen, um zwei Beatmungen zu machen, die jeweils über 1 s verabreicht werden
  • Drucktiefe von min. 5 cm, wobei bei einem übermäßig großen Brustkorb die Brustkompressionstiefe > 6 cm betragen sollte
  • Frequenz der Thoraxkompressionen: 100 – 120/min
  • zwischen den Kompressionen nicht auf den Brustkorb lehnen/abstützen, um damit bei Erwachsenen mit Herzstillstand einen vollständigen Entlastung des Brustkorbs zu ermöglichen
  • ggf. audiovisuelle Feedback-Geräte während der HLW zur Optimierung der HLW in Echtzeit verwenden
  • ggf. physiologische Parameter wie arteriellen Blutdruck oder etCO2 verwenden, um HLW-Qualität zu überwachen/optimieren

Beatmung

  • Tidalvolumina von ca. 500 bis 600 mL oder so viel, dass sich der Brustkorb sichtbar hebt
  • bei Patienten ohne gesicherten Atemwege die Atemzüge entweder durch den Mund-zu-Mund Beatmung oder mittels Beatmungsbeutel durchführen
  • Atemzug von über einer Sekunde verabreichen, einen „normalen“ (nicht tiefen) Atemzug, und einen zweiten Atemzug von über einer Sekunde zu geben
  • übermäßige Beatmung (zu viele Atemzüge oder ein zu
    großes Volumen) während der HLW vermeiden
  • Mund-zu-Nase-Beatmung, wenn eine Beatmung durch den Mund des Patienten unmöglich oder unpraktisch ist
  • bei Patienten mit einem Tracheostoma entweder eine Mund-zu-Stoma-Beatmung oder eine Beatmungsbeutel-zu-StomaBeatmung (bevorzugt bei Kindern)
  • bei Patienten mit spontanem Kreislauf (d. h. mit kräftigem und leicht tastbarem Puls) Unterstützung Atmung durch Beatmungshübe mit einer Frequenz von etwa 10 Atemzüge pro Minute bzw. alle 6 Sekunden eine Beatmung
  • vor Sicherung des Atemwegs (SGA oder ET) HLW mit 30 Kompressionen und 2 Beatmungen durchführen
  • mit Frequenz von 10 Atemzügen/min (1 Atemzug alle 6 Sekunden) beatmen, um asynchrone Beatmung während der kontinuierlichen Herzdruckmassage während der Sicherung des Atemwegs vorzubeugen
  • wenn der Atemweg gesichert, Beatmung alle 6 Sekunden (10/min), während die kontinuierliche Herzdruckmassage durchgeführt wird
  • ggf. sinnvoll anfangs minimal unterbrochene Herzdruckmassage (d. h. verzögerte Beatmung) bei einem schockbaren OHCA durchzuführen

Defibrillation

  • Defibrillatoren (biphasisch oder monophasisch) zur Behandlung von Tachyarrhythmien empfohlen, die einen Schock erfordern
  • biphasische Defibrillatoren bei Tachyarrhythmien den monophasischen Defibrillatoren vorziehen
  • Wahl zwischen festen und eskalierenden Energiewerten für nachfolgende Schocks bei vermutlich therapierefraktären Arrhythmien auf der Grundlage der spezifischen Herstelleranweisungen für jeweilige Art der Defibrillation sinnvoll; falls nicht bekannt, kann Defibrillation mit maximaler Dosis in Betracht gezogen werden
  • bei Verwendung eines Defibrillators, der Energiesteigerung ermöglicht, kann bei vermutlich therapierefraktären Arrhythmien eine höhere Energie für den zweiten und die folgenden Schocks in Betracht gezogen werden
  • bei Therapie der VF die vom Hersteller empfohlene Energiedosis für den ersten Schock verwenden; falls nicht bekannt, kann eine Defibrillation mit maximaler
    Dosis in Betracht gezogen werden
  • Defibrillations-Paddles oder -Klebeelelktroden auf dem freiliegenden Brustkorb in einer anterolateralen oder anteroposterioren Position platzieren
  • Paddle- oder Klebeelektroden mit Durchmesser > 8 cm bei Erwachsenen verwenden
  • Defibrillator im manuellen Modus vergleichend zum automatischen Modus verwenden
  • HLW durchführen bis ein Defibrillator/AED vorhanden ist
  • sofortige Defibrillation bei beobachteter VF/pVT, wenn Defibrillator bereits angeschlossen oder sofort verfügbar ist
  • bei manueller Defibrillation den Defibrillator während der HLW vor einer geplanten Rhythmusanalyse laden
  • Herzdruckmassage nach der Schockgabe sofort wieder aufnehmen, anstatt die HLW zu unterbrechen, um eine Rhythmuskontrolle nach Schock durchzuführen

Pacing

  • Pacing für routinemäßige Anwendung bei festgestelltem Herzstillstand nicht empfohlen

präkordialer Faustschlag etc.

  • präkordialer Faustschlag kann zu Beginn bei einer beobachteten, instabilen ventrikulären Tachyarrhythmie in Betracht gezogen werden, wenn ein Defibrillator nicht sofort einsatzbereit ist und dieser ohne Verzögerung der HLW oder der Schockabgabe umgesetzt werden kann
  • präkordialer Faustschlag nicht routinemäßig bei
    festgestelltem Herzstillstand einsetzen
  • kräftiges Husten kann als vorübergehende Maßnahme beim beobachteten Einsetzen einer hämodynamisch signifikanten Tachyarrhythmie oder Bradyarrhythmie vor dem Verlust des Bewusstseins in Betracht gezogen werden, ohne die endgültige Therapie zu verzögern

Zugangswege

  • intravenösen Zugang für die Verabreichung von
    Medikamenten bei Herzstillstand legen
  • intraossären Zugang in Betracht ziehen, wenn der Versuch eines intravenösen Zugangs erfolglos/nicht durchführbar ist
  • zentralvenöser Zugang bei entsprechend geschulten Personal in Betracht ziehen, wenn Versuche einen intravenösen und intraossären Zugang zu legen, erfolglos oder nicht durchführbar sind
  • endotracheale Applijation von Medikamenten in Betracht ziehen, wenn andere Zugangswege nicht möglich sind

Medikamente

  • Verabreichung von Epinephrin bei Patienten mit Herzstillstand
  • 1 mg Epinephrin alle 3 bis 5 Minuten verabreichen
  • bei einem Herzstillstand mit nicht schockbarem Rhythmus Epinephrin so schnell wie möglich verabreichen
  • bei einem Herzstillstand mit schockbarem Rhythmus Epinephrin verabreichen, nachdem die ersten Defibrillationsversuche gescheitert sind
  • Vasopressin allein oder Vasopressin in Kombination mit Epinephrin bei Herzstillstand in Betracht ziehen, bietet aber keinen Vorteil als Ersatz für Epinephrin bei Herzstillstand
  • hochdosiertes Epinephrin nicht für den routinemäßigen Einsatz bei Herzstillstand Herzstillstand empfohlen
  • Amiodaron oder Lidocain können bei VF/pVT, die nicht auf eine Defibrillation ansprechen, in Betracht gezogen werden
  • Verwendung von Steroiden während HLW von ungewissem Nutzen
  • routinemäßige Verabreichung von Kalzium zur Behandlung eines Herzstillstands wird nicht empfohlen
  • routinemäßige Verwendung von Natriumbikarbonat wird bei Patienten mit Herzstillstand nicht empfohlen
  • routinemäßige Verwendung von Magnesium bei Herzstillstand wird nicht empfohlen

sonstiges zur Reanimation

  • wenn erfahrener Ultraschalldiagnostiker anwesend ist und Einsatz von Ultraschall den Ablauf der Behandlung von Herzstillständen nicht beeinträchtigt, kann Ultraschall als Ergänzung zur Standardbeurteilung des Patienten in Betracht gezogen werden
  • wenn zusätzlicher Sauerstoff verfügbar, maximal mögliche erreichbare inspirierbare Sauerstoffkonzentration während der HLW verwenden
  • routinemäßige Messung der arteriellen Blutgase, während der HLW ist von ungewissem Nutzen

mechanische Reanimationshilfen & eCPR

  • Verwendung mechanischer HLW-Unterstützungsgeräte in bestimmten Situationen in Betracht ziehen, in denen die Durchführung hochwertiger manueller Kompressionen für den Helfer schwierig oder gefährlich sein kann, sofern die Helfer die HLW während des Einsatzes und der Entfernung des Geräts nur selten unterbrechen
  • routinemäßige Verwendung von mechanischen HLW Geräten nicht empfohlen
  • extrakorporale HLW (eCPR) kann in Betracht gezogen werden für ausgewählte Patienten mit Herzstillstand in Betracht werden, bei denen die vermutete Ursache des Herzstillstandes während einer begrenzten Zeit der mechanischen kardiorespiratorischen Unterstützung reversibel ist

ROSC-Management

  • abrupter Anstieg des etCO2 kann als Hinweis dienen, einen ROSC während Herzdruckmassage oder während der Rhythmuskontrolle festzustellen
  • 12-Kanal-EKG so schnell wie möglich nach ROSC erstellen, um festzustellen, ob eine akute ST-Strecken Hebung vorliegt
  • zur Vermeidung einer Hypoxie bei Erwachsenen mit ROSC in der unmittelbaren Postarrest-Phase höchste verfügbare Sauerstoffkonzentration verwenden, bis SpO2 zuverlässig gemessen werden kann
  • Hypotonie vermeiden, indem ein systolischer Blutdrucks von min. 90 mmHg und einem mittleren arteriellen Druck von min. 65 mmHg nach Reanimation anzuvisieren ist
  • bei allen Patienten, die nach ROSC komatös bleiben, Hypoxämie vermeiden
  • sobald zuverlässige SpO2-Messung verfügbar ist, Vermeidung einer Hyperoxämie durch Titrieren des Sauerstoffs, um eine Sauerstoffsättigung von 92-98 % zu erreichen
  • Behandlung von klinisch offensichtlichen Krampfanfällen bei erwachsenen Überlebenden eines Herzstillstands
  • bei Krampfanfällen nach Herzstillstand dieselben
    Antikonvulsiva einsetzen, die auch für die Behandlung von Krampfanfällen anderer Ursachen verwendet werden
  • Anfallsprophylaxe bei ROSC wird nicht empfohlen
  • Nutzen eines bestimmten Zielbereichs für das Glukosemanagement bei Erwachsenen mit ROSC nach Herzstillstand ungewiss
  • routinemäßiger Einsatz von prophylaktischen Antibiotika bei Patienten nach einem Herzstillstand von ungewissem Nutzen
  • Wirksamkeit von Mitteln zur Abschwächung neurologischer Schäden bei Patienten, die nach ROSC komatös bleiben, ist ungewiss
  • routinemäßige Einsatz von Steroiden bei Patienten mit
    Schock nach ROSC ist von ungewissem Wert
  • zielgerichtetes Temperaturmanagement (TTM) für Erwachsene, die nach ROSC nach OHCA mit beliebigem Anfangsrhythmus keine Reaktion zeigen
  • während des TTM eine konstante Temperatur zwischen 32°C und 36°C wählen und beibehalten
  • Fieber bei komatösen Patienten beim TTM aktiv verhindern
  • keine routinemäßige Anwendung schneller, kalter Infusionen i.v. zur prähospitalen Kühlung im ROSC
  • bei Patienten mit Herzstillstand mit vermuteter kardialer Ursache und mit ST-Strecken-Hebung im EKG, umgehend Koronarangiographie durchführen
  • sofortige Koronarangiographie ist bei ausgewählten (z.B. hämodynamisch instabilen) erwachsenen Patienten, die nach einem OHCA komatös sind und bei denen eine kardiale Ursache vermutet wird, die aber keine ST-Strecken-Hebung im EKG aufweisen
  • unabhängig vom mentalen Status des Patienten ist eine
    Koronarangiographie bei allen Patienten nach einem Herzstillstand sinnvoll, bei denen eine Koronarangiographie anderweitig indiziert

Beendigung der Wiederbelebung (TOR)

  • prähospitale ALS-TOR-Regel für Erwachsene anwenden, um die Wiederbelebungsmaßnahmen bei erwachsenen
    Patienten mit OHCA vor Ort zu beenden
  • bei intubierten Patienten kann das Nichterreichen endtidaler CO2-Werte von mehr als 10 mmHg mittels Kapnographie nach 20 Minuten Wiederbelebung als Komponente eines multimodalen Ansatzes betrachtet werden, um sich für die Beendigung der Wiederbelebungsmaßnahmen zu entscheiden
    • sollte aber nicht isoliert verwendet werden
  • keine Verwendung von Point-of-Care-Ultraschall
    für die Prognose während der CPR
  • bei nicht intubierten Patienten sollte ein spezifischer
    endtidaler CO2-Grenzwert zu beliebigem Zeitpunkt
    während der HLW nicht als Indikation für die Beendigung der Wiederbelebungsmaßnahmen angesehen werden

spezifisches Management von Herzrhythmusstörungen

  • bei hämodynamisch stabilen Patienten kann Adenosin i.v. in Betracht gezogen werden, wenn die Ursache für den regelmäßigen, monomorphen Rhythmus nicht bestimmt werden bestimmt werden kann
  • Verabreichung von Amiodaron, Procainamid oder Sotalol i.v. kann zur Behandlung einer komplexen Breitkomplextachykardie in Betracht gezogen werden
  • Verapamil nicht zur Behandlung komplexe Breikomplextachykardien verabreichen, es sei denn es bekannt ist, dass sie einen supraventrikulären Ursprung haben und nicht von einer akzessorischen Bahn Leitungsbahn geleitet wird
  • Adenosin nicht verabreichen bei hämodynamisch instabilen, unregelmäßig oder polymorphen Breitkomplexachykardien
  • bleibt die pharmakologische Therapie zur Behandlung einer hämodynamisch stabilen Breitkomplextachykardie erfolglos, Kardioversion oder dringliche Aufnahme in ein Krankenhaus
  • sofortige Defibrillation empfohlen bei anhaltender, hämodynamisch instabiler polymorpher VT
  • Magnesium für die Behandlung von polymorphen VT in Verbindung mit einem langen QT-Intervall (Torsades de pointes) verwenden
  • Lidocain i.v., Amiodaron i.v. und Maßnahmen zur Behandlung der Myokardischämie können Behandlung der polymorphen VT in Betracht ziehen, wenn kein verlängertes QT Intervall vorliegt
  • keine routinemäßige Anwendung von Magnesium zur Behandlung von polymorphen VT mit normalem QT-Intervall
  • synchronisierte Kardioversion wird für die Akutbehandlung von Patienten mit hämodynamisch instabiler SVT empfohlen
  • synchronisierte Kardioversion wird für die Akutbehandlung von Patienten mit hämodynamisch stabilen SVT empfohlen, wenn vagale Manöver und pharmakologische Therapie unwirksam oder kontraindiziert sind
  • vagale Manöver für die Akutbehandlung von Patienten mit SVT in regelmäßigem Rhythmus empfohlen
  • Adenosin für die Akutbehandlung von Patienten mit SVT in regelmäßigem Rhythmus empfohlen
  • Verabreichung von Diltiazem oder Verapamil kann für die Akutbehandlung von Patienten mit hämodynamisch stabiler SVT mit regelmäßiger Frequenz wirksam sein
  • β-adrenerge Blocker i.v. sinnvoll für die Akutbehandlung von Patienten mit hämodynamisch stabiler SVT mit regelmäßiger Frequenz
  • hämodynamisch instabile Patienten mit Vorhofflimmern oder Vorhofflattern mit schneller ventrikulärer Reaktion sollten eine elektrische Kardioversion erhalten
  • Gleichstrom-Kardioversion von neu aufgetretenem Vorhofflimmern bei einem akuten Koronarsyndrom bei Patienten mit hämodynamischen Problemen, anhaltender Ischämie oder bei unzureichender Kontrolle der Herzfrequenz
  • bei synchronisierter (biphasischen) Kardioversion von Vorhofflimmern Anfangsenergie Energie von 120- 200 J
  • bei synchronisierter (biphasischen) Kardioversion von Vorhofflattern Anfangsnergie von 50 bis 100 J
  • intravenöse Gabe eines β-adrenergen Blockers oder eines nondihydropyridinen Calziumkanalantagonisten empfohlen, um die ventrikuläre Herzfrequenz in der akuten Situation bei Patienten mit Vorhofflimmern oder Vorhofflattern mit schneller ventrikulärer Reaktion ohne Präexzitation zu verlangsamen
  • intravenöse Gabe von Amiodaron zur Kontrolle der Herzfrequenz bei kritisch kranken Patienten mit Vorhofflimmern mit schneller ventrikulärer Reaktion ohne Präexzitation
  • bei Patienten mit Vorhofflimmern und Vorhofflattern in Verbindung mit Präexzitation sollten Digoxin, nondihydropyridinen Calziumkanalantagonisten, β-adrenerge Blocker und Amiodaron i.v. nicht verabreicht werden, da sie die ventrikuläre Reaktion erhöhen und zu VF führen können
  • Non-dihydropyridine Calziumkanalantagonisten und β-Adrenalinblocker i.v. bei Patienten mit linksventrikulärer systolischer Dysfunktion und dekompensierter Herzinsuffizienz nicht verwenden, da sie zu weiteren hämodynamischen Beeinträchtigung führen können
  • bei Patienten, die sich mit einer akuten symptomatischen Bradykardie vorstellen, wird die Untersuchung und Behandlung reversibler Ursachen empfohlen
  • bei Patienten mit akuter Bradykardie, die mit einer hämodynamischen Instabilität einhergeht, ist die Verabreichung von Atropin zur Erhöhung der Herzfrequenz sinnvoll
  • wenn die Bradykardie nicht auf Atropin anspricht, intravenöse adrenerge Agonisten mit frequenzbeschleunigender Wirkung (z. B. Epinephrin) oder eine transkutanes Pacing erwägen
  • bei instabilen Patienten mit hochgradigem AV-Block kann ein sofortiges Pacing in Betracht gezogen werden, wenn kein i.v./i.o.-Zugang verfügbar ist
  • häufig verwendete Medikamente zur akuten Frequenzkontrolle bei Vorhofflimmern und Vorhofflattern
MedikamentBolusdosisPerfusorrate
Diltiazem0,25 mg/kg i.v. über 2 min5 – 10 mg/h
Verapamil0,075 – 0,15 mg/kg i.v. über 2 min; ggf. zusätzliche Gabe nach 30 min bei ausbleibender Reaktion0,005 mg/kg/min
Metoprolol2,5 – 5 mg über 2 min, max. 3
Dosen
Esmolol500 μg/kg i.v. über 1 min50 – 300 μg/kg/min
Propanolol1 mg i.v. über 1 min, max. 3 Dosen
Amiodaron300 mg i.v. über 1 h10 – 50 mg/h über 24 h
Digoxin0,25 mg i.v., wiederholen bis max.
1,5 mg über 24 h

Nachbesprechung

  • strukturierte Untersuchung auf Angst, Depression,
    posttraumatischen Stress beiÜberlebenden eines
    Herzstillstands und ihre Betreuer/Angehörigen
  • Nachbesprechungen und Überweisungen an Fachpersonal zur emotionalen Unterstützung von Laienhelfern, Rettungsdienstmitarbeitern und Krankenhauspersonal nach einem Herzstillstand können von Vorteil sein

besondere Umstände während/bei der Reanimation

akzidentielle Hypothermie

  • vollständige Wiederbelebungsmaßnahmen, einschl. extrakorporale Wiedererwärmung für alle Patienten mit akzidenteller Hypothermie ohne Merkmale, die ein Überleben unwahrscheinlich erscheinen lassen und ohne offensichtlich tödlichen traumatischen Verletzungen
  • Patienten mit akzidentieller Unterkühlung sollten nicht als tot betrachtet werden, bevor eine Wiederaufwärmung erfolgt ist, es sei denn es sei denn, es gibt Anzeichen für einen offensichtlichen Tod
  • Defibrillationsversuche gemäß dem Standard-BLS-Algorithmus parallel zu den Wiedererwärmungsstrategien durchführen
  • Verabreichung von Epinephrin während des Herzstillstand gemäß dem Standard-ACLS-Algorithmus gleichzeitig mit Strategien zur Wiedererwärmung

Anaphylaxie ohne Herzstillstand

  • bei Herzstillstand infolge einer Anaphylaxie haben Wiederbelebungsmaßnahmen und sofortige Verabreichung von Epinephrin Vorrang
  • Epinephrin sollte frühzeitig durch intramuskuläre Injektion (oder Autoinjektor) bei allen Patienten mit Anzeichen einer systemischen allergischen Reaktion, insbesondere Hypotonie, Schwellung der Atemwege oder Atembeschwerden verabreicht werden
  • empfohlene Dosis von Epinephrin bei Anaphylaxie beträgt 0,2 bis 0,5 mg (1:1000) intramuskulär, je nach Bedarf alle 5 bis 15 Minuten wiederholen
  • bei Patienten mit anaphylaktischem Schock engmaschige hämodynamische Überwachung empfohlen
  • sofortige Intervention bzgl. Sicherung der Atemwege, einschließlich des chirurgischen Atemwegsmanagements, bei oropharyngealem/laryngeales Ödem empfohlen
  • wenn i.v.-Zugang gelegt wurde, intravenöse Gabe von Epinephrin in einer Dosis von 0,05 bis 0,1 mg (0,1 mg/ml, auch bekannt als 1:10 000) in Betracht ziehen
  • intravenöse Infusiontherapie mit Epinephrin sinnvolle Alternative zu intravenösen Boli zur Behandlung einer Anaphylaxie bei Patienten, die keinen Herzstillstand haben
  • intravenöse Infusiontherapie mit Epinephrin kann in Betracht gezogen werden bei Patienten mit Schock nach Herzstillstand bei Anaphylaxie

Management von Herzstillstand aufgrund von Asthma

  • bei Asthmapatienten mit Herzstillstand bei
    plötzlichen Anstieg des inspiratorischen Spitzendrucks
    oder bei Schwierigkeiten bei der Beatmung
    Untersuchung auf Spannungspneumothorax
  • aufgrund der möglichen Auswirkungen des intrinsischen positiven endexpiratorischen Drucks und des Risikos eines Barotraumas bei einem Asthmapatienten mit Herzstillstand ist Beatmungsstrategie mit niedriger Atemfrequenz und Tidalvolumen sinnvoll
  • wenn erhöhter intrinsischer positiver endexpiratorischer Drucks oder ein plötzlicher Blutdruckabfall bei Asthmatikern festgestellt wird, die
    eine assistierte beatmet werden, kurze Unterbrechung der Beatmung mit Kompression der Brustwand zur Entlastung der Lufteinschlusses (airtrapping)

Ertrinken

  • Herz-Lungen-Wiederbelebung einschließlich drei initialer Beatmungen durchführen, sobald ein nicht ansprechbares Ertrinkungsopfer aus dem Wasser gezogen wird
  • alle Ertrinkungsopfer, die irgendeine Form der Wiederbelebung (einschließlich drei initialer Beatmungen) benötigen, zur Untersuchung und
    Überwachung in ein Krankenhaus transportieren, auch
    wenn sie am Unfallort wach zu sein scheinen und
    kardiorespiratorisch stabil sind
  • Mund-zu-Mund-Beatmung im Wasser kann hilfreich sein, wenn sie von einem geschulten Retter durchgeführt wird und die Sicherheit nicht gefährdet ist
  • keine routinemäßige Stabilisierung der Halswirbelsäule, wenn keine Umstände vorliegen, die auf eine Wirbelsäulenverletzung hindeuten

akute Behandlung einer Opioid-Überdosis

  • bei Patienten mit Atemstillstand Beatmung bis Spontanatmung wieder einsetzt und die ALS-Maßnahmen fortsetzen/durchführen, wenn die Spontanatmung nicht wieder einsetzt
  • bei Patienten, mit (vermutetet) Herzstillstand sollten in Ermangelung eines nachgewiesenen Nutzens von Naloxon die Wiederbelebungsmaßnahmen Vorrang vor der Verabreichung von Naloxon haben, wobei der Schwerpunkt auf einer hochwertigen HLW (Herzdruckmassage plus Beatmung)
  • bei Patienten mit Verdacht auf Opioidüberdosierung, die tastbaren Puls haben, aber keine normale Atmung oder nur Keuchen/Schnappatmung (d. h. ein Atemstillstand), zusätzlich zur ALS-Versorgung Naloxon verabreichen
  • nach Wiederherstellung der Spontanatmung Transport
    in medizinische Einrichtung zur Beobachtung
  • bei rezidivierender Bewusstlosigkeit/Notwendigkeit einer Reanimation, ggf. wiederholte kleine Dosen Naloxon oder Infusion mit Naloxon

Planung und Vorbereitung auf einen Herzstillstand in Schwangerschaft sowie Reanimation in der Schwangerschaft

  • Hinzurufen von Fachkompetenz für perimortale Kaiserschnitt-Entbindung bzw. Transport in eine solche Einrichtung, sobald es zum Herzstillstand bei einer Frau in der zweiten Schwangerschaftshälfte kommt, da ein sofortiger ROSC nicht immer sofort absehbar ist
  • Prioritäten liegt auf der Durchführung einer hochwertige HLW und der Entlastung der aortokavalen Kompression durch Linksseitenlage
  • Oxygenierung, Sauerstoffversorgung und Atemwegsmanagement vorrangig nach einem Herzstillstand in der Schwangerschaft sein, da schwangere Patientinnen stärker anfällig für Hypoxie sind
  • Überwachung des Fötus sollten wegen möglicher Beeinträchtigung der Wiederbelebung unterbleiben
  • zielgerichtetes Temperaturmanagement mit kontinuierlicher Überwachung des Fötus hinsichtlich Bradykardie
  • Notsektio während der Wiederbelebung vorbereiten, die Schwangere mit einer Fundushöhe am oder über dem Nabelhöhe kein ROSC erreicht zusätzlich zu üblichen Wiederbelebungsmaßnahmen plus manuelle linksseitige Uterusverschiebung
  • perimortale Kaiserschnittentbindung bei geeigneten Patienten sollte nicht verzögert werden, vor allem bei für das Kind überlebensfähigem mütterlichen Trauma oder längerer Pulslosigkeit der Mutter
  • Entbindung frühzeitig, idealerweise innerhalb von 5 Minuten nach dem Zeitpunkt des Geburtsstillstands

Lungenembolie

  • Thrombolyse, chirurgische Embolektomie und mechanische Embolektomie sind angemessene Notfallbehandlungsoptionen bei bestätigter LE als Auslöser eines IHCA/OHCA
  • Thrombolyse in Betracht ziehen bei vermutlich Lungenembolie-induziertem Herzstillstand

akute Behandlung einer Benzodiazepin-Überdosis

  • Gabe von Flumazenil bei Patienten mit undifferenziertem Koma birgt Risiken und wird nicht empfohlen

akute Behandlung der Überdosierung von β-adrenergen Blockern oder
Calciumkanalblockern

  • bei sich im refraktären Schock befindenden Patienten Gabe von
    • hochdosiertem Insulin mit Glukose sinnvoll
    • Calcium sinnvoll
    • Glucagon i.v. sinnvoll
    • Kalzium erwägen
  • ECMO erwägen bei Patienten, die sich im Schock befinden, der auf pharmakologischen Therapie refraktär ist

akute Behandlung der Kokain-Überdosis

  • Benzodiazepine, Alphakanalblocker, Kalziumkanalblocker, Nitroglyzerin und/oder Morphin bei kokaininduziertem Bluthochdruck, Tachykardie, Unruhe oder Brustschmerzen
  • Gabe von β-adrenergen Blockern

akute Behandlung einer Intoxikation mit Natriumkanalblockern, inkl. trizyklische Antidepressiva

  • Gabe von Natriumbicarbonat bei Herzstillstand oder lebensbedrohlichen Herzleitungsverzögerungen (d.h. QRS-Verlängerung > 120 ms)
  • Einsatz einer ECMO bei Herzstillstand oder refraktärem Schock

akute Behandlung einer Kohlenmonoxid- und/oder Zyanid-Vergiftung

  • hyperbare Sauerstofftherapie bei schwerer CO-Vergiftung
  • Gabe von Hydroxocobalamin und 100 % Sauerstoff, mit oder ohne Natriumthiosulfat, bei Zyanid-Vergiftung
Published inLeitlinien kompakt

Sei der Erste der einen Kommentar abgibt

    Schreibe einen Kommentar

    Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert