veröffentlichende Fachgesellschaft: Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin
Klassifikation gemäß AWMF: S2k
Datum der Veröffentlichung: 01.01.2019
Ablaufdatum: 31.12.2023
Quelle/Quelllink: https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/020-003.html
Klassifikation
- Klassifizierung des Hustens richtet sich nach Dauer
- akut bis zu zwei Wochen
- subakut zwischen zwei und acht Wochen
- chronisch länger als acht Wochen
- Diagnostik anhand der klinischen Charakteristika des Hustens (trocken, produktiv, etc.) nicht hilfreich
- mehrmals im Jahr auftretende jeweils bis zu zwei Wochen anhaltende Episoden von Husten werden als rezidivierender akuter Husten bezeichnet
akuter Husten
- häufigste Ursache eines akuten Hustens ist meist viraler Infekt der oberen und/oder unteren Atemwege
- bei akutem Husten ohne Alarmzeichen (z.B. mit Atemnot, Hämoptoe, Thoraxschmerz, hohem Fieber, Hinweis auf Pneumonie) soll auf technische Untersuchungen verzichtet werden
- bei akutem Husten mit „Alarmzeichen“ soll die adäquate Diagnostik ohne Zeitverzögerung, ggf. stationär, erfolgen
- Hämoptoe z.B. Lungenembolie
- Ruhedyspnoe Zyanose
- Heiserkeit
- Verdacht auf Pneumonie
- Fieber ≥ 38.5 °C
- Verdacht auf Tbc: Aufenthalt in Ländern mit hoher Tbc
- Prävalenz, Tbc Kontaktpersonen, Obdachlose
- anamnestisch bekannte Malignome
- Immundefizienz, HIV-Infektion, immunsuppressive Therapie
- extrem starke Raucher > 35 pack-years
- akute Herzinsuffizienz
- akute Intoxikation durch inhalative Noxen
Ursachen
- obere Atemwege: (virale) Erkältungsinfekte, allergische Rhinoconjunctivitis, Asthma, Aspiration (oft Kinder 1 – 3 Jahre), inhalative Intoxikation (Unfälle, Brände)
- Erkrankungen der Lungen/Pleura: Lungenembolie, Pneumothorax
- extrapulmonale Ursachen: kardiale Erkrankungen mit akuter Lungenstauung
wichtigste Krankheitsbilder
akute virale Erkältungsinfekte
- Husten, allgemeines Unwohlsein, Frösteln, erhöhte Temperatur, Halsschmerz, Fließschnupfen, verlegte Nasenatmung und Niesen
- nach neun (bis zwölf) Tagen spontan ausheilende Erkrankung
allergische Erkrankungen im Bereich der oberen Atemwege
- intermittierende allergische Rhinopathie (Heuschnupfen)
- Husten, Sinusitis, Konjunktivitis, Pharyngitis und Laryngitis, Juckreiz im Bereich der Konjunktiven, der Nase, des Rachens und längere Niesanfälle
Asthma
- chronisch trockener Husten (akuter Husten wird in 29,5% der Fälle bei Asthma)
- Infektasthma und intermittierende Allergenexposition sind häufige Ursachen eines akuten trockenen Hustens mit und ohne Atemnot bzw. pfeifendes Atemgeräusch oder Giemen
Aspiration
- Husten als Schutz vor den Folgen einer Aspiration
akute inhalative Intoxikationen
- Bronchitis mit akutem Husten, eine Konjunktivitis und Rhinitis
- ggf. Schädigungen durch Hitze und inhalierbare Substanzen
- inhalative Intoxikationen können nach einem beschwerde- und hustenfreien Intervall von 6 – 48 Stunden zu toxischem Lungenödem, zur akuten interstitiellen Pneumonie und Bronchiolitis mit erneutem Auftreten von Husten führen
Pneumonie
- akuter Husten, Hämoptysen (rostbraunes Sputum)
Exazerbation der COPD
- akuter Husten, Zunahme der Atemnot, Auswurf
akute Pleuritis sicca
- atemabhängige Thoraxschmerzen, verbunden meist mit Fieber, trockenem Husten, Pleurareiben und erhöhten Entzündungsparametern
Lungenembolie
- akuter Husten ohne und mit Hämoptysen
Pneumothorax
- alle Formen des Pneumothorax können mit trockenem Husten einhergehen
akute kardiale Erkrankungen
- akute Linksherzinsuffizienz mit pulmonaler Stauung kann zur bronchialen Hyperreagibilität, zur bronchialen Obstruktion und zum Husten führen
- Bradykardien bei höhergradigen AV-Blockierungen gehen mit Reduktion des Minutenvolumens, konsekutivem Rückstau und Husten einher
- Husten kann selbst – vermutlich über eine starke Vagotonie – einen AV- Block II. oder III. Grades auslösen
- totaler AV- Block wird als ein möglicher Pathomechanismus der Hustensynkope diskutiert
subakuter Husten
- häufigste Ursache des subakuten Hustens ist ein vorangegangener meist viraler Infekt
Ursachen
- Erkrankungen der Atemwege
- postvirale Rhinosinusitis
- postinfektiöser Husten mit vorübergehender bronchialer Hyperreagibilität
- Pertussis, Adenoviren oder Mykoplasmeninfekt
- Erkrankungen der Lungen/Pleura
- Pneumonie
- Pleuritis
wichtigste Krankheitsbilder
Pertussis
- akute Infektion mit B. pertussis als Ursache eines postinfektiösen, protrahiert verlaufenden Hustens
- fieberhafte Erkrankung mit akut auftretendem und charakteristischem „pertussiformen“ langanhaltenden Stakkato-Husten
- Erbrechen beim Husten
chronischer Husten
wichtigste Krankheitsbilder
COPD
- klinisch meist koinzidente chronisch obstruktive Bronchitis und Lungenemphysem
- morgendlicher, produktiver, als auch ein trockener Husten (häufig verstärkt im Rahmen von Exazerbationen)
Medikamente als Hustenauslöser
- ACE-Inhibitoren (Blockierung Abbau von Bradykinin und Substance P sowie Prostaglandinen in der Bronchialschleimhaut; Zunahme Sensitivität des Hustenreflexes)
- Amiodaron → Alveolitis
- Betablocker → Husten als Asthmaäquivalent
- Methotrexat, Bleomycin, Mitomycin C
- inhalatives Kortikosteroid (ICS) (Dosieraerosol und Pulverinhalator oder aus elektrischen Verneblern) → nach Einsetzen der ICS-Wirkung bei Asthma kann sich der durch Inhalation ausgelöste Husten bessern
- mancher Patient spricht wegen der protussiven Wirkung des ICS, die eine Deposition verhindert, nur auf eine systemische Kortisontherapie an
- weitere inhalative Medikamente: ß2 –Adrenergika, Ipratropium, Tiotropium, Nedocromil, DNCG, Pentamidin, Sekretolytika, Zanamivir
- Fentanyl
Diagnostik
akuter Husten
- bei akutem Husten mit Alarmzeichen wie z.B. Hämoptysen anamnestisch angegeben, unverzüglich stationär durchzuführende Abklärung der Ursachen und eine sich daraus ergebende kausale Therapie
Therapie
antitussive Therapie
- inhalative Anticholinergika (Ipratropium) verringern die oft pathologisch vermehrte (entzündliche) Sekretproduktion, sie wirken auch auf den efferenten Schenkel des Reflexbogens
- zusätzliche Wirkung durch Verringerung des bronchialen Muskeltonus und Entlastung der langsam adaptierenden Rezeptoren ist anzunehmen
- inhalative Anticholinergika sind für rein antitussive Indikation nicht zugelassen
vorwiegend zentral wirkende Antitussiva
Opiate
- Hauptwirkung durch Bindung an die Opioid(µ)–Rezeptoren im Hustenzentrum im Hirnstamm
- Morphin besser und sicherer dosierbar, jedoch als Antitussivum nicht zugelassen; die atemdepressive und Sucht erzeugende Wirkung der Opiate ist bei der Verordnung zu beachten
- bei produktivem Husten sind Opiate relativ kontraindiziert
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