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Leitlinie „Sauerstoff in der Akuttherapie beim Erwachsenen“ der DGP

veröffentlichende Fachgesellschaft: Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin
Klassifikation gemäß AWMF: S3
Datum der Veröffentlichung: 01.06.2021
Ablaufdatum: 30.06.2024
Quelle/Quelllink: https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/020-021.html

  • zugrundeliegenden Ursachen einer Hypoxämie feststellen und behandeln
  • Sauerstoff verabreichen, um Hypoxämie und nicht um Atemnot zu behandeln
  • bei Einschätzung von Patienten mit Atemnot sollen neben SpO2 auch AF, Puls, Blutdruck, Temperatur und Bewusstseinslage bestimmt werden
  • Pulsoximetrie soll in allen klinischen Situationen verfügbar sein, in denen Sauerstoff medizinisch verwendet wird und zur Überwachung der Sauerstofftherapie regelmäßig eingesetzt werden
  • Sauerstoff nicht oder nur kurzzeitig (Richtwert < 10 min, wenn keine Druckluft vorhanden ist) für eine Vernebelung z.B. von Medikamenten bei Patienten mit Hyperkapnierisiko verwendet werden
  • Nasenbrillen primär bei niedrigen O2-Flussraten (d.h. < 6 L/min) verwenden, alternativ Venturi-Masken mit niedriger Sauerstoffabgabe
  • bei jeder Verschreibung von Sauerstoff sollte eine Reevaluation durch Ärzte oder speziell geschultes Personal erfolgen
  • Zielbereich der akuten Sauerstofftherapie für nicht beatmete Patienten ohne Hyperkapnierisiko bei SpO2 zwischen 92 % und 96 % liegen
  • Sauerstofftherapie für akut kranke, nicht beatmete Patienten mit Hyperkapnierisiko (z. B. COPD) mit Ziel-Sättigung von 88 % – 92 %
    • Sauerstofftherapie in dieser Situation bei einer Sättigung von über 92 % nicht durchführen bzw. reduzieren und erst bei unter 88 % beginnen
  • bei beatmeten Patienten SpO2 von 92 % bis 96 % anstreben
    • neben arteriellen Blutgasmessungen soll bei akzeptabler Übereinstimmung (Abweichung bis 2 %) und im präklinischen Bereich SpO2-Messung zur Steuerung der Sauerstoffzufuhr verwenden
  • bei SpO2 von 92 % und höher Patienten mit akuter Atemnot, erhöhter Atemfrequenz oder einem Abfall der Sauerstoffsättigung um mehr als 3 % vom Ausgangswert eingehend klinisch beurteilen unter Einschluss einer BGA, da dies Zeichen einer akuten Erkrankung sein können
  • Patienten, die trotz Flussraten von > 6 L O2/min SpO2 von 92 % nicht erreichen, unverzüglich durch erfahrenen Arzt einschätzen lassen
  • nichtinvasive Beatmung (NIV) zusätzlich zur Sauerstoffgabe bei hypoxämischen Patienten ohne Hyperkapnie bei kontinuierlichem Monitoring erwägen
  • nichtinvasive Beatmung primär bei Patienten mit hyperkapnischem Atemversagen mit konsekutiver Hypoxämie, besonders bei COPD mit Exazerbation und kardialem Lungenödem eingesetzen, bei denen der pH-Wert < 7,35 beträgt
    • bei hypoxämischen und moderat hyperkapnischen Patienten alternativ HFNC einsetzen
  • bei Kohlenmonoxidvergiftung unabhängig von SpO2 100 % unverzüglich Sauerstoffgabe oder Beatmung mit 100 % O2 für die Dauer von bis zu 6 Stunden
    • bei schwerer Kohlenmonoxidvergiftung (z.B. mit anhaltender Bewusstseinsstörung) hyperbare Sauerstofftherapie erwägen
  • im präklinischen Bereich Sauerstoff im SpO2-Zielbereich von 92 – 96 % (bzw. 88 – 92 % bei Patienten mit Hyperkapnierisiko) verabreichen
  • nur wenn außerklinisch eine O2-Sättigung pulsoximetrisch nicht zuverlässig ableitbar ist und der Patient in kritischem Zustand ist (z.B. bei einer Reanimation), Sauerstoff in hoher Dosis (100 % bzw. 15 L/min) verabreichen
  • während der kardiopulmonalen Wiederbelebung höchstmöglichen Sauerstofffluss verwenden
    • bei ROSC und wenn SpO2 zuverlässig überwacht werden kann, Ziels-SpO2 von 92 – 96 % angestreben
    • bei Beatmung im Rahmen der kardiopulmonalen Wiederbelebung FiO2 von 1.0 verwenden
  • Sauerstoffbehandlung von erwachsenen Patienten mit infektiösen Erkrankungen, die durch Aerosole übertragbar sind (z. B. SARS-CoV 2), nach gleichen Prinzipien und Zielbereichen wie bei anderen Patienten mit Hypoxämie
  • bei Patienten mit Cluster-Kopfschmerz Sauerstoff mit einer Flussrate von min. 12 L/ min über min. 15 min über Reservoirmaske verabreichen
  • bei allen Verfahren mit Sedierung mit dem Ziel der erhaltenen Spontanatmung vor und während des Eingriffs und in Aufwachphase Sauerstoffsättigung kontinuierlich pulsoximetrisch überwachen
  • bei allen Verfahren mit Sedierung und dem Ziel der erhaltenen Spontanatmung bei Auftreten einer Hypoxämie (SpO2 < 92 % bzw. 88 % bei Risiko eines hyperkapnischen Atemversagens) Vorliegen einer Hypoventilation prüfen und Sauerstoff als Bestandteil eines multimodalen Konzepts verabreichen
  • Patienten nach Beginn, Veränderung oder Beendigung der Sauerstofftherapie klinisch und pulsoximetrisch für min. 5 min kontinuierlich überwachen
  • Sauerstoffzufuhr verringern, wenn Patient klinisch stabil ist und SpO2 über Zielbereich liegt oder wenn er sich über mehrere Stunden im Zielbereich befindet
  • nach Beendigung der Sauerstofftherapie bei einem kurzzeitigen (< 1 min) anhaltenden asymptomatischen Abfall der SpO2 unter den Zielbereich keine Korrektur der O2-Zufuhr vornehmen
Published inLeitlinien kompakt

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