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Leitlinie „Die intraossäre Infusion in der Notfallmedizin“ der DGAI

veröffentlichende Fachgesellschaft: Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin
Klassifikation gemäß AWMF: S1
Datum der Veröffentlichung: 31.10.2017
Ablaufdatum: 30.10.2022
Quelle/Quelllink: https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/001-042.html

wichtige Informationen

  • intravenöse Medikamente für pädiatrische und erwachsenen Patienten können auch i.o. verabreicht werden
  • i.v.-Dosierungen gelten auch i.o.
  • bei Patient mit kardialem Rechts-Links-Shunt keine Druckinfusion, sonst Druckinfusion mit 300 mmHg
  • kurze, auf der Haut pflasterfixierte Schlauchleitung mit Dreiwegehahn zwischen Kanüle und Infusionssystem zwischenschalten

Indikationen

  • Herz-Kreislaufstillstand
  • ausgeprägte hypovolämische Schockzustände
  • schwere Hypothermie
  • kritische Kranke oder Verletzte, bei denen Medikamentenoder Volumengabe notwendig ist

Punktionsstellen

< 6 Jahre> 6 JahreErwachsene
1. Wahlproximale Tibiaproximale Tibiaproximale Tibia
2. Wahldistale Tibiadistale Tibiadistale Tibia
3. Wahldistaler Femurdistaler Femurproximaler Humers
Quelle: https://register.awmf.org/assets/guidelines/001-042l_S1_Der-intraossaere-Gefaesszugang-in-der-Notfallmedizin_2018-02-abgelaufen.pdf

Zeichen der korrekten Lage der i.o.-Kanüle

  • Widerstandsverlust beim Durchdringen der Kortikalis des Knochens (Cave: Ausgeprägt nur bei manuellen Systemen; bei halbautomatischen Systemen deutlich geringer und bei automatischen Systemen gar nicht spürbar)
  • „federnd-fester“ Sitz der intraossären Kanüle im Knochen
  • Aspiration von Knochenmark (Cave: nicht bei allen Patienten trotz korrekter Kanülenlage möglich; daher kein obligates Kriterium und Gefahr der Kanülenobstruktion)
  • Bolusinjektion von 10 mL Infusionslösung ohne erhöhten bzw. oder mit nachlassendem Widerstand und ohne Paravasat

Vorgehen i.o.-Punktion

  1. Identifizierung der anatomischen Landmarken
  2. Desinfektion der Punktionsstelle
  3. Lokalanästhesie der Punktionsstelle (falls erforderlich)
  4. Ansetzen der Nadel bis auf den Knochen und Abschätzen der weiteren Eindringtiefe
  5. Einbringen der intraossären Punktionskanüle
  6. Aspiration von Knochenmark zur Verifikation der Kanülenlage (Cave: trotz korrekter Lage nicht in allen Fällen möglich), ggf. Entnahme zur Diagnostik (z.B. BGA, Hb, Gerinnung, Elektrolyte, Blutkulturen)
  7. Injektion von Lokalanästhetikum (falls erforderlich)
  8. Injektion eines Flüssigkeitsbolus (z.B. 5 – 10 mL NaCl 0,9 %)
  9. regelmäßige Kontrollen/Erkennung einer Fehllage (Schwellung, Paravasat)
  10. Sicherung des IO-Zugangs und der Infusionsleitung

absolute Kontraindikationen

  • im Notfall keine
  • Knochenfraktur am oder proximal des Punktionsortes (Gefahr der Paravasatbildung)
  • Gefäßverletzung proximal der Punktionsstelle (Gefahr der Paravasatbildung)
  • Kompartmentsyndrom an der zu punktierenden Extremität,
  • fehlende Landmarken
  • vorausgegangene intraossäre Punktionsversuche am gleichen Knochen binnen der letzten 24-48 h (Gefahr der Paravasatbildung)
  • einliegendes Osteosynthesematerial am Punktionsort oder bekannte alte Fraktur (Unmöglichkeit des Einbringens der intraossären Punktionskanüle)

relative Kontraindikationen

  • akute Infektionen oder Verbrennungen/Verbrühungen an der Punktionsstelle
  • Knochenerkrankungen (z.B. Osteogenesis imperfecta, schwerwiegende Osteoporose)
  • lokale bakterielle Infektionen, Bakteriämie und Sepsis
  • intrakardialer Rechts-Links-Shunt (Gefahr der paradoxen Knochenmark-/Luft-/Fettembolie)
Published inLeitlinien kompakt

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