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Leitlinie „Differentialdiagnose akuter und chronischer Rötungen im Bereich der Unterschenkel“ der DDG

veröffentlichende Fachgesellschaft: Deutsche Dermatologische Gesellschaft 
Datum der Veröffentlichung: 01.10.2021
Ablaufdatum: 30.09.2026
Quelle/Quelllink: https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/013-100.html

Erysipel

  • akuter Beginn
  • Schmerzen im Bereich der Hautirritation
    • Hautirritation ist scharf begrenzt
    • Blasen und Einblutungen möglich
    • zungenförmige Ausläufer (unter Rötung einige Zentimeter von Eintrittspforte entfernt)
    • deutliche Überwärmung im Seitenvergleich (> 0,5 °C)
    • bei Palpation schmerzhaft
    • auf die Rötung begrenztes Ödem/Rötung
  • Verletzung der Haut, die möglicherweise eine Eintrittspforte darstellt
  • Beinlymphödeme, chronische Wunden oder Ulkus bekannt?
  • Allgemeinsymptome wie Fieber, Frösteln und/oder Unwohlsein
  • wenn kurz vor Auftreten des Erysipels von einem Trauma/einer Operation berichtet wird, kann dies ggf. ein Hinweis für eine Phlegmone oder eine nekrotisierende Fasziitis Typ 2 nach Giuliani sein
    • Abgrenzung zu einer Phlegmone: hohes Fieber, schlechter Allgemeinzustand und Lymphknotenschwellung sind Indizien für eine Phlegmone, können jedoch bei initial begrenzter Phlegmone fehlen
    • liegt eine dunkle/livide Farbe, eine matte Oberfläche und eine unscharfe Begrenzung (am Rand abblassende Rötung um eine Wunde) vor, kann dies ein Hinweis auf eine (begrenzte) Phlegmone sein
    • ist die Rötung unscharf begrenzt und es besteht zusätzlich Ödem und Vernichtungsschmerz, spricht dies für eine nekrotisierende Fasziitis Typ 2 nach Giuliani, die mit einer hohen Letalität verbunden ist
    • ein schmerzhaftes teigiges Ödem um eine Wunde ist ein Hinweis für eine Phlegmone
  • Unterscheidung
    • liegt hellrot „flammende“, glänzende Oberfläche vor, kann dies ein Hinweis auf ein „klassisches Erysipel“ sein
    • imponiert die Hautveränderung bullös und/oder hämorrhagisch und/oder nekrotisch, spricht dies eher für ein kompliziertes Erysipel

Stauungsdermatitis

  • schleichender Beginn über Tage (> 7 Tage)
  • Schmerzen im Bereich der Hautirritation
  • Juckreiz
  • Varikose
  • Schwellung
  • Schweregefühl
  • tiefe Venentrombose in der Vorgeschichte
  • Allgemeinsymptome wie Fieber, Frösteln und/oder Unwohlsein
  • keine scharfe Begrenzung
  • keine Überwärmung

hypererge Ictusreaktion

  • Entwicklung innerhalb von Minuten bis eine Stunde; Zunahme über ca. 48 h
  • ähnlich eines Insektenstich/-biss
  • Juckreiz
  • keine Allgemeinsymptome, außer ggf. leichtes Fieber
  • ggf. leichter Schmerz
  • Allgemeinsymptome wie Fieber, Frösteln und/oder Unwohlsein
  • ggf. scharfe Begrenzung
  • ggf. Überwärmung
  • bei Palpation nicht leicht eindrückbar
  • keine zungenförmigen Ausläufer

tiefe/oberflächliche Beinvenenthrombose

  • Schmerzen
  • Immobilisierung des Beines in den letzten Wochen (> 3Tage bis < 4 Wochen)
  • Schwellung des Beines
  • Allgemeinsymptome wie Fieber, Frösteln und/oder Unwohlsein
  • HF > 100/min
  • LAE oder TVT in der Vorgeschichte
  • Hämoptyse
  • livid-rotes/lagerungsabhängiges Abblassen

Gicht

  • Schmerzen
  • in den letzten Stunden vermehrt Verzehr purinreicher Lebensmittel (ggf. Flüssigkeitsverlust) und/oder alkoholische/fructosehaltige Getränke und/oder Schleifendiuretika
  • ggf. Übergewicht
  • Allgemeinsymptome wie Fieber, Frösteln und/oder Unwohlsein
  • Überwärmung

chronisch allergisches Kontaktekzem

  • Juckreiz
  • ausgelöst durch externen Reiz/Lokalisation am Applikationsort
  • fehlende Abheilung
  • Ekzemmorphe (rot, infiltriert und feinlamellär schuppend)
  • geringe oder fehlende Überwärmung
  • fehlende Allgemeinsymptome
  • Streuherde bzw. unscharfe Begrenzung

akutes toxisches/allergisches Kontaktekzem

  • in Zusammenhang mit direkten Kontaktstoffen (Aufenthalt im Freien mit direktem Pflanzenkontakt und Sonnenexposition oder Medikamente mit möglicher phototoxischer oder photoallergischer Nebenwirkung)
  • keine Allgemeinsymptome
  • kleine Bläschen bis große Blasen; nässend
  • Lokalisation vor allem am Kontaktareal
  • Unterteilung in
    • allergisches Kontaktekzem durch mögliches Allergen
    • photo-allergisches Kontaktekzem durch mögliches Photoallergen
    • toxisches Kontaktekzem durch Irritanzkontakt
    • phototoxisches (Kontakt-)Ekzem durch Kontakt zu/Einnahme von phototoxischer Substanz + UV-Exposition
Published inLeitlinien kompakt

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