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Leitlinie „International Consensus on Cardiopulmonary Resuscitation and Emergency Cardiovascular Care Science with Treatment Recommendations“ der ILCOR (Update 2023)

veröffentlichende Fachgesellschaft: International Liaison Committee on Resuscitation
Klassifikation gemäß AWMF:
Datum der Veröffentlichung: 09.11.2023
Ablaufdatum:
Quelle/Quelllink: https://doi.org/10.1161/CIR.0000000000001179

Advanced Life Support

  • eCPR beim OHCA für ausgewählte Patienten in Betracht ziehen, wenn normale HLW frustran bzgl. der Herstellung eines Kreislaufes ist
  • doppelt-sequenzielle Defibrillation (DSED) oder vektorveränderte (VC-)Defibrillation bei Erwachsenen mit Herzstillstand in Betracht ziehen, die trotz ≥ 3 aufeinanderfolgenden Defibrillationen weiterhin in VF oder pulsloser Kammertachykardie verbleiben (bei DSED-Anwendung Schockauslösung von einem Bediener nacheinander; CAVE: schwache Empfehlung mit geringer bzw. sehr geringer Evidenz)
  • keine routinemäßige Gabe von Kalzium bei OHCA/IHCA
  • Outcome-Prognostik
    • GCS-Erhebung in den ersten 4 d nach Reanimation zur Identifizierung von Patient*innen mit GCS > 3 (erhöhte Wahrscheinlichkeit für günstiges Outcome)
    • MRT-Untersuchung in Kombination mit anderen Untersuchungen in den ersten 72 h bis 7 d nach ROSC zur Vorhersage eines guten neurologischen Outcomes bei Patient*innen, die nach Reanimation komatös bleiben (keine Nutzung der Bewertung des Verhältnisses zwischen grauer und weißer Substanz, der Bewertung quantitativer regionaler Anomalien oder des Alberta Stroke Program Early CT Score sowie die Nutzung der apparenten MRT-Diffusionskoeffizienten zur Vorhersage des Outcomes)
    • Bestimmung normaler NSE-Werte (neuronenspezifische Enolase; <17 μg/L) in Kombination mit anderen Untersuchungen in den ersten 72 h nach ROSC zur Vorhersage eines guten neurologischen Outcomes bei Patient*innen, die nach Reanimation komatös bleiben
    • keine Serumspiegel-Bestimmung von Gliafilament-Protein (GFAP), Tau-Protein oder Neurofilament Light (NfL) zur Prognose eines günstigen neurologischen Outcomes bei Patient*innen, die nach Reanimation komatös bleiben
    • kontinuierliche oder nahezu kontinuierliche EEG-Diagnostik in Kombination mit anderen Untersuchungen in den ersten 72 h nach ROSC zur Vorhersage eines guten neurologischen Outcomes bei Patient*innen, die nach Reanimation komatös bleiben (nur Nutzung von durch die American Clinical Neurophysiology Society definierten EEG-Mustern zur Prognostik)
    • keine Nutzung somatosensibel evozierter Potentiale (N20-Wellen) zur Vorhersage eines guten neurologischen Outcomes bei Patient*innen, die nach Reanimation komatös bleiben

Pediatric Life Support

  • eCPR beim IHCA für ausgewählte Säuglinge und Kinder (z.B. kardiologisch vorerkrankte Patient*innen) in Betracht ziehen bei therapierefraktärer CPR, sofern passendes Setting für Durchführung bzw. Implementierung der eCPR besteht (keine Empfehlung für eCPR bei OHCA aufgrund fehlender Daten)
  • Outcome-Prognostik (CAVE: alle Untersuchungen nicht isoliert für Prognose nutzen, sondern nur in Kombination)
    • grobneurologische Faktoren
      • Pupillen-Diagnostik (v.a. Reflexe) innerhalb von 12 h nach ROC (Return of Circulation) zur Prognose eines guten neurologischen Outcomes bei Kindern nach Herzstillstand
      • keine Empfehlung für/gegen Nutzung des Gesamt-GCS, des motorischen Teils des GCS oder motorischer Reaktionen nach ROC zur Prognose eines guten neurologischen Outcomes bei Kindern nach Herzstillstand
      • keine Empfehlung für/gegen Nutzung von Hirnstammtests nach ROC zur Prognose eines guten neurologischen Outcomes bei Kindern nach Herzstillstand
    • Laborwerte
      • Nutzung normaler Plasmalaktatwerte (<2 mmol/L) bis zu 12 h nach ROC zur Prognose eines guten neurologischen Outcomes bei Kindern nach Herzstillstand
      • keine Empfehlung für/gegen Nutzung der Zeit bis zur Laktat-Clearance innerhalb von 48 h nach ROC zur Prognose eines guten neurologischen Outcomes bei Kindern nach Herzstillstand
      • keine Nutzung des pH-Wertes nach ROC zur Prognose eines guten neurologischen Outcomes bei Kindern nach Herzstillstand
      • keine Empfehlung für/gegen Nutzung von Neuro-Biomarkern im Blut (z.B. S100B NSE) nach ROC zur Prognose eines guten neurologischen Outcomes bei Kindern nach Herzstillstand
    • EEG-Diagnostik
      • Nutzung des EEG innerhalb von 6 – 72 h nach ROC zur Prognose eines guten neurologischen Outcomes bei Kindern nach Herzstillstand
      • Nutzung der folgenden EEG-Merkmale nach ROC zur Prognose eines guten neurologischen Outcomes bei Kindern nach Herzstillstand: Schlafspindel und Schlaf-II-Architektur nach 12 – 24 h; kontinuierliches oder normales Hintergrund-EEG zwischen 1 – 72 h; EEG-Reaktivität zwischen 6 – 24 h
      • keine Nutzung der folgenden EEG-Merkmale nach ROC zur Prognose eines guten neurologischen Outcomes bei Kindern nach Herzstillstand: Abwesenheit klinischer oder elektrographischer Anfälle, eines Status epilepticus, einer myoklonischen Epilepsie oder einer Burst-Suppression; Burst-Abschwächung oder generalisierte periodische epileptiforme Entladungen; kein abgeschwächtes, isoelektrisches oder flaches EEG
      • keine Empfehlung für/gegen Nutzung somatosensibel evozierter Potentiale (SSEP; z.B. N20-Wellen) nach ROC zur Vorhersage eines guten neurologischen Outcomes bei Patient*innen, die nach Reanimation komatös bleiben
    • Bildgebung
      • keine Nutzung normaler CT-Bildgebung innerhalb von 24 – 48 h nach ROC zur Prognose eines guten neurologischen Outcomes bei Kindern nach Herzstillstand
      • Nutzung normaler MRT-Bildgebung zwischen 72 h und 2 Wochen nach ROC zur Prognose eines guten neurologischen Outcomes bei Kindern nach Herzstillstand
      • keine Empfehlung für/gegen Nutzung transkraniellem Doppler-Sonographie nach ROC zur Prognose eines guten neurologischen Outcomes bei Kindern nach Herzstillstand

Neonatal Life Support

  • Temperaturmanagement
    • bei Frühgeborenen (< 34. SSW), späten Frühgeborenen und Termingeborenen (≥ 34. SSW) Raumtemperatur von ≥ 23° C anstreben
    • bei Frühgeborenen (< 34. SSW) mit Unterkühlung zusätzliche Wärmematratze erwägen (CAVE: im Verlauf Risiko einer Hyperthermie)
    • bei Frühgeborenen (< 34. SSW) Verwendung von Silberfolie oder alternativ Decken und Kopfbedeckung, um die Temperatur zu halten
    • durchgehende und sorgfältige Temperaturüberwachung/-steuerung zur Verhinderung einer Hyperthermie
    • bei Frühgeborenen (< 34. SSW) unmittelbar nach Geburt Nutzung von erwärmtem und befeuchtetem Sauerstoff zur Unterstützung der Atmung im Kreißsaal, sofern Hypothermie besteht und dies ressourcenabhängig realisierbar ist
    • keine Empfehlung für/gegen Nutzung eines Wärmestrahlers im servogesteuerten Modus im Vergleich zum manuellen Modus bei Frühgeborenen (< 34. SSW), um Temperatur zu halten
    • keine ausreichenden veröffentlichten Belege für/gegen Skin-to-Skin-Kontakt mit Mutter unmittelbar nach Geburt zur Aufrechterhaltung der Temperatur bei Frühgeborenen (< 34. SSW)
  • Herzfrequenz-Monitoring/Diagnostik
    • EKG-Nutzung zur genauen HF-Schätzung bei Neugeborenen unmittelbar nach Geburt (alternativ Pulsoximetrie und Auskultation zur Herzfrequenzbestimmung)
    • Nutzung von Auskultation +/- Pulsoximetrie zur HF-Bestätigung, sofern EKG nicht verfügbar, EKG funktionsgestört oder V.a. pEA besteht
    • bisher keine evidenzbasierte Behandlungsempfehlung für den Schwellenwert der Herzfrequenz zur Einleitung der Herzdruckmassage (daher bleibt Empfehlung aus 1999 mit HF < 60/min trotz adäquater assistierter Beatmung für 60 sec bestehen)
  • Kapnographie (etCO2)
    • keine ausreichenden veröffentlichten Belege für/gegen Nutzung der etCO2-Messung zur Steuerung der nichtinvasiven Beatmung mit intermittierend positivem Druck (IPPV; Gesichtsmaske, SGA & Nasenbrille) bei Kindern unmittelbar nach Geburt
  • Gabe von 100 % O2 bei Neugeborenen-Reanimation, sofern vorher kein ROSC trotz effektiver Beatmung mit niedrigkonzentriertem Sauerstoff (Empfehlung unverändert zu 2015)
  • 2-Daumen-Methode mit Umgreifen des Thorax zur Herzdruckmassage bei Neugeborenen unmittelbar nach Geburt (Empfehlung unverändert zu 2015)
  • HLW im Verhältnis drei Thoraxkompressionen zu einer Beatmung (3:1) bei Neugeborenen unmittelbar nach Geburt (Empfehlung unverändert zu 2015)
  • keine Nutzung von etCO2-Messung oder Pulsoximetrie zur ROSC-Erkennung bei Neugeborenen mit Asystolie oder Bradykardie (Empfehlung unverändert zu 2015)

Sonstiges

  • Durchführung von Wiederbelebung im Wasser (nur Beatmung) oder auf einem Boot, sofern Helfende in dieser Technik geschult sind, die benötigte Ausrüstung vorhanden ist, die Durchführung sicher ist und die Entfernung zum Land dies rechtfertigt (sofern sofortige HLW-Durchführung zu schwierig oder unsicher, Wiederbelebung bis zur Ankunft an Land aufschieben)
  • regelmäßige Evaluation bzgl. Erschöpfung von Helfenden in PSA bei Reanimation
  • Familienangehörigen die Möglichkeit zugestehen beim OHCA/IHCA eines Erwachsenen anwesend zu sein (CAVE: kontrollierte Möglichkeiten bei OHCA oftmals nicht möglich)
Published inLeitlinien kompakt

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