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Leitlinie „Management of acute pain in emergency situations“ der EUSEM

veröffentlichende Fachgesellschaft: European Society for Emergency Medicine
Klassifikation gemäß AWMF:
Datum der Veröffentlichung: 12.03.2020
Ablaufdatum:
Quelle/Quelllink: https://eusem.org/education/documents/guidelines

Grundsätze der Behandlung akuter Schmerzen

  • angemessene und wirksame Schmerzbehandlung ist Recht aller Patienten, die unter Schmerzen leiden, verbunden mit dem Funktionserhalt und Minimierung unerwünschter Wirkungen
  • akute Schmerzen treten in der Regel im Zusammenhang mit Verletzungen auf und sind von begrenzter Dauer
  • entsteht durch durch Auslösung an Rezeptoren am Ort der Gewebeschädigung
  • angemessene und ausreichende Validierung der Schmerzen und der Schmerzbeurteilung des Patienten ist für wirksame Schmerzbehandlung unerlässlich

Beurteilung von Schmerzen

  • regelmäßige, genaue Schmerzbeurteilung erforderlich
  • für Erwachsene und Kinder, die ihre Schmerzen verbalisieren können, werden die NRS- und VAS-Schmerzskala empfohlen
  • bei Patienten, die sich nicht verbal äußern können, wie z. B. kleine Kinder, können altersgerechte Beobachtungsskalen verwendet werden, z. B. die Wong-Baker-FACES-Skala, FLACC und CRIES und bei Patienten mit kognitiven Einschränkungen die FLACC-R-Skala
  • bei erwachsenen Patienten mit leichten kognitiven Beeinträchtigungen sollte eine Selbsteinschätzung in Betracht gezogen werden
  • bei Patienten mit schwereren Beeinträchtigungen können Beobachtungsskalen wie die Wong-Baker-FACES-Skala geeignet sein, jedoch sollte die Verwendung spezifischer Skalen wie PAINAD in Betracht gezogen werden, die auf der FLACC-Skala basiert und vollständig validiert ist
  • bei bewusstlosen oder sedierten Patienten sollte die Verwendung der Beobachtungsskala BPS in Betracht gezogen werden – diese Skala wurde für die Verwendung bei schwerkranken, sedierten und mechanisch beatmeten Patienten entwickelt und validiert

nicht-pharmakologische Therapien bei akuten Schmerzen

  • Ziele nicht-pharmakologischer Interventionen sind die Verringerung von Angst und Beklemmung der Patienten
  • nicht-pharmakologische Interventionen erfordern oft nur minimale Ressourcen und können auch im präklinischen Bereich durchgeführt werden und haben sich bei der Linderung von Angst-, Stress- und Schmerzniveau der Patienten bewährt
  • nicht-pharmakologische Maßnahmen sollten frühzeitig durchgeführt werden, entweder allein oder in Kombination mit pharmakologischen Optionen
  • zu den nicht-pharmakologischen Maßnahmen, die in Betracht gezogen werden sollten, gehören die Lagerung mit Traktion oder Immobilisierung, Stressreduktionstechniken und die Aufmerksamkeitssteuerung (Ablenkung)

pharmakologische Therapien bei akuten Schmerzen

  • breite Palette von Analgetika, die präklinisch eingesetzt werden können, um Schmerzen von leichter bis schwerer Intensität zu behandeln
  • Paracetamol und NSAIDs sind gute Wahl für den Einsatz bei leichten bis mäßigen Schmerzen
    • NSAIDs werden jedoch mit einer Reihe von Nebenwirkungen in Verbindung gebracht, wenn sie systemisch verabreicht werden, und sollten bei älteren Patienten oder solchen mit Nierenproblemen vermieden werden
    • bei Patienten mit gastrointestinalen Blutungen, unkontrolliertem Bluthochdruck und schweren Nierenerkrankungen sind NSAIDs kontraindiziert
  • Metamizol
    • Analgetikum mit minimaler entzündungshemmender Wirkung
    • wirksam ist bei Nierenkoliken und akuter Pankreatitis
    • mit einer lebensbedrohlichen Agranulozytose assoziiert und in einigen Ländern verboten und in anderen Ländern Beschränkungen unterworfen
  • Opioide
    • bewährtes Mittel bei der Analgesie von mäßigen bis starken Schmerzen
    • können über eine Vielzahl von Wegen verabreicht werden
    • sind mit Nebenwirkungen wie Übelkeit und Atemdepression verbunden und sollten nur unter Überwachung eingesetzt werden
  • Ketamin
    • wird in niedrigen Dosen verabreicht wird
    • bietet wirksame Analgesie, die opioidsparend sein kann
    • intranasale Verabreichung von Ketamin ist praktikabel, wenn ein intravenöser Zugang schwierig ist, oder kann grundsätzlich bei Kinder appliziert werden

Schmerzmanagement in präklinischer Versorgung

  • NRS am häufigsten verwendete Schmerzskala bei erwachsenen Patienten in der Präklinik
  • Analgetika, die einem Patienten am Notfallort zur Verfügung stehen, variieren von Land zu Land und je nach Ausbildung der Personals
  • welche der verfügbaren Mittel am besten geeignet sind, hängt von der Schwere und der Ursache der Schmerzen sowie von etwaigen Einschränkungen, die sich aus der Notfallsituation ergeben (z. B. eingeschränkter Zugang, wenn ein Patient in einem Fahrzeug eingeklemmt ist).
  • bei der Wahl des Analgetikums sollten Nutzen und Risiken berücksichtigt werden, wobei die spezifischen Bedürfnisse des einzelnen Patienten berücksichtigen sind
Published inLeitlinien kompakt

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