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Leitlinie „Oberarmkopffraktur“ der DGOU

veröffentlichende Fachgesellschaft: Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie
Klassifikation gemäß AWMF: S1
Datum der Veröffentlichung: 18.10.2017
Ablaufdatum: 17.10.2022
Quelle/Quelllink: https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/012-023.html

Ätiologie

  • Sturz auf die Schulter
  • direkte Gewalteinwirkung auf die Schulter
  • Kombination mit Luxation

Pathomechanismus

  • Patienten bis 60 Jahre (je nach Aktivität)
    • Sport-/Freizeitverletzung
    • Hochrasanztraumen
    • Verkehrsunfälle
    • Stürze
    • Arbeitsunfälle
  • Patienten über 60 Jahre (je nach Aktivität)
    • Sturz im häuslichen Umfeld
    • Gangunsicherheit
    • Umgebung (Glätte, Stufen, etc.)

präklinisches Management

Analyse des Unfallhergangs

  • Übermittlung wesentlicher Begleitumstände
  • Minimierung des Informationsverlustes

Notfallmaßnahmen und Transport

  • im Rahmen einer Monoverletzung
    • Immobilisation der Schulter
    • Analgesie
    • Keine Reposition einer glenohumeralen Luxation bei Verdacht auf Frakturkomponente
    • Transport in eine unfallchirurgische Praxis oder Klinik
    • Innerhalb eines Traumanetzwerks: mindestens lokales Traumazentrum
  • im Rahmen einer Mehrfachverletzung
    • siehe oben
    • Vorgehen gemäß gültigen Versorgungsalgorithmen/Leitlinien (ATLS, DGU-S3 Leitlinie Polytrauma/Schwerverletzten-Behandlung)
    • Transport in ein Regionales oder Überregionales Traumazentrum

Dokumentation

  • primär
    • neurovaskulärer Status der Extremität
  • sekundär
    • alle relevanten Angaben zum Unfall
    • Arbeitsunfall: genauer Hergang
    • soziales Umfeld
    • bekannte Vorerkrankungen
    • mentale Dysfunktion
    • frühere Unfälle
    • Sturzneigung
    • Medikamente
    • Nikotin
    • Alkohol
    • Drogen
    • multiresistente Keime
    • Infektionen (speziell Hepatitis B, C, HIV)

Anamnese

  • Analyse des Verletzungsmechanismus
    • Richtung und Maß der einwirkenden Kräfte
    • weichteilrelevante Unfall- / Verletzungsmechanismen
    • Hinweise auf Begleitverletzungen aus biomechanischer Sicht
  • gesetzliche Unfallversicherung
    • in Deutschland muss der Patient bei allen Arbeitsunfällen, bei Unfällen auf dem Weg von und zur Arbeit, bei Unfällen in Zusammenhang mit Studium, Schule und Kindergarten sowie allen anderen gesetzlich versicherten Tätigkeiten einem zum Durchgangsarztverfahren zugelassenen Arzt vorgestellt werden
    • Unfallmeldung durch Arbeitgeber, wenn Unfall Arbeitsunfähigkeit von > 3 Kalendertagen oder den Tod zur Folge hat

Vorerkrankungen und Verletzungen

lokal

  • frühere Erkrankungen und Verletzungen der Schulter (auch der Gegenseite)
  • Voroperationen
  • klinisch manifester degenerativer Rotatorenmanschettenschaden vor dem Unfall
  • Impingementsymptomatik
  • AC-Gelenks-Arthrose
  • Omarthrose
  • Tendinitis calcarea
  • Knochenerkrankungen
  • Gelenkerkrankungen
  • N. axillaris-Schaden
  • Plexusschaden
  • Lymphödem
  • lokaler Infekt
  • lokale Hauterkrankung
  • Tumorleiden, -operationen
  • Tendinitis der langen Bizepssehne

Allgemein

  • kardiovaskuläre Erkrankungen
  • neurologische Erkrankungen
  • cerebrovaskuläre Erkrankungen
  • Osteoporose
  • Malignom
  • rheumatische Vorerkrankungen
  • Diabetes mellitus
  • Leber-/Nierenerkrankungen
  • Infektionen
  • Hepatitis B, C
  • HIV
  • multiresistente Keime
  • allgemeine Hauterkrankungen
  • Allergien
  • Kontinenz
  • Flüssigkeitsbilanz
  • bisherige Mobilität, Aktivitäten des täglichen Lebens
  • Alkoholabusus

Sozial

  • soziale Umstände/Prognose
  • Familiensituation
  • Pflegefall
  • Rechts-/Linkshänder
  • Rehabilitationsfähigkeit

wichtige Begleitumstände

  • Zeitpunkt und -intervall zwischen Unfall und stationärer
  • Aufnahme
  • Ausschluss längerer Luxationsstellungen
  • Medikamente
    • gerinnungshemmende Substanzen
    • Acetylsalicylsäure (ASS) und Kombinationspräparate
    • Cumarine
    • neue orale Antikoagulantien (NOAK)
    • nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR)
    • Clopidogrel
  • Zytostatika
  • metforminhaltige Antidiabetika
  • Kortison
  • Alkoholeinfluss
  • Nikotin
  • Drogen

Symptome

  • Schmerzen in der Schulter und/oder Oberarm
  • Ausstrahlung bis in die Hand
  • Funktionseinschränkung der Schulter
  • motorische Ausfälle
  • sensible Ausfälle
  • im Laufe von Tagen oft ausgedehnte Hämatombildung

Diagnostik

  • Schonhaltung des verletzten Armes
  • Prellmarke und Hämatom (am Unfalltag selten)
  • Schmerzen bei aktiver und passiver Bewegung 128
  • Druckschmerz proximaler Oberarm
  • leere Gelenkpfanne
  • Stauchungsschmerzen
  • Krepitation – dabei keinen zusätzlichen Schmerz auslösen!
  • Infektionen im späteren Operationsgebiet und Axilla
  • periphere Durchblutung
  • neurologische Ausfälle (speziell: Sensibilität im autonomen Gebiet des N. axillaris)
  • Wunden im Frakturbereich
  • Schwellung, Spannungsblasen
  • Begleitverletzungen (insbesondere bei Rasanztraumen)
  • Bewegungsausmaß der gesunden Seite als Referenz
Published inLeitlinien kompakt

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