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Leitlinie „Perioperative Infusionstherapie bei Kindern“ der DGAI

veröffentlichende Fachgesellschaft: Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie & Intensivmedizin
Klassifikation gemäß AWMF: S1
Datum der Veröffentlichung: 11.06.2021
Ablaufdatum: 10.06.2026
Quelle/Quelllink: https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/001-032.html

  • kleine Kinder haben im Verhältnis zum Körpergewicht ein größeres extrazelluläres Flüssigkeitsvolumen (EZFV), ein größeres Blutvolumen (BV), eine höhere Stoffwechselrate und einen höheren Flüssigkeitsumsatz als Erwachsen
  • Altersgruppen und extrazelluläres Flüssigkeitsvolumen (EZFV)
AltersgruppeAlterEZFV
Neugeborene1. – 28. Lebenstag40 %
Säuglingebis 1. Lebensjahr30 %
Kleinkinder2. – 5. Lebensjahr20 %
Schulkinderab 6. Lebensjahr20 %
Quelle: https://register.awmf.org/assets/guidelines/001-032l_S1_S1_Perioperative-Infusionstherapie-Kinder_2021-07.pdf
  • Ziel der perioperativen Infusionstherapie ist Aufrechterhaltung bzw. Wiederherstellung der Homöostase der Kinder (Normovolämie, normale Gewebeperfusion, normaler Säure- Basen- Elektrolyt- Metabolit- Haushalt)
  • wenn prä- und postoperativen Nüchternzeiten kurz und die Trinkvolumina ausreichend sind, ist intraoperative Grundinfusion bei Kindern jenseits des Neugeborenenalters mit kurzen Eingriffen (< 1 h) und liegendem Venenzugang nicht zwingend erforderlich
  • perioperativ sollen Kinder balancierte Vollelektrolytlösungen mit möglichst physiologischen Elektrolytmuster (isotonisch), theoretischen Osmolarität von annähernd 308 mosmol/L bzw. einer (realen) Osmolalität von annähernd 288 mosmol/kg H2O (isotonisch) und potenziellen Basenabweichung von annähernd 0 mmol/l (isohydrisch) erhalten
  • zur Grundinfusion soll isotone balancierte Vollelektrolytlösung mit Glukose 1 – 2,5 % verwendet werden
  • Grundinfusion kann mit Anfangsinfusionsrate von 10 mL/kg/h begonnen und im weiteren Verlauf dem tatsächlichen Bedarf angepasst werden (Ziel normales EZFV)
  • bei Risikokindern und längeren Operationen Blutzuckerkonzentrationen regelmäßig messen und die Glukosezufuhr angepassen (Ziel normale Blutglukosekonzentration und stabiler Säure- Basen- Haushalt)
  • zur Flüssigkeitstherapie isotone balancierte Vollelektrolytlösung verwendet werden (Ziel normales EZFV)
  • präoperative Flüssigkeitsdefizite möglichst bereits vor Narkosebeginn ausgleichen
  • bei Kreislaufinstabilität isotone balancierte Vollelektrolytlösungen ohne Glukosezusatz in Repetitionsdosen von 10 – 20 mL/kg infundieren, bis die gewünschte Wirkung eingetreten ist
  • Kolloide (Albumin, GEL, HES) haben mehr unerwünschte Arzneimittelwirkungen als balancierte Vollelektrolytlösungen
  • Kolloide (Albumin, GEL, HES) können bei Kindern mit Hypovolämie intraoperativ eingesetzt werden, wenn Kristalloide alleine nicht ausreichend wirksam und Blutprodukte nicht indiziert sind
  • Kolloide sollen zurückhaltend infundiert werden, damit eine Hypervolämie vermieden wird (Ziel normales BV)
  • GEL oder HES 130 sollten in balancierter Lösung verwendet werden
  • bei Hypovolämie oder Kreislaufinstabilität Kolloide (Albumin, GEL, HES 130) in Repetitionsdosen von 5 – 10 mL/kg infundieren, bis die gewünschte Wirkung eingetreten ist
  • HES 130 möglichst in moderater Gesamtdosis (10 – 20 mL/ kg) und so kurz wie möglich angewenden; Tageshöchstdosis (30 ml/kg) nicht überschreiten
  • Hydratationszustand durch einfache klinische Untersuchung der Kinder überprüfen (z.B. zentrale Kapillarfüllungszeit, Hautturgor, Stand der Fontanelle).
  • bei Neugeborenen und Säuglingen perioperative Infusionstherapie mit Spritzen- oder Infusionspumpen durchführen
  • bei Kleinkindern können auch Schwerkraftinfusionen mit 250 mL-Flaschen erwägen
  • ggf. Druckinfusionen mit komprimierbaren Infusionsbehältnissen (z.B. Beutel) erwägen
Published inLeitlinien kompakt

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