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Leitlinie „Prävention und Therapie der Frühgeburt“ der DGGG

veröffentlichende Fachgesellschaft: Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe
Datum der Veröffentlichung: 01.10.2022
Ablaufdatum: 30.09.2025
Quelle/Quelllink: https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/015-025.html

Definition

  • Frühgeburt: Entbindung vor 37+0 SSW
  • trägt wesentlich zur perinatalen Morbidität und Mortalität bei
  • ca. zwei Drittel aller Frühgeburten sind die Folge vorzeitiger Wehentätigkeit mit oder ohne frühen vorzeitigen Blasensprung (spontane Frühgeburten)
  • Infektion mit SARS-CoV-2 führt in Abhängigkeit vom Schweregrad zu unterschiedlicher Erhöhung des Risikos für Frühgeburt

tertiäre Prävention

  • Tokolyse soll mit dem Ziel durchgeführt werden, die Schwangerschaft um mindestens 48 Std. zu verlängern; dies ermöglicht
    • Applikation antenataler Steroide
    • in-utero-Transfer in ein Perinatalzentrum mit neonatologischer ITS
  • medikamentöse Wehenhemmung sollte erfolgen bei spontanen, regelmäßigen vorzeitigen Wehen > 4/20 min in Verbindung mit einer Verkürzung der funktionellen Zervixlänge und/oder Eröfnnung der Zervix
  • absolute und relative Kontraindikationen zur Tokolyse:
    • intrauteriner Fruchttod
    • letale fetale Fehlbildung
    • schwere Präeklampsie/Eklampsie mit Notwendigkeit zur Entbindung
    • Blutung der Mutter mit hämodynamischer Instabilität
    • Gestitationsalter < 200+0 und > 34+0 SSW
    • vorzeitige Plazentalösung mit Notwendigkeit zur Schwangerschaftsbeendigung
    • Substanz-spezifische Kontraindikationen der Tokolytika
  • bei gegebener Indikation und nach Ausschluss von Kontraindikationen ist im Zeitraum zwischen 22+0 und 33+6 SSW Tokolyse angezeigt
  • medikamentöse Wehenhemmung (Betasympathomimetika, Atosiban, Nifedipin, NO-Donoren) ist in der Lage, bei vorzeitigen muttermundwirksamen Wehen die Geburt in 75 – 93 % der Fälle um 48 Std. und in 62 – 78 % um 7 Tage hinauszuschieben
  • kein Einsatz von Betasympathomimetika (signifikant höhere Rate maternaler Nebenwirkungen) und Magnesiumsulfat (nicht evidenzbasiert nachgewiesenen tokolytischen Effizienz) mehr zur Tokolyse
  • bei Patientinnen mit unmittelbar bevorstehender Frühgeburt < 32 SSW kann Magnesium i.v. zur fetalen Neuroprotektion appliziert werden
  • frühgeborene Kinder sollten spät abgenabelt werden
  • bei Kindern < 28 SSW soll die Nabelschnur nicht ausgestrichen werden
  • Pädiater/Neonatologe soll frühzeitig in die Behandlung und Beratung bei drohender Frühgeburt einbezogen werden
  • Im Falle einer Frühgeburt (< 35+0 SSW) soll ein neonatologisch erfahrener Arzt anwesend sein und das Neugeborene unmittelbar versorgen
  • bei drohenden Frühgeburten < 32+0 SSW und/oder einem Schätz-/Geburtsgewicht < 1500 g soll ein Facharzt mit der Schwerpunktbezeichnung „Neonatologie“ in Rufbereitschaft sein
  • bei frühgeborenen Kindern spät abnabeln; ei Kindern < 28 SSW Nabelschnur nicht ausstreichen
  • früher vorzeitiger Blasensprung (PPROM)
    • früher vorzeitiger Blasensprung (Blasensprung vor 37+0 SSW) betrifft ca. 3 % aller Schwangeren
    • > 50 % aller Patientinnen mit PPROM werden nach einer Woche entbunden
    • zwischen 22+0 und 23+6 SSW soll entsprechend der Leitlinie „Frühgeborene an der Grenze der Lebensfähigkeit“ das weitere Vorgehen mit den Eltern abgestimmt werden
  • Schwangere, die wegen vorzeitiger Wehentätigkeit stationär behandelt werden wie auch Frauen nach einer Frühgeburt, sollten ein Angebot für psychosomatische Begleitung und unterstützende Therapieangebote erhalten
    • skut bei drohender Frühgeburt
      • Krisenintervention
      • Gespräche in Konsilrunde mit allen/anderen involvierten Fachbereichen
Published inLeitlinien kompakt

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