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Leitlinie „Vaginale Geburt am Termin“ der DGGG

veröffentlichende Fachgesellschaft: Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe
Datum der Veröffentlichung: 22.12.2020
Ablaufdatum: 21.12.2025
Quelle/Quelllink: https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/015-083.html

vorzeitiger Blasensprung

  • Einsatz von Atem- & Entspannungstechniken bei Wehen unterstützend in Betracht ziehen
  • keine Empfehlung für Hinlegen nach vorzeitigem Blasensprung
  • keine vaginale Untersuchung (Palpation, Spekulum), wenn sicher ist, dass die Fruchtblase gesprungen ist
  • wenn nach vorzeitigem Blasensprung nach 24 Stunden keine Wehen auftreten, Transport der Schwangeren in eine Klinik mit der Möglichkeit einer neonatalen Versorgung, um dort postpartal für mindestens 12 Stunden in der Klinik zu bleiben
  • Verlegung in die ärztlich geleitete Geburtshilfe, wenn einer der folgenden Punkte bei der Schwangeren während der Erstuntersuchung auffallen:
    • Herzfrequenz über 120 Schlägen pro Minute (SpM) nach einmaliger Kontrolle im Abstand von 30 Minuten
    • Blutdruck von systolisch ≥ 160 mmHg oder diastolisch ≥ 110 mmHg einmalig gemessen
    • Blutdruck von systolisch ≥140mmHg oder diastolisch ≥ 90 mmHg nach einmaliger Kontrolle im Abstand von 30 Minuten
    • Temperatur von > 38°C
    • vaginale Blutung, die keine Zeichnungsblutung ist
    • vorzeitiger Blasensprung mehr als 24 Stunden vor Wehenbeginn
    • signifikant grünes Fruchtwasser
    • Schmerzen, die nicht mit normalen Wehentätigkeit vereinbar sind
    • Vorliegen einer Risikoschwangerschaft, die eine ärztlich geleitete Geburt erfordern

aktive Eröffnungsphase

  • aktive (oder späte) Eröffnungsphase = Zeitspanne von Muttermundöffnung von etwa 4–6 cm bis zur vollständigen Muttermundöffnung
  • Gebärende ermutigen sich zu bewegen und die Position einzunehmen, die für sie am angenehmsten ist

Austrittsphase

  • passive Austrittsphase = vollständige Muttermundöffnung & (noch) ohne Pressdrang
  • aktive Austrittsphase = Kind sichtbar und/oder reflektorischer Pressdrang bei vollständigem MM bzw. aktives Pressen ohne reflektorischen Pressdrang
  • Gebärende soll Rückenlage in der AP vermeiden; Patientin motivieren die Position einzunehmen, die sie als angenehm empfindet
  • Gebärende soll sich von ihrem eigenen Pressdrang leiten lassen (keine Evidenz für „angeleitetes Pressen“ mit pos. Effekt auf das Outcome)
  • warme Kompressen auf den Damm anbieten
  • sowohl die „Hands-on“-(→„Dammschutz“) als auch die „Hands-off“-Technik (→ kein „Dammschutz“: die Hände der Hebamme berühren weder den Damm der Gebärenden noch den kindlichen Kopf, die Hebamme kann aber jederzeit eingreifen) können bei der Geburt des Kindes angewandt werden
  • Oxytocingabe kann neben anderen Maßnahmen (z.B. Energiezufuhr, Blase entleeren, Mobilisation) in Erwägung gezogen werden, wenn bei vollständigem Muttermund die Wehentätigkeit abnehmend ist
  • wenn bei vollständigem Muttermund die Wehen abnehmen, sollten wehenfördernde Maßnahmen wie z.B. Energiezufuhr, Blase entleeren, Mobilisation und Oxytocin erfolgen
  • bei ‚protrahierter AP’ soll ein*e erfahrene*r Geburtshelfer*in die Situation reevaluieren, bevor über den Einsatz von Oxytocin entschieden wird

Phase nach der Geburt

  • so bald wie möglich nach der Geburt Haut-zu-Haut-Kontakt der Mutter zum Neugeborenen
  • Dokumentation von allgemeine körperliche Verfassung (Hautkolorit, Atmung, Eigeneinschätzung sowie vaginaler Blutverlust)
  • beim aktiven Management der Nachgeburtsperiode sollten 3 – 5 IE Oxytocin als Kurzinfusion oder langsam i.v. verabreicht werden (CAVE: Nach der Geburt der vorderen Schulter des Neugeborenen oder unmittelbar nach dessen Geburt, aber bevor die Nabelschnur abgeklemmt und durchtrennt wird!)
  • Nabelschnur soll nach der Verabreichung von Oxytocin abgeklemmt und durchtrennt werden
  • Nabelschnur nicht früher als 1 min nach der Geburt des Neugeborenen abklemmen, es sei denn, es besteht die Annahme einer Verletzung der Nabelschnur oder das Neugeborene zeigt eine Herzfrequenz von unter 60/Minute ohne ansteigende Tendenz
  • Nabelschnur sollte vor Ablauf von 5 Minuten nach der Geburt des Neugeborenen abgeklemmt und durchtrennt werden
  • bei postpartaler Blutung, einer Plazentaretention, einem mütterlicher Kreislaufkollaps oder einer anderen Verschlechterung des Gesundheitszustands der Frau, soll fachärztlicher Standard hergestellt werden
  • bei ausbleibender Plazentalösung soll ein intravenöser Zugang gelegt und der Frau die Notwendigkeit hierfür erklärt werden
  • Oxytocin soll intravenös verabreicht werden, wenn die Plazentalösung verzögert ist und die Frau stark blutet
  • APGAR-Wert nach 1, 5 & 10 min nach der Geburt erheben und dokumentieren
Published inLeitlinien kompakt

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