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Leitlinie „Suspected nitrous oxide toxicity in Emergency Departments“ des RCEM

veröffentlichende Fachgesellschaft: Royal College of Emergency Medicine
Klassifikation gemäß AWMF:
Datum der Veröffentlichung: 05.04.2023
Ablaufdatum:
Quelle/Quelllink: https://rcem.ac.uk/clinical-guidelines/

Grundsätzliches

  • N2O (Distickstoffmonoxid), auch Lachgas genannt
  • farbloses Gas aus der Gruppe der Stickoxide
  • Einsatz in der Anästhesie als Narkosegas mit schmerzlindernden und angstlösenden Eigenschaften, aber auch als Freizeitdroge
  • N2O löst sich schnell im Blut und erreicht in Sekunden das Gehirn
  • häufig kommt es schnell zu Schwindelgefühlen und Euphorie sowie starken Lachanfällen
  • Wirkung von kurzer Dauer (ca. 2 min)
  • häufige Folgen des N2O-Konsums sind Sauerstoffmangel, Erfrierungen, Stürze, Herzprobleme und Nervenschäden
  • bestehendes Suchtpotential, v.a. aufgrund der kurzzeitigen Wirkung

Folgen einer akuten Intoxikation

  • Verletzungen infolge von Intoxikation oder Synkope durch Intoxikation
  • Hypoxie und Ersticken, welches zu Herzrhythmusstörungen, Krampfanfällen, hypoxischen Hirnschäden oder zum Tod führen kann
  • Barotrauma (Pneumothorax, Mediastinalemphysem, Trommelfellruptur)
  • Verwirrung, Halluzinationen
  • Erbrechen mit Aspiration
  • Kälteverletzungen an den Lippen oder Schleimhäuten

Folgen einer chronischen Intoxikation

Die meisten Schädigungen treten i.d.R. bei langfristigem und häufigem Konsum auf, ggf. kann es auch zu Schäden nach Gebrauch großer Mengen kommen!

  • neurologische Schäden (sensorische, motorische oder koordinative Defizite)
  • hämatologische Schäden (z.B. megaloblastäre Anämie)
  • Umwandlung von Homocystein in Methionin durch die Methionin-Synthase (MS) verhindert und damit die Myelinproduktion verringert
  • Inaktivierung von Cobalamin (Vitamin B12) führt zur Verringerung der Methionin-Synthese, nachfolgend kommt es zur
    • Verringerung der Myelinproduktion
    • Verhinderung der Umwandlung von 5-Methyl-Tetrahydrofolat in Tetrahydrofolat, was Folgen für die DNA-Synthese hat
    • Demyelinisierung aufgrund der Verringerung der Methylmalonyl-CoA-Mutase-Aktivität

Symptomatik

  • sensorische Defizite (z.B. als klassische periphere Neuropathie oder als isolierte Taubheit oder Parästhesie)
  • motorische Defizite (i.d.R. untere Extremitäten und Probleme der Feinmotorik)
  • Ataxie
  • Harnverhalt
  • erektile Dysfunktion
  • unspezifische Symptome wie Verwirrung und Persönlichkeitsveränderungen wie Reizbarkeit
  • bei Vitamin-B12-Mangel
    • Anämie
    • Makrozytose
    • Agranulozytose oder Panzytopenie

Differentialdiagnosen bzw. „Red Flags“

  • Veränderungen des Sehvermögens
  • kürzlich aufgetretene infektiöse Erkrankung
  • progrediente Symptomausprägung
  • schwankende Blutdruckwerte
  • Tachykardie oder Herzrhythmusstörungen
  • Immunsuppression
  • Krebs in der Vorgeschichte
  • Rückenschmerzen
  • Fieber
  • Merkmale Cauda-Equina-Syndrom

Diagnostik

  • primäres Ziel der Untersuchung ist Ausschluss anderer Ursachen für die Neuropathien
  • vollständige neurologische Untersuchung
  • EKG

Therapie

  • 1 mg Vitamin B12 i.m. (eimal tgl.)
  • 5 mg Folsäure oral (eimal tgl.)
Published inLeitlinien kompakt

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