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Leitlinie „The Use of Vasopressor Agents by Peripheral Intravenous Infusion in Adult Patients in the Emergency Department“ der IAEM

veröffentlichende Fachgesellschaft: Irish Association for Emergency Medicine
Klassifikation gemäß AWMF:
Datum der Veröffentlichung: 28.02.2024
Ablaufdatum:
Quelle/Quelllink: https://iaem.ie/professional/clinical-guidelines/

Grundsätzliches

  • frühzeitiger Einsatz von Vasopressoren bei Therapie akut erkrankter Patient*innen ist von entscheidender Bedeutung
  • erhöhtes Mortalitätsrisiko bei septischem Schock und verzögerter Vasopressortherapie (Mortalitätsrisiko steigt mit jeder Stunde Verzögerung um 20,4 %)
  • periphere Verabreichung von Vasopressoren nimmt sukzessive zu (Paravasatrate liegt bei ca. 3,4 % ohne Meldung von Gewebsnekrosen oder Extremitätenischämie)
  • periphere Vasopressorentherapie verkürzt Einleitung der Vasopressorentherapie über ZVK relevant

Empfehlungen

  • Erstellung klarer Richtlinien für pVK-Vasopressortherapie mit Konzentration, Dosierung und Infusionsrate des jeweiligen Vasopressors
  • Erstellung von Protokoll für regelmäßige Beurteilung und Dokumentation von Vasopressoren-Gabe über intravaskuläre Verweilkatheter
  • Erstellung von klaren Richtlinien für Umgang mit Extravasat-Ereignissen
  • Gabe der Vasopressoren über pVK nur mit Infusionspumpe
  • Anforderungen an Lage und Größe des i.v.-Zugangs
    • gut & sicher platzierter pVK mit großem Durchmesser (≥ 18G)
    • idealerweise in Vena brachialis oder cephalica am oder oberhalb des Ellenbogens ODER in Fossa antecubitalis (CAVE: nicht bei wachen Patienten wegen Okklusionsgefahr)
    • Verwendung von Ultraschall empfohlen (Ziel: Identifikation von Venen mit Durchmesser ≥ 4 mm)
    • CAVE: Punktionsstellen vermeiden, die mehrmalige Punktion erfordern können, sowie Stellen, die distal zur vorherigen Punktionsstelle liegen
  • nach pVK-Anlage mit 5 – 10 mL NaCl 0,9 % korrekte pVK-Lage kontrollieren
  • für Verdünnung der Vasopressoren entweder NaCl 0,9 % oder G5 verwenden
  • nur eine Vasopressoren-Art pro pVK und Infusionsleitung
  • nach Beendigung  der Vasopressortherapie pVK mit NaCl 0,9 % in gleicher Laufrate spülen
  • keine Empfehlung für akzeptable Verabreichungsdauer (in Studien mittlere Dauer von 6 – 22 h; i.d.R. Dauer von bis zu 72 h unbedenklich)
  • kritische Neubewertung der Notwendigkeit der pVK-Vasopressoren-Gabe nach 2 h, wenn nicht vorher unerwünschten Ereignisse auftreten
  • sofern ZVK längerfristig notwendig, rasche Platzierung von ZVK (auch wenn pVK-Vasopressoren-Gabe nach 1 – 2 h beendet wird)
  • Monitoring
    • regelmäßiges Monitoring von RR (CAVE: invasive RR-Messung empfohlen)
    • dauerhaftes EKG-Monitoring
    • stündliche Überwachung der Punktionssstelle auf Extravasationen

Standardkonzentrationen

  • Noradrenalin (1 mg/mL-Lösung)
    • Verdünnung auf 16 µg/mL (4 mg Noradrenalin in 246 mL NaCl 0,9 %)
    • Initialdosis: 0,05 µg/kg/min (hochtitrieren bis zum gewünschten Effekt)
    • Maximaldosis: 8 µg/kg/h
  • Phenylephrin (10 mg/mL-Lösung)
    • Verdünnung auf 100 µg/mL (50 mg Noradrenalin in 495 mL NaCl 0,9 %)
    • Initialdosis: 10,8 mg/h, nach 108 mL/h runtertitrieren je nach Antwort des Körpers auf 1,8 – 3,6 mg/h (18 – 36 mL/h)
  • Adrenalin (1 mg/mL-Lösung; 1:1000)
    • Verdünnung auf 16 µg/mL (4 mg Adrenalin in 246 mL NaCl 0,9 %)
    • Initialdosis: 0,05 µg/kg/min (hochtitrieren bis zum gewünschten Effekt)
    • Maximaldosis: 8 µg/kg/h
  • Metaraminol (10 mg/mL-Lösung)
    • Verdünnung auf 0,5 mg/mL (20 mg Metaraminol in 38 mL NaCl 0,9 %)
    • Initialdosis: 0,5 mg/h (hochtitrieren bis zum gewünschten Effekt)
    • Maximaldosis: 10 mg/h
  • CAVE: Dosierungen weichen von empfohlenen ZVK-Standardkonzentrationen ab

Komplikation – Extravasation

  • Extravasation = unbeabsichtigtes Austreten von Medikamenten/Flüssigkeiten in das umliegende Gewebe
  • Inzidenz von Extravasaten ist gering und liegt zw. 2 – 5,5 %, ohne dass Gewebeschädigung dokumentiert wurde oder chirurgischer Eingriff erforderlich war
  • Hinweise/Anzeichen für Extravasation
    • Brennen, Stechen, Schmerzen oder Unwohlsein
    • Hinweise auf lokales Gewebeerythem, Ödem, Ausbleichen oder Auslaufen an Punktionsstelle
    • Fehlen oder Veränderung des Infusionsflusses
    • wiederholte Alarme der Infusionspumpe
  • Management von Extravasation mittels Phentolamin
    • Infusion/Applikation stoppen und Infusionsleitung vom pVK trennen
    • Beurteilung der Punktionsstelle
    • Versuch 3 – 5 mL aus pVK abzusaugen, falls möglich
    • Kanüle entfernen und Verband anlegen (CAVE: keinen Druck ausüben)
    • Bereich der Extravasation mit wasserfestem Stift markieren
    • betroffene Extremität 24 h hochlagern zur Reduktion der Schwellung
    • Auftragen von ca. 2,5 cm dicker Schicht mit Nitroglycerin-Creme erwägen (alternativ Nitroglycerin-Pflaster mit Dosierung von 0,2 mg/h; max. 4 Pflaster bzw. 0,8 mg/h)
    • Nitroglycerin-Anwendung RR- & HF-Überwachung
    • Phentolamin-Lösung herstellen (10 mL NaCl 0,9 % in Durchstechampulle mit 5 mg Phentolamin geben –> Endkonzentration von 0,5 mg/mL) und in 10 mL-Spritze aufziehen
    • subkutane Applikation von Phentolamin mit 25G- bis 27G-Nadel in den betroffenen Bereich (5 separate 2-mL-Injektionen im Uhrzeigersinn entlang der Vorderkante der Extravasation; CAVE: Nadelwechsel nach jeder Injektion)
  • ggf. plastisch-chirurgisches Konzil
Published inLeitlinien kompakt

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