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CPG „Stop the bleed – Prehospital bleeding control in patients with multiple and/or severe injuries“

veröffentlichende Fachgesellschaft:
Klassifikation gemäß AWMF:
Datum der Veröffentlichung: 05.02.2025
Ablaufdatum:
Quelle/Quelllink: https://doi.org/10.1007/s00068-024-02726-1

Grundsätzliches

  • unkontrollierter Blutverlust führt innerhalb der ersten Stunden nach schwerem Trauma zum Tod
  • in Frühphase schwerer Verletzungen ist der unkontrollierte Blutverlust nach dem schweren Schädel-Hirn-Trauma die zweithäufigste Todesursache
  • bei Schwerverletzten ist Verbluten in etwa 30 % aller Fälle die Todesursache
  • unerkannter/unzureichend kontrollierter Blutverlust ist Berichten zufolge die häufigste vermeidbare Todesursache
  • CAVE: Therapieansätze bei singulären Polytrauma können sich von denen unterscheiden, die bei Massenanfällen von Verletzten oder anderen lebensbedrohlichen Situationen (Terroranschläge mit Massenanfällen von Verletzten) angewendet werden

Empfehlungen

  • aktive Blutungen immer dann stillen/kontrollieren, wenn die Blutungsstelle in der Präklinik zugänglich ist
  • Beckenverletzungen
    • klinische Untersuchung des Beckens in der Präklinik (auf spontane Schmerzen, Schmerzen bei leichter Palpation und sichtbare äußere Verletzungen als indirekte Hinweise auf eine Beckenringverletzung achten)
    • Anlage einer Beckenschlinge bei klinischen Anzeichen/Symptomen einer (instabilen) Beckenringfraktur und hämodynamischer Instabilität
  • Extremitätenverletzungen
    • aktive äußere Extremitätenblutungen mit folgendem schrittweisen Vorgehen stillen
      1. manueller Druck
      2. Druckverband, wenn möglich in Kombination mit Hämostyptika
      3. Tourniquet
  • Druckverbände
    • bei ausreichender Blutstillung durch andere Ansätze kann die manuelle Druckanwendung beendet werden (CAVE: bei manuelle Druckanwendung kein wiederholtes Prüfen, ob die Blutung gestoppt wurde)
    • Druckverbandanlage bei äußerer Blutungen aus Thorax oder Extremitäten nach penetrierendem und stumpfem Trauma
  • Tourniquet
    • Tourniquetanlage bei lebensbedrohlichen Blutungen, die nicht rechtzeitig mit anderen Methode gestoppt werden können
    • bei Tourniquetanlage aufgrund Blutstillung an unzugänglicher Blutungsstelle kritische Prüfung der weiteren Verwendung eines Tourniquets bzw. der Konversion, sobald die Rettung erfolgt ist und die Situation es erlaubt
  • Hämostyptika/Hämostatika
    • direkte Wundtamponade mit Chitosan bei blutenden Stichwunden, bei denen der Fremdkörper bereits entfernt wurde und die mind. 3 cm lang sind
    • direkte Wundtamponade mit Chitosan bei Schuss- und Explosionsverletzungen mit aktiver Blutung
    • Einsatz von Hämostyptika zur Unterstützung des schrittweisen Vorgehens bei allen Schritten der Blutstillung (s.o.)
  • Kopf-/Gesichtsverletzungen
    • direkte Wundtamponade/-auflage mit Chitosan bei Kopfwunden mit aktiver Blutung, um schnellere und wirksamere Blutstillung zu erreichen
  • Epistaxis
    • Einlage pneumatische Nasentamponade als Alternative zum posterion Packing zur Kontrolle von Blutungen aus der oberen Mittelgesichts- und/oder Nasenregion
  • Sonstiges (CAVE: keine Empfehlung, da keine klinische Evidenz für Überlegenheit)
    • Blutungen im Bereich der Leistengegend (junktionale Hämorrhagie)
      • Empfehlungen für die Blutstillung bei Extremitätenverletzungen gelten im Allgemeinen auch für Blutungen im Bereich der Verbindungsstellen (Hals-, Axillar- oder Leistengegend)
      • Einsatz spezieller Geräte (z.B. pneumatische Junctional Tourniquet)
    • Femurfraktur mit Oberschenkel(ein)blutung
      • erhöhte Sterblichkeit und oftmals unterschätzter Blutverlust, v.a. bei Hochrasanztrauma (klinisch relevanter Blutverlust von bis zu 2500 mL möglich –> CAVE: Gefahr des hämorrhagischen Schocks)
      • Reposition & Schienung von Extremitätenverletzungen, um Schmerzen zu lindern, Nerven- und/oder Gefäßschäden zu verhindern & Weichteile durch Druckverringerung zu schützen
Published inLeitlinien kompakt

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