veröffentlichende Fachgesellschaft: Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde
Klassifikation gemäß AWMF: S3
Datum der Veröffentlichung: 01.03.2019
Ablaufdatum: 28.02.2024
Quelle/Quelllink: https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/038-013.html
Ursachen und Pathogenese
- kann derzeit nicht abschließend beantwortet werden
- wahrscheinlich multifaktorielle Genese
klassische Diagnostik
- gekennzeichnet durch das Auftreten von rezidivierenden affektiven Episoden
- Klassifikation
manische Episode | hypomanische Episode | depressive Episode | gemischte Episode | |
---|---|---|---|---|
Dauer | ≥ 1 Woche | ≥ 4 Tage | ≥ 2 Wochen | ≥ 2 Wochen |
Hauptsymptome | gehobene, expansive oder gereizte Stimmung | gehobene oder gereizte Stimmung | depressive Stimmung, Interessenverlust, Antriebsminderung | depressive und (hypo)manische Symptome gemischt oder wechselnd |
Anzahl notwendiger Symptome | 3 von 9 weiteren Symptomen (4, falls Hauptsymptom „gereizte“ Stimmung) | 3 von 7 weiteren Symptomen | 4 von 10 (davon mind. 2 Hauptsymptome) | keine Angabe |
manische Episode
- durch eine der Situation unangemessene und dadurch auffällig gehobene, expansive oder gereizte Stimmung gekennzeichnet
- Erregungsniveau deutlich erhöht und kann schnell in aggressive Erregung kippen
- weitere mögliche Symptome, von denen mindestens drei – bei gereizter Stimmung mindestens vier – im gleichen 1-Wochen-Intervall auftreten müssen
- Antriebssteigerung
- Rededrang
- Ideenflucht
- reduzierte soziale Hemmungen
- vermindertes Schlafbedürfnis
- überhöhte Selbsteinschätzung
- Ablenkbarkeit
- riskantes Verhalten
- gesteigerte Libido
hypomanische Episode
- unterscheiden sich hinsichtlich der geforderten Symptomdauer (vier Tage) sowie dem Vorliegen bestimmter Symptome von manischen Episoden
- Konzentrationsschwierigkeiten und Ideenflucht oder Gedankenrasen
- besonders auffällige Manie-Symptome wie die nachfolgenden gehen eher schon über eine Hypomanie hinaus
- Verlust sozialer Hemmungen
- überhöhte Selbsteinschätzung/Größenwahn
- andauernder Wechsel von Aktivitäten
- rücksichtsloses und tollkühnes Verhalten, ohne dessen Risiken zu erkennen
depressive Episode
- heterogen und bezeichnen eine mindestens zweiwöchige Episode, während derer gleichzeitig mindestens vier Symptome vorliegen müssen
- Hauptsymptome wie depressive Stimmung, Interesselosigkeit, Antriebsminderung (wovon mindestens zwei vorliegen müssen)
- Zusatzsymptome wie Selbstwertverlust, unangemessene Schuldgefühle, wiederkehrende Gedanken an den Tod bzw. Suizidalität, kognitive Defizite, psychomotorische Veränderungen, Schlafstörungen und Appetitstörungen
- gehen häufig mit weiteren körperlichen Symptomen (z.B. Schwitzen) sowie mit weiteren emotionalen Symptomen (z.B. Ängstlichkeit) einher, die nicht diagnoserelevant sind
- ggf. mit psychotischen Symptomen
- Wahngedanken sind nicht bizarr oder kulturell unangemessen
- Halluzinationen treten nicht in Form von kommentierenden Stimmen oder Reden in der dritten Person auf
- am häufigsten sind Größen-, Liebes-, Beziehungsoder Verfolgungswahn bei der Manie bzw. Schuld-, hypochondrischer, nihilistischer, Beziehungs- oder Verfolgungswahn
- ggf. mit somatischem Syndrom (zeichnen sich durch mindestens vier der folgenden Symptome aus)
- deutlicher Verlust von Freude an normalerweise angenehmen Aktivitäten oder Interessenverlust
- mangelnde emotionale Reagibilität
- Früherwachen (Aufwachen zwei oder mehr Stunden vor gewohnter Zeit)
- Morgentief
- beobachtbare psychomotorische Hemmung oder Erregung
- deutlicher Appetitverlust
- Gewichtsverlust (von min. 5 % des Körpergewichts über den Zeitraum der vergangenen vier Wochen)
- deutlicher Libidoverlust
Therapie
- Akutbehandlung einer Episode der bipolaren Erkrankung muss bereits unter Berücksichtigung einer ggf. notwendigen Phasenprophylaxe gestaltet werden
- neben der akuten Symptomatik müssen dafür der anamnestische Verlauf der Erkrankung sowie Risiko- bzw. prädiktive Faktoren für den weiteren Verlauf berücksichtigt werden.
- Ziele zu Beginn einer Behandlung
- Aufbau einer therapeutischen Beziehung
- Einbeziehung von Angehörigen und Bezugspersonen im Einvernehmen mit den Betroffenen
- Aufklärung über Krankheits- und Behandlungskonzepte
- Verhinderung und Behandlung von Selbst- und Fremdgefährdung
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