veröffentlichende Fachgesellschaft: Joint Trauma System – Department of Defense Center of Excellence for Trauma
Klassifikation gemäß AWMF:
Datum der Veröffentlichung: 05.10.2013
Ablaufdatum:
Quelle/Quelllink: https://www.c-tecc.org/images/content/v1-DRAFT-Pediatric-TECC-Guidelines-.pdf
Direct Threat Care (DTC)
- sichere Örtlichkeit aufsuchen; ggf. Feuer erwidern
- Verletzte anweisen sich in sichere Örtlichkeit zu begeben und sich, falls möglich, selbst erstzuversorgen
- Rettung der Verletzten (Abwägung der Gefahr, wenn Verletzte*r nicht reagiert; vorher Planung der Rettung, v.a. wenn der/die Verletzte*r sich nicht bewegen kann)
- lebensbedrohliche äußere Blutungen stoppen, falls taktisch machbar (Druckverband, ggf. auch über der Kleidung; Tourniquet)
Indirect Threat Care (ITC)
Blutungskontrolle
- Untersuchung/Kontrolle hinsichtlich unerkannter Blutungen (falls noch nicht geschehen, Blutung stoppen mittels Druckverband/Tourniquet, auch über der Kleidung)
- Tourniquet so proximal wie möglich
- jede traumatischen Total- oder Teilamputation unabhängig von Blutung mit Tourniquet behandeln
- Tourniquet regelmäßig evaluieren
- Zeitpunkt der Anlage notieren bzw. Tourniquet beschriften
- Woundpacking mit hämostatischer Gaze bei offenen Wunden mit passender Tiefe ins Gewebe
Airway Management
- bei bewusstlosen Patient*innen Esmarch-Handgriff, Wendl-Tubus und stabile Seitenlage (CAVE bei HWS-Verletzungen)
- Patient*innen mit Atemwegsobstruktion oder drohender Atemwegsobstruktion
- Esmarch-Handgriff
- Wendl-Tubus
- Patient*in angenehmste Position wählen lassen, die die Atemwege am besten sichert
- bei bewusstlosen Patient*innen stabile Seitenlage
- falls die vorherigen Maßnahmen frustran verlaufen:
- Thorax unterpolstern
- Sauerstoffgabe
- orale/nasotracheale Intubation
- supraglottische Atemwegshilfe (LT, LaMa)
- chirurgischen Atemwege in Betracht ziehen (Nadel-Kricothyreotomie empfohlen; chirurgische Präparation erst bei Jugendalter)
Breathing
- bei fortschreitender Atemnot und bekanntem oder vermutetem Thoraxtrauma auf Spannungspneumothorax prüfen und ggf. Nadeldekompression durchführen
- min. 18G-Nadel und größte Länge der Nadel
- Punktionsort: 2. ICR mittlere Clavicularlinie oder ggf. laterale Dekompression im 4. – 5. ICR mittlere Axillarlinie
- bei offenen Thoraxverletzungen sofort Okklusionsverband als Abdeckung aufbringen und regelmäßig auf Spannungspneumothorax überprüfen
intravaskulärer Zugang (i.v./i.o.) und Volumentherapie
- bei notwendiger, rascher Flüssigkeitszufuhr i.o.-Zugang vorziehen
- Flüssigkeitstherapie erwägen bei hämorrhagischem Schock, verändertem Bewusstseinszustand und schwachen/fehlenden peripherer Pulsen
- Gabe von 0,9% NaCl-Lösung i.v. (20 mL/kgKG) und regelmäßiger Evaluation; Gabe wiederholen, wenn Schock nach 30 min weiterhin besteht
- bei Patient*innen mit verändertem Bewusstseinszustand aufgrund von SHT mit schwachen/fehlenden Pulsen Flüssigkeitstherapie durchführen bis zum mittleren altersspezifischen systolischen Blutdruck oder wieder spürbaren peripheren Pulsen
- wenn keine i.v.Flüssigkeitsgabe nötig, ist Flüssigkeitsgabe p.o. zulässig wenn der/die Patient*in bei Bewusstsein ist, schlucken kann und kein baldiger chirurgischer Eingriff notwendig ist
Hypothermieprävention
- aufgrund des im Verhältnis zum Körperstamm großen Kopfes besteht hohe Gefahr der Unterkühlung
- sofort Maßnahmen des Wärmemanagements treffen, sobald dies sicher möglich ist und ggf. vorher lebensrettende Sofortmaßnahmen erfolgt sind
- nasse Kleidung durch trockene Kleidung ersetzen oder nasse entfernen und trockene Decken o.Ä. nutzen
- falls vorhanden Wärmedecken verwenden
- wenn intravenöse Flüssigkeitszufuhr erforderlich ist, warme Flüssigkeiten, falls vorhanden, verwenden
penetrierende Augenverletzungen
- schnelle Sehfeld-/Sehschärfeuntersuchung
- Auge mit starrem Augenschutz abdecken (KEIN DRUCK!!!)
regelmäßige Evaluation & weitere Untersuchung
- Secondary Survey (Suche nach weiteren Verletzungen und ggf. Schienung von Frakturen und Anlage Beckenschlinge, falls indiziert)
Analgesie
- orale oder rektale (falls verfügbar) nicht-narkotische Analgesie für leichte bis mittlere Schmerzen (z.B. Tylenol)
- Einnahme nichtsteroidaler entzündungshemmender Medikamente (z. B. Aspirin, Ibuprofen, Naproxen, Ketorolac usw.) bei Traumapatienten vermeiden
- Gabe narkotischer Analgetika über MAD in Betracht ziehen (z.B. Fentanyl)
- zusätzliche Gabe von Antiemetika in Betracht ziehen
- auf unerwünschte Wirkungen wie Atemdepression oder Hypotension überwachen
Antibiotika
- Gabe von Antibiotika bei Verletzten mit offenen Wunden und penetrierenden Augenverletzungen erwägen, wenn sich die Evakuierung verzögert oder nicht durchführbar ist
Verbrennungen
- bei Verbrennungen im Gesicht Inhalationsverletzungen in Betracht ziehen (angesengte Nasen- oder Gesichtshaare oder Ruß in und um die Nasenlöcher
- Überwachung der Atmung und SpO2-Messung
- Rauchgasinhalation kann mit einer erheblichen Kohlenmonoxid- und Zyanidtoxizität verbunden sein
- CO-Intoxikation mit hochdosiertem Sauerstoff behandeln
- Cyanid-Intoxikation mit Antidot (z.B. Cyano-Kit) behandeln
- Abschätzung der VKOF mittels der bekannten Formeln immer in 10 %-Schritten
- Verbrennungen steril mit trockenen, sterilen Verbänden abdecken
- Wärmeverlust und Unterkühlung verhindern
- bei Verbrennungen > 20 % VKOF Flüssigkeitstherapie über i.v.-/i.o.-Zugang
Reanimation
- CPR bei Patient*innen nach Explosionen oder mit penetrierenden Traumata ohne Puls, Atmung oder andere Lebenszeichen, nur wenn Umgebung sicher und ausreichend Kräfte zur Verfügung stehen, sonst eher geringe Erfolgschancen
- bei Patient*innen mit Thorax- oder Polytrauma ohne Atmung oder Puls beidseitige Nadeldekompression in Betracht ziehen
- unter bestimmten Umständen, wie z. B. Stromunfall, Ertrinken, atraumatischer Herzstillstand oder Unterkühlung, kann Durchführung einer HLW von Vorteil sein und unter Berücksichtigung der taktischen Situation erwogen werden
Evacuation Care (EVAC)
- alle Maßnahmen reevaluieren
Airway Management
- siehe Indirect Threat Care (ITC) – Airway Management
- wenn Patient*in intubiert und maschinell beatmet, lungenschonende Beatmung in Betracht ziehen und Patient*innen mit potenziellem Pneumothorax regelmäßig auf Verschlecherung untersuchen
- Verletzungsmechanismus und die Notwendigkeit einer Ruhigstellung der Wirbelsäule berücksichtigen, bei
- Schmerzempfindlichkeit auf der Mittellinie der HWS
- neurologischer Beeinträchtigung
- verändertem Bewusstseinszustand
- ablenkenden Verletzungen
Breathing
- Reevaluation bei anhaltender oder zunehmender Atemnot
- Wiederholung der Nadeldekompression erwägen
- Anlage Thoraxdrainage erwägen, wenn sich die Atemnot nach der Dekompression nicht bessert und/oder ein langer Transport/Lusttransport ansteht
- bei offenen Thoraxwunden sofortiges Anbringen eines Okklusivverbands (Patient*in auf die mögliche Entwicklung eines Spannungspneumothorax untersuchen)
- Verabreichung von Sauerstoff kann bei allen traumatisch verletzten Patienten, , insbesondere bei
- niedriger Sauerstoffsättigung
- Verletzungen, die mit einer eingeschränkten Sauerstoffzufuhr einhergehen
- bewusstlosen Patient*innen
- Patient*innen im Schockzustand
- Patient*innen, welche sich in großen Höhen befinden
- Patient*innen mit Pneumothorax
Bleeding
- Wunden vollständig freilegen, um unerkannte Blutungen zu erkennen und alle Quellen größerer Blutungen zu kontrollieren
- falls noch nicht angelegt, Anlage eines Tourniquet oder Druckverband, oder Kontrolle von schon angelegten Tourniquets
- wenn die Blutung nicht gestoppt werden kann oder sich der Transport verzögert, Anlage neuer Druckverband/Tourniquet unmittelbar über dem ersten
- Überprüfung distale Pulse an Gliedmaßen, an welchen Druckverband/Tourniquet angelegt wurde
- wenn distaler Puls noch vorhanden, Tourniquet engerstellen oder zweites Tourniquet anlegen
Volumentherapie
- Reassessment hinsichtlich hämorrhagischen Schock (veränderter Bewusstseinszustand ohne Hirnverletzung, schwache oder fehlende periphere Pulse)
- Zielblutdruck: systolischer Zielblutdruck (min. systolischer Blutdruck = 70 + (Alter x 2) oder mittlerer arterieller Druck > 50 mmHg bei Kindern unter 10 Jahren
- Anlage pVK, falls noch nicht vorhanden; ggf. i.o.-Zugang in Betracht ziehen
Hypothermie-Prävention
- weiterhin alle Maßnahmen zum Wäreerhalt durchführen
- Exposition ggü. äußeren Einflüssen minimieren
- nasse Kleidung durch trockene Kleidung ersetzen; falls vorhanden, Wärmedecken verwenden
- Gabe warmer Infusionen
Analgesie
- leichte Schmerzen
- orale, nicht-narkotische Analgetika in Betracht ziehen
- keine NSAR
- mäßige bis starke Schmerzen
- ggf. Fentanyl oder Ketamin über MAD in Betracht ziehen
- zusätzliche Gabe von Antiemetika in Betracht ziehen
- auf unerwünschte Wirkungen wie Atemdepression oder Hypotonie achten
Verbrennungen
- siehe Indirect Threat Care (ITC) – Verbrennungen
- frühzeitiges Atemwegsmanagement in Betracht ziehen, wenn die Evakuierung länger dauert und der/die Patient*in Anzeichen einer signifikanten thermischen Schädigung der Atemwege aufweist (z. B. angesengte Gesichtsbehaarung, orale Ödeme, Ruß im hinteren Rachenraum und Atembeschwerden)
Reanimation
- CPR in der Evakuierungsphase von größerer Rolle, insbesondere bei Patienten mit Stromunfall, Unterkühlung, nicht traumatischem Herzstillstand oder Beinahe-Ertrinken
- bei Kleinkindern mit sich verschlechterndem kardiopulmonalen Status Beatmung in Betracht ziehen
- bilaterale Nadeldekompression bei Patient*innen mit Thorax- oder Polytrauma ohne Atmung oder Puls in Betracht ziehen
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