veröffentlichende Fachgesellschaft: Deutsche Gesellschaft für Neurologie
Klassifikation gemäß AWMF: S2e
Datum der Veröffentlichung: 10.05.2021
Ablaufdatum: 31.05.2024
Quelle/Quelllink: https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/030-046.html
Definition
- akutes fokales neurologisches Defizit aufgrund einer umschriebenen Minderdurchblutung des Gehirns
Anwendung von Screening-Tools
- bei akut auftretenden neurologischen Symptomen prähospital etablierte Skala (FAST) zum Schlaganfall-Screening angewenden, da dies auch Einfluss auf Transportziel und -modalität haben kann
- Verschluss eines großen intrakraniellen Gefäßes ist auch bei Vorliegen der Kombination von Hemiparese und kortikalen Symptomen (z.B. Aphasie, Neglect, Blickparese) wahrscheinlich
Diagnostik und Therapie
Sauerstoffgabe
- bei SpO2 < 95 % Sauerstoffgabe, um Normoxämie zu erreichen
- keine routinemäßige Sauerstoffgabe
Glukosestoffwechsel
- in den ersten 72 Stunden nach Aufnahme BZ-Spiegel-Überwachung und Einleitung geeigneter Therapie bei Hyperglykämie (BZ > 180 mg/dL)
- Hypoglykämie (< 60 mg/dL) vermeiden und umgehend ausgleichen, z.B. mit 20 – 60 mL Glucose 40%)
- keine prästationäre Gabe von Insulin
Körpertemperatur
- Temperaturmessung im 4-h-Abstand für die ersten 48 h
- bei akuten Schlaganfallpatienten mit Temperaturerhöhung (>37,5°C) sollte nach der Ursache suchen
- bei Temperatur > 37,5 °C ggf. Behandlung mit Antipyretikum
- keine prohphylaktische Antipyretika-Gabe
Blutdruckmanagement
- Blutdruckmessung bei Patienten mit vermutetem Schlaganfall
- Blutdruckmessung im 4-Stunden-Abstand für die ersten 48 h
- Messintervall-Verkürzung bei erhöhten/erniedrigten Werten
- pharmakologische Wirkstoffe und Verabreichungswege so wählen, dass RR-Abfall vermieden wird
- bei RRsys < 120 mmHg und Hinweisen auf Exsikkose sollte kristalloide Infusionslösung verabreicht werden
- bei RR sys > 220 mmHg oder RRdia > 120 mmHg in den ersten 24 Stunden moderate Senkung (< 25 %)
- bei Patienten mit erhöhtem Blutdruck, die für systemische Thrombolyse oder endovaskuläre Schlaganfalltherapie in Betracht kommen, Blutdruck auf ≤ 180/105 mmHg senken
- Behandlung erhöhter Blutdruckwerte, wenn ein hypertensiver Notfall mit mind. einer der folgenden schwerwiegenden medizinischen Begleiterscheinungen vorliegt:
- hypertensive Enzephalopathie
- hypertensive Nephropathie
- hypertensive Herzinsuffizienz/Myokardinfarkt-Aortendissektion
- Präeklampsie/Eklampsie
- intrazerebrale Blutung mit systolischem Blutdruck > 200 mmHg
apparatives Monitoring
- akute Schlaganfallpatienten (TIA und Hirninfarkt) min. in den ersten 2-3 Tagen überwachen
- apparatives Monitoring sollte mindestens Blutdruck, Herzfrequenz, EKG, Atmung, Sauerstoffsättigung und Körpertemperatur umfassen
- intermittierend bestimmte Messwerte (Blutdruck, Körpertemperatur) sollten mindestens 4-stündlich bestimmt werden
Thromboseprophylaxe
- prophylaktische Antikoagulation mit unfraktioniertem Heparin (UFH) (5000 IU 2 -3 x täglich) kann bei immobilen Patienten mit ischämischem Schlaganfall erfolgen, wenn der Nutzen einer Verringerung des Risikos venöser Thromboembolien hoch genug ist, um die mit ihrer Anwendung verbundenen erhöhten Risiken intrakranieller und extrakranieller Blutungen auszugleichen
Prophylaxe epileptischer Anfälle
- einzelner, selbstlimitierender Anfall, der zu Beginn oder innerhalb von 24 Stunden nach einem ischämischen Schlaganfall auftritt, nicht langfristig mit Antiepileptikum behandeln
- wiederkehrende Anfälle bei Patienten mit ischämischem Schlaganfall sollten gemäß Behandlungsempfehlungen für Anfälle bei anderen neurologischen Erkrankungen behandelt werden
Transport in Stroke Unit
- alle akuten Schlaganfallpatienten auf Stroke Unit behandeln
- Patienten mit TIA-Symptomatik innerhalb der letzten 48 h umgehend auf einer Stroke Unit behandeln
- bei Patienten, deren Symptomatik länger als 14 Tage zurückliegt, ist in der Regel ambulante Abklärung ausreichend, die schnellstmöglich, jedoch binnen eines Monats nach Symptombeginn komplettiert werden sollte
Sei der Erste der einen Kommentar abgibt